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Schwarzes Loch im Zentrum der Milchstraße verschlingt mysteriöses Objekt – Forscher schauen zu

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Von: Tanja Banner

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Das mysteriöse Objekt X7 wird vom schwarzen Loch Sagittarius A* angezogen und dabei langsam zerrissen.
Das mysteriöse Objekt X7 wird vom schwarzen Loch Sagittarius A* angezogen und dabei langsam zerrissen. © Anna Ciurlo/UCLA

Das mysteriöse Objekt X7 befindet sich nah am schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße – und dürfte bald verschlungen werden.

Los Angeles – Im Zentrum der Milchstraße befindet sich ein supermassereiches schwarzes Loch, das im vergangenen Jahr von einer Forschungsgruppe erstmals aufgenommen wurde. Bekannt ist das schwarze Loch namens Sagittarius A* (Sgr A*) jedoch bereits seit den 1970er Jahren. Seit etwa 20 Jahren beobachten Forscherinnen und Forscher ein längliches Objekt mit dem Namen X7 in der Nähe des supermassereichen schwarzen Lochs und rätseln, worum es sich handelt.

Nun hat eine Gruppe von Astronominnen und Astronomen aus der UCLA Galactic Center Group die Beobachtungsdaten der vergangenen 20 Jahre ausgewertet und macht einen Vorschlag, worum es sich handeln könnte: Das mysteriöse Objekt, das dem schwarzen Loch sehr nahe kommt, könnte eine Wolke aus Staub und Gas sein, die bei der Kollision zweier Sterne entstanden ist. Die Studie dazu wurde im Fachmagazin The Astrophysical Journal publiziert.

Objekt X7 wird von schwarzem Loch in die Länge gezogen

Im Laufe der Zeit hat sich die Form des ungewöhnlichen Objekts X7 verändert, berichtet Anna Ciurlo von der University of California, Los Angeles (UCLA), die Hauptautorin der Studie. „Kein anderes Objekt in dieser Region hat solch eine extreme Entwicklung gezeigt“, betont Ciurlo in einer Mitteilung. „Es begann in Kometenform und man dachte, es erhält seine Form möglicherweise von Sternenwinden oder Partikelstrahlen des schwarzen Lochs.“

Doch innerhalb der 20 Jahre, in denen das Objekt beobachtet wurde, wurde es immer weiter in die Länge gezogen. „Irgendetwas muss diese Wolke auf ihren besonderen Weg und in ihre besondere Ausrichtung gebracht haben“, vermutet Ciurlo. X7 hat eine Masse von etwa 50 Erden, bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von etwa vier Millionen Kilometern pro Stunde und benötigt für eine Umrundung des schwarzen Lochs etwa 170 Jahre.

Mysteriöses Objekt X7 wird bald vom schwarzen Loch verschluckt

Die Wissenschaftler sind sich jedoch nicht sicher, ob X7 noch eine ganze Umrundung schafft: Das Forschungsteam geht davon aus, dass X7 etwa im Jahr 2036 seine größte Annäherung an Sagittarius A* erreichen und dann unweigerlich von dem schwarzen Loch angezogen und letztlich verschluckt wird. „Wir gehen davon aus, dass die starken Gezeitenkräfte, die das schwarze Loch ausübt, X7 schließlich auseinanderreißen werden, bevor es auch nur eine Umlaufbahn vollendet hat“, erklärt Mark Morris, der an der Studie mitgearbeitet hat.

Das Keck-Teleskop hat diese Aufnahmen von X7 in der Nähe des schwarzen Lochs Sagittarius A* gemacht.
Das Keck-Teleskop hat diese Aufnahmen von X7 in der Nähe des schwarzen Lochs Sagittarius A* gemacht. © A. Ciurlo et al./UCLA GCOI/W. M. Keck Observatory

In ihrer Studie beschreibt die Forschungsgruppe, wie X7 entstanden sein könnte. „Eine Möglichkeit ist, dass Gas und Staub im Moment einer Sternenverschmelzung ausgestoßen wurden“, weiß Ciurlo. „Das ausgestoßene Gas produzierte möglicherweise X7-ähnliche Objekte.“ In der Nähe eines schwarzen Lochs ist die Verschmelzung von Sternen nicht selten. „Es ist ein sehr chaotischer Prozess: Die Sterne kreisen umeinander, kommen sich näher, verschmelzen und der neue Stern ist in einer Staub- und Gaswolke versteckt“, erklärt Ciurlo. „X7 könnte Staub und Gas sein, das von einem verschmolzenen Stern ausgestoßen wird, der noch irgendwo da draußen ist.“

Das Forschungsteam will X7 mithilfe des Keck-Teleskops weiter beobachten und genau analysieren, was mit dem Objekt passiert, wenn es sich dem schwarzen Loch weiter annähert. (tab)

Ein anderes Forschungsteam hat Hinweise auf ein schwarzes Loch entdeckt, das „schläft“.

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