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Rätsel um mysteriöse Tiefsee-Eier gelöst: Dahinter steckt ein Geisterhai mit weißen Augen

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Von: Carolin Gehrmann

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Mysteriöse Eier stellten Wissenschaftler jahrelang vor ein Rätsel. Nun steht endlich fest: Sie wurden von einem „Geisterhai“ in der Tiefsee abgelegt.

Gascoyne Marine Park (Australien) – Zwei Drittel aller Lebewesen in der Tiefsee sind den Menschen unbekannt. Mysteriöse Seekreaturen gibt es zahlreiche. Eine davon rückte jetzt ins Licht der Wissenschaft und erhielt auch einen Namen. Apristurus ovicorrugatus heißt der neu entdeckte Geisterhai mit den „gruseligen“, weißen Augen, der vor der Küste Australiens gefunden wurde.

Vor Jahren wurden bereits seine Eier entdeckt. Jahrelang haben Forschende gerätselt, welches Tier sie in der Tiefsee abgelegt haben könnte. Ihre langwierige, beständige Suche zahlte sich am Ende doppelt aus, denn sie entdeckten dabei eine neue Spezies. Immer wieder gelingen Forschenden solche Funde, die die jahrelange, oft zähe Arbeit belohnen.

Neuer „Geisterhai“ in Australien entdeckt – nach über zehn Jahren der Suche

Entsprechend groß dürfte auch in diesem Fall die Freude der Wissenschaftler gewesen sein, als sie nach über zehn Jahren endlich der geisterhaften Tiefsee-Kreatur in die leuchtend weißen Augen blickten, nach der sie so lange in den Weiten des Meeres gesucht hatten. Denn das hatte vor ihnen noch niemand.

Bei dem „Geisterhai“ Apristurus ovicorrugatus handelt es sich um eine bisher unbekannte Spezies. Sie stechen vor allem durch ihr einzigartiges Aussehen hervor: Neben der leuchtend-weißen Iris und den schwarzen Pupillen haben sie auch noch eine abgeflachte, längliche Schnauze. „Etwas gruselig“, findet es Helen O‘Neill, die Teil des Forschungsteams war, im Gespräch mit der New York Times – daher auch der Name.

Geisterhai Apristurus ovicorrugatus
Geisterhai Apristurus ovicorrugatus © William T. White/Journal of Fish Biology

Der Geisterhai hat „gruselige“ weiße Augen

Warum die Tiere so leuchtend-helle Augen haben, kann sich die Wissenschaftlerin nicht erklären. Für Tiefseefische ist das eigentlich ungewöhnlich. Sie vermutet, dass es den kleinen Haien helfen könnte, in der Dunkelheit der Tiefsee besser zu sehen, erklärt sie. Ihre Forschungsergebnisse um den neuen Geisterhai haben O‘Neill und ihre Kollegen im April im Journal of Fish Biology unter dem Namen „What came first, the shark or the egg?“ veröffentlicht.

Darin beschreiben sie im Detail das Rätsel um die unbekannten Eier und die darauffolgende Suche nach der Kreatur, die sie hervorgebracht hatte. Bereits 2011 entdeckten die Wissenschaftler mysteriöse, etwa sechs Zentimeter lange und zwei Zentimeter breite Gebilde mit gerippter Oberfläche inmitten von nicht-katalogisiertem Material des Western Australian Museums (WAM) in Hobart in Westaustralien.

Geisterhai entdeckt: Rätselhafte Eier mit spezieller Struktur führten zu neuer Art

Alle Versuche der Meeresbiologen, die Eier einer bekannten Art zuzuordnen, liefen ins Nichts. Den Forschern war zwar schnell klar, dass sie zur Gattung der Apristurius, einer Unterform der Katzenhaie, gehören mussten. Jedoch unterschieden sich die Eier in ihrer Form von allen anderen der etwa 40 bekannten Arten von Katzenhaien. Es musste sich also um eine neue, bisher unentdeckte Spezies handeln.

Katzenhaie (Scyliorhinidae):

Katzenhaie verdanken ihren Namen der charakteristischen Form ihrer Augen. Sie haben relativ große Augen mit länglichen Pupillen, die an die Augen von Katzen erinnern. Außerdem haben sie eine Nickhaut. Sie schließen ihre Augen also mit dem unteren Lid.

Katzenhaie gehören zu den kleineren Haiarten. Als sogenannte „Gründler“ oder Bodenfresser leben und ernähren sie sich auf dem Meeresgrund. Um sich fortzupflanzen, legen sie Eier, an denen sich lange Fäden befinden. Sie dienen dazu, die Eier beispielsweise an Korallen zu befestigen, um zu verhindern, dass sie von der Strömung fortgerissen werden.

Eine Unterform der Katzenhaie ist die Gattung Apristurus, die sogenannten Geister- oder Dämonenkatzenhaie, zu der auch die neuentdeckte Art gehört.

(Quelle: Fishbase.org)

Das Neuartige an den Eiern war, dass die Rillen im Querschnitt eine T-Form aufwiesen, was sonst bei keiner bekannten Art der Fall war. Der Namenszusatz ovicorrugatus, den die neu entdeckte Art erhielt, stammt von diesen Strukturen auf den Eiern. „Nur eine andere Art auf der Welt hat solche Rillen auf der Eihülle, aber die gehören zu einer ganz anderen Gattung“, erklärt Studienleiter William White gegenüber livescience.com.

Eier Geisterhai Apristurus ovicorrugatus
Eier des neu entdeckten Geisterhais Apristurus ovicorrugatus © William T. White/Journal of Fish Biology

Der Durchbruch in der Suche nach dem „Geisterhai“ gelang zufällig

Der Beweis, den die Forscher brauchten, um ihre Theorie von einer neuen Spezies zu untermauern, blieb vorerst aus. Der Durchbruch erfolgte dann Ende 2022. Vor der australischen Westküste stießen die Forschenden bei einem Tauchgang zufällig auf frische Eiablagen. In einem befand sich sogar ein bereits relativ weit entwickelter Embryo. Das war das Puzzlestück, das den Wissenschaftlern noch gefehlt hatte.

Forscher entdeckten beim Tauchen ein Ei mit einem Embryo des Geisterhais

„Wir hatten großes Glück“, sagt O‘Neill der New York Times. Anhand des Embryos ließ sich dann endlich zeigen, dass die Forscher tatsächlich auf einen bisher unbekannten Geisterhai gestoßen waren – und auf einen ganz besonderen noch dazu. Denn leuchtend-weiße Augen sind in der Tiefsee eine echte Seltenheit.

Auch der legendäre gigantische Urzeit-Hai Megalodon gibt der Wissenschaft Rätsel auf. Er gilt seit über drei Millionen Jahren als ausgestorben. Doch immer wieder soll es angebliche Sichtungen gegeben haben. Wahrscheinlicher ist aber, dass es sich dabei um Verwechslungen handelt. Denn es gibt auch andere, sehr große Haiarten. Zuletzt sichteten Forscher eines der Tiere, das größer als ihr U-Boot gewesen sein soll.

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