Die Erde begann sich 2022 plötzlich schneller zu drehen
Die Erde dreht sich in 24 Stunden einmal um sich selbst. Wie Wissenschaftler herausfanden, ist dies nicht immer der Fall - an manchen Tagen ist die Erdrotation schneller.
Stuttgart - Um sich einmal um sich selbst zu drehen, benötigt die Erde 24 Stunden oder auch 86.400 Sekunden. Doch das ist nicht immer der Fall, wie Wissenschaftler festgestellt haben. In der Vergangenheit hat sich unser Planet schon mehrmals schneller gedreht, also für eine Umdrehung weniger als 24 Stunden gebraucht. Zuletzt war das am 29. Juni 2022, der Fall. Doch wie kommt es zu dem Phänomen? BW24 kennt die Gründe und erklärt, wie sich die schnellere Rotation auf uns auswirkt.
Neuer Rekord: Seit 1960 hat sich die Erde noch nie so schnell gedreht
Wissenschaftler haben gemessen, dass der 29. Juni 2022 kürzer war: Die Erde hat sich an diesem Tag 1.59 Millisekunden schneller gedreht, als üblich. Und damit einen Rekord aufgestellt: So schnell hat sich die Erde seit 1960 noch nie gedreht. Dieses Phänomen hat seit Beginn der Messungen 1960 schon mehrmals stattgefunden. Anhand von Atomuhren messen die Forscher hierbei die Zeit für eine Erdumdrehung. Die 28 kürzesten Tage fanden zum Beispiel alle 2020 statt, wie wetter.de berichtet. Am 26. Juli 2020 war der kürzeste Tag - damals drehte sich die Erdkugel 1,50 Millisekunden schneller.
Mehrere Faktoren tragen dazu bei, dass die Erde schneller rotiert. Die Gezeiten etwa spielen bei der Erdumdrehung eine große Rolle. Die Gezeiten verformen die Erde und haben dadurch auch einen Einfluss auf deren Rotation. Aber auch seismische Aktivität, Gletscherbildung, das Wetter, die Ozeane und das Erdmagnetfeld können die Drehgeschwindigkeit beeinflussen. So unglaublich es klingt: Fallendes Laub im Herbst hat ebenfalls Auswirkungen auf die Erdrotation.
Auch das sogenannte „Chandler-Wackeln“ ist ein Grund. Dieses bezeichnet eine kleine, gelegentliche Bewegung der geografischen Pole der Erde über der Erdoberfläche. Kurz gesagt: Die Erde eiert leicht, wenn sie sich dreht. Das Chandler-Wackeln findet jedoch nicht durchgängig statt. 2017 bis 2020 trat das Phänomen überhaupt nicht mehr auf. Eine Erklärung haben die Wissenschaftler hierfür allerdings nicht. Auch, ob der Klimawandel einen Einfluss auf die Erdrotation hat, ist noch immer ungewiss.
Schnellere Erdrotation hat Auswirkungen auf unsere IT
Würde die Erdrotation immer schneller werden, müssten wir eine erste negative Schaltsekunde einführen. Für unsere Uhren, die auf den Vorgaben der Atomuhren basieren, eine Sekunde überspringen. Das hört sich im ersten Moment nicht nach einer großen Auswirkung auf unser Leben an. Doch tatsächlich hätte dies einen Einfluss auf unsere IT. Da Smartphones, Computer oder etwa GPS-Systeme auf äußerst genaue Zeitsysteme angewiesen sind, könnte die zusätzliche Sekunde Chaos anrichten. Bereits in der Vergangenheit traten solche Probleme auf, als positive Schaltsekunden eingeführt wurden.

Große Sorgen müssen wir uns allerdings nicht machen. Denn anstatt sich schneller zu drehen, wird die Erde zunehmend langsamer. In den vergangenen Jahrhunderten hat sich die Tageslänge auf unserem Planeten etwa alle hundert Jahre verlängert. Seit 1972 wurde daher 27 Mal eine Schaltsekunde einführt, um sicherzugehen, dass unsere Uhren richtig gehen. Zuletzt war dies am 31. Dezember 2016 der Fall.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.
Doch was würde passieren, wenn sich die Erde noch schneller dreht? Neben weitaus kürzeren Tagen würden auch Satelliten aus ihrer Bahn geworfen werden.