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Mutlos am Main – Niclas Füllkrug ahnte die Werder-Niederlage in Frankfurt und sieht ein großes Problem

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Von: Björn Knips

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Niclas Füllkrug haderte bei der 0:2-Pleite gegen Eintracht Frankfurt mit dem mutlosen Auftritt des SV Werder Bremen.
Niclas Füllkrug haderte bei der 0:2-Pleite gegen Eintracht Frankfurt mit dem mutlosen Auftritt des SV Werder Bremen. © Imago Images/Jürgen Kessler

Niclas Füllkrug ist nach der 0:2-Niederlage des SV Werder Bremen gegen Eintracht Frankfurt bedient - vor allem die Art und Weise des Bremer Auftritts verärgert den Stürmer, der deutliche Kritik am mutlosen Verhalten seiner Mitspieler übt.

Frankfurt – Niclas Füllkrug hatte da offenbar so eine Vorahnung. „Boah sind wir schlecht!“, schimpfte der Stürmer des SV Werder Bremen am Freitag beim Abschlusstraining für das Bundesligagastspiel bei Eintracht Frankfurt. Einen Tag später setzte es dort dann eine hochverdiente 0:2 (0:1)-Niederlage, was für einen Aufsteiger bei einem so starken Champions-League-Achtelfinalisten wahrlich kein Beinbruch ist. Aber die Art und Weise sorgte dann doch für sehr große Enttäuschung – vor allem auch bei Füllkrug: „Wir spielen im Moment mit sehr wenig Mut und Risikobereitschaft. Wenn wir freie Füße am gegnerischen Sechzehner haben, dann kann es nicht sein, dass wir am Ende beim Torwart landen. Und das passiert bei uns doch ziemlich oft. Wir haben wenig Torchancen, damit kann ich nicht so gut leben.“ Zumal der Angreifer in Frankfurt ein grundsätzliches Problem ausgemacht hat.

„Jeder Gegner ist jetzt ziemlich gut auf uns eingestellt, weil wir zum zweiten Mal gegen ihn spielen. Jede Mannschaft weiß, wo wir den einen oder anderen Spieler haben, der Situationen auflösen kann, der Bälle vorne behält und nicht nach hinten spielt“, analysierte Niclas Füllkrug und forderte: „Da müssen dann andere Leute einfach mehr Verantwortung übernehmen, die frei werden, die die Situation haben.“ Es sei mitnichten eine Systemfrage, so der 30-Jährige. In der bevorzugten 3-5-2-Grundordnung von Trainer Ole Werner habe es auch in Frankfurt genügend Spielraum gegeben, um gefährlich nach vorne zu kommen. Nur sei der eben nicht genutzt worden.

Niclas Füllkrug übt nach Werder Bremens Pleite gegen Eintracht Frankfurt Kritik an sich und seinen Mitspielern

Und auch die Ausfälle wichtiger Spieler wie zum Beispiel Mitchell Weiser als kreative rechter Schienenspieler wollte Füllkrug als Erklärung nicht gelten lassen. „Die Räume waren vor allem in der Mitte.“ Und da mühten sich Ilia Gruev, Niklas Schmidt und Jens Stage als Mittelfeldspieler vergeblich um spielerisch Struktur und wagten nur selten einen öffnenden Pass. Von Marvin Ducksch als hängende Spitze ging ebenfalls keine Inspiration aus. Und Niclas Füllkrug selbst? „Ich habe in der zweiten Halbzeit auch eine Phase gehabt, wo mir jeder Ball weggesprungen ist, ich ausgerutscht bin. Aber ich finde es dann trotzdem wichtig, dass man sich weiter anbietet und weiter mutig und risikobereit ist. Den Anspruch muss jeder haben, finde ich.“

Werder Bremen hatte allerdings von Beginn an etwas lethargisch gewirkt. Das galt im Speziellen für Anthony Jung, der eine weite Freistoß-Hereingabe an den langen Pfosten über sich hinwegsegeln ließ. Gegenspieler Kristijan Jankic passte den Ball in die Mitte, wo Marco Friedl dann ein unglückliches Eigentor fabrizierte (7.). „Das ist kein Start, den man braucht, um auswärts hier bei Eintracht Frankfurt zu spielen“, ärgerte sich Trainer Ole Werner – und nicht nur darüber: „Uns haben Mut, Überzeugung und Qualität gefehlt. Wir haben es nicht geschafft, einen Fuß in die Tür zu bekommen.“ Der Coach verwies dabei - anders als Füllkrug – auch auf die personelle Situation. Neben dem verletzten Weiser fehlten zwei weitere Stammspieler: Christian Groß (krank) und Leonardo Bittencourt (gesperrt). Weil auch Felix Agu und Manuel Mbom schon länger ausfällen, hätten ihm nur 16 Feldspieler aus dem Profi-Kader zur Verfügung gestanden. Das gehöre eben auch zur Wahrheit und könne sich gerade gegen solch starke Gegner wie Eintracht Frankfurt deutlich bemerkbar machen.

Auch Ole Werner ärgert sich über Werder Bremens lethargischen Auftritt gegen Eintracht Frankfurt

Die Eintracht, die sich nicht vom bevorstehenden Fußballfest am Dienstag gegen den SSC Neapel ablenken ließ, hatte alles im Griff. Die Gäste liefen nur hinterher und verloren schnell wieder den Ball, wenn sie ihn denn überhaupt mal erobert hatten. Von einem geordneten Spielaufbau konnte keine Rede sein. Der tapfer kämpfende Abwehrchef Niklas Stark suchte oft vergeblich nach Anspielstationen und schaufelte die Kugel dann gerne mal ins Nichts. Die sonst so effektiven Bälle auf Füllkrug kamen entweder nicht an oder dessen Ableger blieben ungenutzt. Es war kaum mit anzusehen. Und wenn sich Werder Bremen tatsächlich mal nach vorne gespielt hatte, wurde lieber der Rückwärtsgang eingelegt, um keinen Fehler zu machen. So endete einmal ein vielversprechender Angriff tatsächlich ganz hinten bei Keeper Jiri Pavlenka. Da wunderten sich sogar die Eintracht-Fans.

Torchancen gab es erst ganz zum Schluss. Da traf Niclas Füllkrug sogar, wurde aber wegen einer knappen Abseitsposition zurückgepfiffen. Es wäre auch nur der Anschlusstreffer gewesen. Denn Werder Bremen hatte wie schon in der ersten Halbzeit nach der Pause erneut unkonzentriert begonnen. Erst wurde bei einem Einwurf gepennt, dann bei einer Flanke - und schließlich fehlte im Zentrum gleich zwei Mal der nötige Zugriff, so dass auch eine tolle Parade von Pavlenka nicht half: Randal Kolo Muani schob locker zum 2:0 ein (52.).

Niclas Füllkrug über die „schmerzende Realität“ nach Werder Bremens Niederlage gegen Eintracht Frankfurt

Auch danach blieb Werder Bremen ziemlich mutlos am Main. Coach Werner wartete dennoch sehr lange mit Impulsen von außen, brachte erst in der 67. Minute neues Personal (Philipp und Buchanan für Jung und Stage). Doch diese Wechsel verpufften. Erst die Hereinnahme von Eren Dinkci (für Schmid) sorgte ab der 85. Minute für etwas Belebung der Offensive. Dass Werner so spät mit einem zusätzlichen Stürmer, der anders als Philipp auch so agieren durfte, mehr ins Risiko ging, passte zum Bremer Auftritt gegen Eintracht Frankfurt. Zu groß war vielleicht auch die Sorge, gegen die schnellen Gastgeber bei Kontern unter die Räder zu kommen. Immerhin das hatte Werder verhindern können.

Am Ende stand die sechste Niederlage aus den letzten acht Spielen. Keine schöne Bilanz. Angesichts der beiden letzten Gegner aus dem oberen Bundesliga-Regal (Frankfurt und Dortmund) aber auch keine Überraschung, womit sich Niclas Füllkrug allerdings nur schwerlich abfinden konnte: „In der Hinrunde konnten wir solche Gegner teilweise noch ärgern. Im Moment ist es die schmerzende Realität, dass das nicht mehr der Fall ist, weil wir einfach unnötige Gegentore kriegen und viel zu wenig Torchancen kreieren.“ Das soll sich nächsten Samstag im Heimspiel gegen den VfL Bochum ändern, damit der Vorsprung auf den Relegationsplatz von nun acht Punkten nicht weiter schrumpft. (kni)

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