Wertvoller Weiser: Werder will Vertrag verlängern, erste Gespräche gab es schon

Mitchell Weiser zählt beim SV Werder Bremen zu den absoluten Leistungsträgern und ist elementar für das Bremer Offensivspiel. Wenig verwunderlich also, dass der Verein jetzt mit dem 28-Jährigen verlängern will.
Bremen – Erst prellt er den Fußball ganz lässig im Stile eines Basketballers, dann legt er den linken Arm um die Schulter von Mitspieler Leonardo Bittencourt und flachst mit ihm: Mitchell Weiser ist der Spaß an der Arbeit beim SV Werder Bremen selbst auf dem kurzen Weg zum Abschlusstraining vor dem Auswärtsspiel am Samstag beim FC Augsburg (15.30 Uhr, im DeichStube-Liveticker) deutlich anzusehen. Dieses Wohlgefühl will Werder nutzen – für eine vorzeitige Verlängerung des im Sommer 2024 auslaufenden Vertrags. Die ersten Gespräche gab es bereits.
„Wir sind mit seiner Agentur im Austausch. Wir haben großes Interesse, den Vertrag mit ,Mitch‘ zu verlängern“, berichtet Clemens Fritz als Werder Bremens Leiter Profifußball auf Nachfrage der DeichStube. Kein Wunder, denn Mitchell Weiser ist extrem wertvoll für die Grün-Weißen. Nach seiner Sprunggelenksverletzung im Spiel gegen Dortmund wurde der 28-Jährige gegen Frankfurt (0:2) und Bochum (3:0) schmerzlich vermisst. Jetzt ist er zurück und soll in Augsburg vor allem wieder für Spielwitz auf der rechten Seite sorgen.
Werder Bremens Mitchell Weiser dank starker Leistungen Kandidat für die deutsche Nationalmannschaft
Mitchell Weiser gehört in der Bundesliga zu den besten defensiven Außenbahnspielern – zumindest hat ihn das Fachmagazin „kicker“ in diese Kategorie einsortiert. Der gebürtige Troisdorfer kann auch als offensiver Rechtsverteidiger bezeichnet werden, der außen vor einer Dreierkette Dampf nach vorne machen soll. Bei Werder Bremen noch mehr als anderswo, weil Trainer Ole Werner da gerne asymmetrisch agieren lässt. Während Weiser weit nach vorne schiebt, hält sich auf der anderen Seite Anthony Jung etwas zurück. Mit acht Assists führt Weiser nicht nur die interne Wertung an, sondern liegt auch ligaweit auf einem bemerkenswerten dritten Rang. Einen Treffer hat er dazu noch selbst erzielt.
Inzwischen wird Mitchell Weiser, der gegen den FC Augsburg in die Startelf des SV Werder zurückkehren könnte, sogar als Kandidat für die Nationalmannschaft gehandelt. Es wäre keine ganz große Überraschung mehr, sollte ihn Bundestrainer Hansi Flick zu den nächsten Länderspielen Ende März einladen. Neben Niclas Füllkrug sogar einen zweiten deutschen Nationalspieler zu haben, das hätte gewiss was für Werder Bremen. Es könnte sich aber auch auf die Vertragsverhandlungen auswirken. Denn dadurch dürften noch mehr Clubs auf Weiser aufmerksam werden und ihr Interesse bekunden. Im Winter gab es noch keine relevanten Angebote.
Werder Bremen müsste für eine Vertragsverlängerung von Mitchell Weiser tief in die Tasche greifen
Allerdings ist der Ex-Leverkusener da auch ein gebranntes Kind. Bei Bayer kam er gar nicht zurecht. Stolze zwölf Millionen Euro hatte der Werksclub im Sommer 2018 als Ablöse an Hertha BSC überwiesen. Doch weder Club noch Spieler wurden gemeinsam glücklich. Erst in Bremen fand Mitchell Weiser wieder seinen Spaß am Fußball, erst als Leihspieler in der 2. Liga, dann als feste Verpflichtung. Wie ernst er diese Chance an der Weser nahm, zeigt eine Randgeschichte. Weiser kam nicht allein nach Bremen, sondern brachte auch seine Frau und die zwei Kinder mit. Dabei war die Zusammenarbeit eigentlich nur auf neun Monate angelegt, denn Werder Bremen kann sich so einen Spieler gar nicht leisten. Bayer Leverkusen übernahm fast 90 Prozent des Gehalts. Weil es Weiser bei Werder aber so gut gefiel, verzichtete er im Sommer selbst auf viel Geld, um fest zu wechseln. Dafür unterschrieb er allerdings auch nur für zwei Jahre, um möglicherweise danach wieder wie früher verdienen zu können.
Werder Bremen muss also nachlegen und sich möglicherweise ganz schön strecken – oder umdenken: Mitchell Weiser könnte für den Club auch wirtschaftlich sehr wertvoll werden. Der einstige U 21-Europameister gehört zu den wenigen Profis im Kader, die im Sommer eine nennenswerte Ablösesumme einbringen könnten. Ganz oben auf der Liste steht natürlich Niclas Füllkrug, schließlich führt er die Torschützenliste in der Bundesliga an. Darüber hinaus wird es alters-, leistungs- und positionsbedingt schon schwierig. Ein Marco Friedl zum Beispiel hat seinen Marktwert in dieser Saison nicht gerade gesteigert, der Kapitän agiert nicht konstant genug. Ein Ilia Gruev könnte da für Clubs vom Potenzial her schon spannender sein und tiefer in die Tasche greifen lassen.
Wohlfühloase und Spaß am Fußball - Werders Mitchell Weiser hat aktuell beides in Bremen
Aber zurück zu Weiser: Werder Bremen will ihn unbedingt halten. Er gehört zu den Säulen des Teams – und das längst nicht mehr nur sportlich. Der 28-Jährige gilt zwar als etwas spezieller Typ, seine Worte haben innerhalb des Teams aber großes Gewicht. Nach der 1:7-Klatsche in Köln fand er, was bei ihm in der Öffentlichkeit selten vorkommt, sehr deutliche Worte, nahm die Mannschaft, aber auch sich in die Pflicht: „Der Auftritt war bodenlos von uns allen. So wollen wir nicht auftreten. Das wird uns so nie wieder passieren. Das kann ich versprechen.“ Sowohl intern als auch extern kam das gut an. Mitchell Weiser übernimmt immer mehr Verantwortung, das schreit nach einer Fortsetzung der Zusammenarbeit. „Natürlich kann ich mir vorstellen, länger bei Werder zu bleiben. Ich fühle mich sehr wohl. Mir macht es großen Spaß, in der Mannschaft und in diesem Stadion zu spielen“, hat er Anfang des Jahres gesagt. Der Wohlfühlfaktor ist ihm besonders wichtig, das gilt auch für seine Familie. Beides ist aktuell gegeben. Die Chancen stehen also gar nicht so schlecht, dass Weiser verlängert. (kni)