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Wie Infantino Filbry half: Werder-Boss verspürt neue Lust – und verlängert bis 2026

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Von: Björn Knips

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Klaus Filbry hat seinen Vertrag als Geschäftsführer des SV Werder Bremen bis 2026 verlängert. Der Aufsichtsrat ist von ihm überzeugt, er selbst zweifelte aber - und profitierte von der Winter-WM der Fifa.

Bremen – Nein, Klaus Filbry fand die WM in Katar nicht gut. Allein schon nicht wegen des Gastgebers und dessen Umgang mit den Menschenrechten. Und dennoch hat das Turnier dem Boss des SV Werder Bremen geholfen und ihn letztlich zu seiner Vertragsverlängerung bewogen. Denn so ganz sicher war sich der 56-Jährige nicht, ob er nach zwölf Jahren als Geschäftsführer bei Werder und schwierigen Jahren mit Corona und Abstieg noch den nötigen Elan für diese Aufgabe hat. Der Aufsichtsrat war sich dagegen ganz sicher. Einstimmig wurde entschieden, Filbrys im Sommer 2024 auslaufenden Vertrag bis 2026 zu verlängern.

„Wir sind einfach zufrieden mit ihm und wollen Kontinuität und Stabilität in der Geschäftsführung zum Ausdruck bringen“, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Marco Fuchs in einer Medienrunde und hob noch einmal hervor, wie Klaus Filbry den SV Werder Bremen in der Corona-Pandemie vor der drohenden Insolvenz bewahrt habe. Gemeinsam mit Dirk Wintermann hatte Fuchs die Gespräche mit Filbry geführt. Zwei Runden seien ausreichend gewesen. „Die Basis war schon gelegt, weil es einen steten inhaltlichen Austausch gibt. Bezüglich der Konditionen haben wir uns sehr fair geeinigt, weil ich auch weiß, wie es dem Verein geht. Da setzt man dann auch in den Konditionen auf Kontinuität“, sagte Filbry.

Werder Bremen-Geschäftsführer Klaus Filbry verlängert Vertrag und hat viele Ziele mit dem Club

Wird ihm sonst gerne mal seine eher nüchterne Art vorgeworfen, so ging Klaus Filbry in der Medienrunde des SV Werder Bremen durchaus mal aus sich heraus und gab emotionale Einblicke in seinen Entscheidungsprozess. „Ich habe mir intensiv die Frage gestellt, ob ich noch die Energie und die Lust auf diesen Job habe. Und ich bin Gianni Infantino und der Fifa sehr dankbar für die WM im Winter“, berichtete der 56-Jährige und sorgte damit durchaus für Staunen bei den Zuhörern. Die spielfreie Zeit in der Bundesliga habe ihm die Zeit gegeben, „die Batterien aufzuladen und genau über diesen Punkt zu reflektieren. Da ist mir sehr klar geworden, in dem neuen Team mit Tarek und Anne, aber auch mit dem Aufsichtsrat die Herausforderungen weiter angehen zu wollen.“

Anne-Kathrin Laufmann und Tarek Brauer sind neu in der Geschäftsführung des SV Werder Bremen, dafür ist Vereinspräsident Hubertus Hess-Grunewald aufgrund einer Satzungsänderung ausgeschieden. Damit war Klaus Filbry aber noch nicht fertig, er gab sich regelrecht kämpferisch: „Ich habe auch Energie, weil wir Ziele haben: Wir wollen einen Sportcampus haben. Wir wollen das Stadion weiterentwickeln. Wir wollen grundsätzlich fester Bestandteil der Bundesliga sein. Wir wollen unsere Umsätze und die der Liga weiter erhöhen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir wollen Spieler entwickeln. Und wir wollen als Verein wieder schuldenfrei werden.“ Denn für die Rettung vor der Insolvenz musste Werder erstmals Schulden machen – insgesamt 37 Millionen Euro.

Für Klaus Filbry läuft es bei Werder Bremen gut wie lange nicht: Viele neue Sponsoren-Deals

Wintermann nannte dabei als Ziele neben dem Leistungszentrum auch noch die Zusammenarbeit mit einem Investor: „Da erwarten wir, dass wir gut aufgestellt sind. Denn das erhöht die Wahrscheinlichkeit auf sportlichen Erfolg.“ Und dazu ergänzte Fuchs: „Wir wollen uns über die Jahre die Perspektive erarbeiten, um nach oben zu schauen. Für fühlen uns im oberen Mittelfeld schon sehr wohl.“ Womit der Unternehmer auf die aktuelle Saison mit Platz acht nach 19 Partien anspielte. Auch für Klaus Filbry war diese Entwicklung mitentscheidend für seine Unterschrift zur Vertragsverlängerung. „Es macht wieder Spaß, auch wie wir unter Ole Fußball spielen“, betonte der Werder-Boss, der selbst mal als Fußball-Profi unterwegs war und für Wigan Athletic mal in der dritten englischen Liga aufgelaufen ist. Nach einem BWL-Studium ging er 1994 zum Sportartikelhersteller adidas und wechselte dann 2010 in die Geschäftsführung des SV Werder Bremen – als Nachfolger von Manfred Müller. Zwei Jahre später übernahm er den Vorsitz von Klaus Allofs (ging zum VfL Wolfsburg).

Für Klaus Filbry läuft es aktuell in Bremen so gut wie lange nicht. Das Wohninvest Weserstadion ist eigentlich immer ausverkauft, alle Logen sind besetzt und gerne wird betont, dass der Club in dieser Saison quasi „ausvermarktet“ sei. Dazu bahnt sich ein Ausrüsterwechsel an. Hummel wird dabei ab Sommer mehr zahlen als Umbro. Gleiches gilt für den Hauptsponsor, wobei der langjährige Partner Wiesenhof sogar als Topsponsor erhalten bleibt. Und vom neuen Hauptsponsor wird Werder Bremen deutlich mehr als bislang kassieren. Filbry hatte also auch da gute Argumente für sich – und er könnte für Werder auch bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) wieder wichtig werden. Die neu geschaffene Vereinigung der Traditionsvereine möchte den Bremer in den Aufsichtsrat der DFL hieven – als Nachfolger von Fredi Bobic, der nach dem Aus bei Hertha BSC seinen Rücktritt erklärt hatte. Entschieden ist aber noch nichts. Fest steht nur, dass Filbry seine Arbeit bei Werder fortsetzt – mindestens bis Sommer 2026. Und dann? Heißt es am Ende „Lebenslang Grün-Weiß“ für Filbry. „Auf jeden Fall“, grinste der 56-Jährige: „Ich habe doch längst eine lebenslange Mitgliedschaft abgeschlossen.“ (kni)

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