Werder holt den Haaland-Versteher: Kaderplaner Johannes Jahns wechselt von RB Salzburg nach Bremen

Johannes Jahns wird ab dem 1. Juli 2023 neuer Kaderplaner beim SV Werder Bremen. Der 40-Jährige kommt von RB Salzburg und ist künftig für den Bereich Scouting, Recruiting und Kaderplanung bei den Grün-Weißen zuständig.
Bremen – Er überzeugte schon Erling Haaland und Dayot Upamecano von einem Wechsel, nun soll Johannes Jahns für den SV Werder Bremen Transfers vorbereiten und abwickeln. Der 40-Jährige wird ab dem 1. Juli neuer Kaderplaner beim Bundesligisten und verlässt dafür nach zehn Jahren RB Salzburg. Mehrere Clubs sollen sich um den Sportkoordinator des österreichischen Dauer-Meisters bemüht haben, doch Werder hatte einen großen Trumpf im Ärmel: Jahns ist gebürtiger Bremer, machte dort sein Abitur und fand eine Rückkehr an die Weser, speziell zu den Grün-Weißen, sehr reizvoll. Durch die Neuverpflichtung wird bei Werder die sportliche Führung umstrukturiert und Clemens Fritz noch intensiver als möglicher Nachfolger von Geschäftsführer Frank Baumann aufgebaut. Dieser hat angekündigt, in spätestens drei Jahren, also mit 50, eine Auszeit einlegen zu wollen. Seinen Vertrag (läuft bis 30. Juni 2024) möchte Baumann nach Informationen der DeichStube aber definitiv erfüllen, auch dem Club ist daran gelegen.
„Wir stehen im Profifußball vor großen und komplexen Herausforderungen. Daher wollen wir die vielfältigen Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen, um Werder Bremen für die Zukunft gut aufzustellen“, erklärt Frank Baumann in einer Mitteilung des SV Werder Bremen – und Johannes Jahns wird mit den Worten zitiert: „Ich treffe die Entscheidung für den Werder-Weg ganz bewusst und hoffe meine Erfahrungen und Kompetenzen gewinnbringend einbringen zu können und hierbei auch neue Impulse setzen zu können.“
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Verstärkung zur neuen Saison: Johannes Jahns wird Kaderplaner beim SV Werder Bremen
Johannes Jahns spricht neben Deutsch drei weitere Sprachen: Englisch, Französisch und Spanisch. Eine große Fußballer-Karriere war ihm nicht vergönnt. Er studierte an der Ruhr-Universität in Bochum Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Dabei beschäftigte sich Jahns unter anderem mit der Integration von Spielern in Profi-Mannschaften. Auch deshalb nahm ihn vor zehn Jahren RB Salzburg unter Vertrag. Dort stieg Jahns im Januar zum „Head of Transfermanagement“ auf und ist seit 2020 als Sportkoordinator die rechte Hand von Sportdirektor Christoph Freund. „Der Club wollte mich unbedingt haben – Christoph und Johannes haben mir in jedem Gespräch dieses Gefühl vermittelt und mir den Weg und die Möglichkeiten hier in Salzburg aufgezeigt“, sagte Haaland im Jahr 2019 über seinen Wechsel von Molde FK nach Salzburg. Inzwischen spielt der Norweger bei Manchester City und ist ein absoluter Topstar. Genauso wie Dayot Upamecano. Als 16-Jähriger war er 2015 von Jahns vom FC Valenciennes nach Österreich gelockt worden. Jetzt verteidigt der Franzose beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft.
Johannes Jahns ist bei Werder Bremen künftig für den Bereich Scouting, Recruiting und Kaderplanung zuständig
Nun möchte auch Werder Bremen von dieser Überzeugungsarbeit profitieren. Dabei wird Johannes Jahns für den Bereich Scouting, Recruiting und Kaderplanung zuständig sein. Letzteres hinunter bis zur U 19. Einen genauen Titel dafür gibt es noch nicht. Werder sucht im Zuge einer Umstrukturierung im Unternehmen des ausgegliederten Profisports noch nach möglichst einheitlichen Bezeichnungen in allen Abteilungen. Das betrifft auch Clemens Fritz, der aktuell noch als Leiter Profifußball und Scouting firmiert. Der Ex-Profi wird die Bereiche Scouting und Kaderplanung an Jahns abgeben. Fritz hatte den Job 2019 von Tim Steidten (wechselte zu Bayer Leverkusen) geerbt.
Werder Bremen verpflichtet Johannes Jahns als Kaderplaner: Ein Coup mit Tücken - ein Kommentar!
Dazu war der Ehrenspielführer ganz dicht an der Mannschaft und übernahm weite Teile der Öffentlichkeitsarbeit von Frank Baumann. Dabei soll es auch bleiben, Clemens Fritz aber zudem in finanzieller Hinsicht noch mehr Verantwortung für die Bundesliga-Mannschaft tragen – zum Beispiel, was das Budget und dabei auch die Verträge der Spieler und des Staffs betrifft. Der 42-Jährige werde noch intensiver in die Arbeit von Geschäftsführer Baumann integriert, um sich weiterzuentwickeln und einen 360-Grad-Blick zu erhalten, heißt es. Natürlich werde er auch weiterhin gemeinsam mit Baumann, Johannes Jahns und Trainer Ole Werner am Ende die Transfer-Entscheidungen treffen. Es soll keineswegs der Eindruck entstehen, Werder Bremen sei mit Fritz‘ Arbeit unzufrieden gewesen. Im Gegenteil: Die Umstrukturierung sei auch eine Aufwertung von Fritz.
Werder Bremens neuer Kaderplaner Johannes Jahns arbeitete zehn Jahre für RB Salzburg
„Er wird in unserem Kerngeschäft noch mehr Verantwortung übernehmen“, betont Frank Baumann. Was Clemens Fritz begrüßt: „Den Bereich Profifußball mit allen Facetten nun auch budgetär und disziplinarisch zu verantworten und auch die Strategie des Clubs zu entwickeln, sind weitere wichtige Schritte in meiner persönlichen Entwicklung.“
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Wohin das führen könnte, liegt auf der Hand – auf den Stuhl von Frank Baumann, wenn der irgendwann aufhört. Andererseits wird auch betont, dass bei vergleichbaren Clubs in der Bundesliga ebenfalls oft ein Trio diesen Führungsbereich abdeckt. Offenbar kann und will sich Werder Bremen das nach dem Aufstieg nun auch leisten. Bei Johannes Jahns stießen die Bremer Verantwortlichen da auf offene Ohren. Er suchte nach einer neuen Herausforderung. Allerdings wird sich der 40-Jährige umgewöhnen müssen. Bei Werder soll künftig kein RB-Fußball mit bedingungslosem Pressing gespielt, sondern weiter auf Ballbesitz gesetzt werden. Das gilt es bei der Auswahl künftiger Spieler zu beachten – genauso wie die wesentlich geringeren finanziellen Möglichkeiten der Bremer im Vergleich zum Red-Bull-Imperium. Aber gegen eine frühe Entdeckung eines Haaland oder Upamecano hätten die Grün-Weißen gewiss nichts einzuwenden. (kni)