1. Startseite
  2. Werder

„Wir brauchen finanzielle Mittel“: Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald über seine neue Rolle und die Investorensuche

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Björn Knips, Daniel Cottäus

Kommentare

Hubertus Hess-Grunewald ist seit dem 1. Januar nicht mehr Teil der Geschäftsführung der ausgegliederten Kapitalgesellschaft des SV Werder Bremen, soll aber bald in deren Aufsichtsrat rücken. Mit der DeichStube spricht er über seine neue Rolle, den Zeitplan mit dem Aufsichtsrat, die Suche nach einem Investor und die Zukunft des Clubs.

Bremen – Seit Beginn des Jahres 2023 ist zwar nicht alles anders für Hubertus Hess-Grunewald, aber doch eine ganze Menge. Nach über acht Jahren schied der Präsident des SV Werder Bremen zum 1. Januar offiziell aus der Geschäftsführung der ausgegliederten Kapitalgesellschaft des Vereins aus und soll schon bald in deren Aufsichtsrat rücken. Es sind Veränderungen, die Teil einer groß angelegten Strukturreform sind, an der Werder schon seit Langem arbeitet. Im Gespräch mit der DeichStube hat Hess-Grunewald erklärt, wie ihm seine neue Rolle gefällt, warum er aktuell nur als Gast bei den Aufsichtsratssitzungen dabei ist – und dass es bei der Suche nach einem strategischen Partner vorangeht. Hubertus Hess-Grunewald über . . .

. . . den Wegfall seiner Doppelfunktion
Als Präsident des SV Werder Bremen e. V. wurde Hubertus Hess-Grunewald jahrelang automatisch in die Geschäftsführung der Kapitalgesellschaft entsandt – eine Doppelfunktion, um die es immer wieder Diskussionen gegeben hatte, weil sie mit Blick auf Themen wie „Good Governance“ und „Compliance“ inzwischen nicht mehr zeitgemäß ist. Deshalb wurde sie per Mitgliedervotum im November abgeschafft, sodass Hess-Grunewald aktuell „nur noch“ Präsident ist.

Werder Bremens Präsident Hubertus Hess-Grunewald: „Mein Aufkommen an E-Mails hat sich drastisch reduziert“

„Mein Aufkommen an E-Mails hat sich drastisch reduziert“, schmunzelt der 62-Jährige, der in der fünften Etage der Geschäftsstelle innerhalb des Weserstadions ein neues (deutlich kleineres) Büro bezogen hat. Nach dem Wechsel in der Geschäftsführung – Hess-Grunewald raus, dafür Tarek Brauer und Anne Kathrin Laufmann rein – hat Werder Bremen die Chefetage auch räumlich umstrukturiert. Hubertus Hess-Grunewald: „Dass durch den Umbau ein Büroraum geschaffen wurde, durch den ich einen Anlaufpunkt habe, finde ich großartig und sehe es als Ausdruck großer Wertschätzung.“ An seinem neuen Schreibtisch kümmert sich der Präsident unter anderem darum, „dass das Präsidium und die Abteilungen ein paar Themen angehen können, die zuletzt liegen geblieben sind“. All das geschieht abseits des Rampenlichts: „Ich stehe nicht mehr in der allerersten Reihe, denn die Musik spielt in der Geschäftsführung.“ Gewicht hat das Wort Hess-Grunewalds bei Werder aber weiterhin – zumal er in wenigen Wochen in das Kontrollgremium der Kapitalgesellschaft einziehen wird.

. . . den Zeitplan mit dem Aufsichtsrat
Dass Hubertus Hess-Grunewald als Vereinspräsident künftig den Vorsitz des Aufsichtsrats bei Werder Bremen übernehmen soll, ist seit der Mitgliederversammlung im November beschlossene Sache. Nur passiert ist es bisher noch nicht. Warum? „Weil wir die formalen satzungsrechtlichen Voraussetzungen erst schaffen müssen“, erklärt er. Die im November beschlossenen Satzungsänderungen wurden in der vergangenen Woche ins Vereinsregister eingetragen. „Jetzt können wir im Februar die Hauptversammlung für die Kapitalgesellschaft durchführen und dort die notwendigen Satzungsänderungen beschließen“, sagt Hubertus Hess-Grunewald. Im Anschluss daran werden sie ins Handelsregister eingetragen, womit der Weg frei wäre. Im März soll es soweit sein. Bei den jüngsten beiden Sitzungen des Aufsichtsrats war Hess-Grunewald bereits dabei – als Gast ohne Stimmrecht. „Der Aufsichtsrat war so fair und hat mich mit dazu genommen, damit ich in die Abläufe und Diskussionen schon eingebunden bin.“

Werder Bremens Präsident Hubertus Hess-Grunewald: „Wir können nicht einfach Schulden vor uns hertreiben“

. . . die Suche nach einem Investor
Seit Jahren schon wünscht sich Werder Bremen einen Investor, nennt ihn jedoch lieber „strategischen Partner“ – und hat ihn bis heute nicht präsentieren können. Dass der Einstieg eines Geldgebers oder einer Gruppe von Geldgebern alternativlos ist, haben schon mehrere Verantwortliche des Clubs betont. Angesichts der finanziellen Lasten durch die landesverbürgten Darlehen sowie die Mittelstandsanleihe, mit deren Hilfe Werder die Corona-Pandemie wirtschaftlich überstand, „müssen wir uns überlegen, wie wir zusätzliches Kapital einwerben können. Eigenkapital, kein geliehenes Geld“, sagt Hubertus Hess-Grunewald. Und betont: „Wir können nicht einfach Schulden vor uns hertreiben. Wir brauchen finanzielle Mittel.“

Schon gelesen? Wiesenhof weg: Wer wird Werder Bremens neuer Trikot-Sponsor?

Der Frage nach einem strategischen Partner intensiv nachzugehen, sei deshalb „unabdingbar“. Wann Vollzug gemeldet werden kann? Das lässt Hubertus Hess-Grunewald offen, deutet aber zumindest an, dass Werder Bremen von einer möglichen Lösung nicht mehr meilenweit entfernt ist.

Investoren und Geldgeber für Werder Bremen? Hubertus Hess-Grunewald bevorzugt eine regionale Lösung

Der Wiederaufstieg, die guten Leistungen in der Bundesliga sowie das erste Abfedern der finanziellen Sorgen – all das lässt den Traditionsclub wieder in einem deutlich besseren Licht erscheinen. „Das nimmt die Menschen ungeheuer mit. Deswegen sind auch die Gespräche, in denen es um strategische Partner geht, in einer anderen Grundstimmung. Und die kann sich am Ende positiv auswirken“, berichtet der Präsident des SV Werder Bremen, dem gemeinsam mit seinen Mitstreitern eine regionale Lösung vorschweben soll. Geldgeber zu finden, „die ein Werder-Herz haben, würde die Sache sicherlich erleichtern“, sagt Hubertus Hess-Grunewald.

. . . die Zukunft des SV Werder Bremen
Der Abstieg, Corona, die damit verbundenen finanziellen Einbußen – Hubertus Hess-Grunewald nennt das „eine Talsohle“, die hinter Werder Bremen liege. „Wir sind nach dem Aufstieg wieder auf dem Weg nach oben, wobei oben natürlich relativ ist“, erklärt der Präsident, der fest davon ausgeht, dass sich die Mannschaft sportlich weiter stabilisiert, „weil wir mit Ole Werner einen Trainer haben, der gut zu uns passt“. Die Auftritte auf dem Rasen gepaart mit den Planungen in Geschäftsführung und Aufsichtsrat lassen Hubertus Hess-Grunewald festhalten: „Ich glaube, dass wir uns schrittweise wieder dahin arbeiten, wo Werder hingehört. Nämlich auf einen mindestens gesicherten Platz mit Ambitionen nach oben in der Bundesliga.“ (dco/kni)

Auch interessant

Kommentare