Lungenembolie erkennen: Bei diesen Warnzeichen sollten Sie sofort handeln
Eine Lungenembolie tritt oft ganz plötzlich auf und führt zu heftigen Beschwerden bis hin zu Herzkreislaufstillstand. Das muss aber nicht so sein. Oft bleibt die Erkrankung sogar unbemerkt, erklärt ein Lungenexperte. Dabei sollte sie möglichst schnell behandelt werden.
Berlin – Eine Lungenembolie ist eine schwere, oft lebensgefährliche Erkrankung, die wie aus dem Nichts auftreten und erhebliche gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann. Doch in vielen Fällen tritt sie auch auf, ohne dass die Symptome gleich auf einen gefährlichen Notfall schließen lassen.
Oft bleibt sie sogar unbemerkt, denn die Diagnose ist nicht immer ganz leicht. In Deutschland versterben schätzungsweise 30.000 bis 100.000 Menschen im Jahr an einer Lungenembolie. Umso wichtiger, die Anzeichen zu kennen, um im Akutfall schnell handeln zu können.
Diagnose Lungenembolie ist oftmals schwierig – da die Beschwerden unspezifisch sind
Eine Lungenembolie wird immer durch ein Blutgerinnsel verursacht, das die Lungengefäße verstopft. Es handelt sich also im Grunde nicht um eine Lungenkrankheit als solche, sondern es wird im Prinzip nur an dieser Stelle akut, was anderswo im Körper entsteht. Die Ursache der Erkrankung liegt nämlich nicht in der Lunge, sondern an anderer Stelle.

„Bei einer Lungenembolie entsteht irgendwo im Körper eine Thrombose, zum Beispiel in den Beinvenen. Dieser Blutpfropf wird mit dem venösen Blut zum Herzen geschwemmt. Von da gelangt er in die feinen Lungenarterien und bleibt dort ‚hängen‘ wie in einem Sieb. Das Lungengefäß verschließt sich und es kommt zu den typischen Beschwerden“, erklärt Gunther Wiest, Chefarzt der Klinik für Pneumologie am Asklepios Klinikum Hamburg, im Gespräch mit der Kreiszeitung von IPPEN MEDIA.
Lungenembolie: Welche Ursachen es gibt und welche Anzeichen auf die Erkrankung hinweisen
Die Beschwerden, die Patienten bei einer Lungenembolie verspüren, sind oft sehr unspezifisch, sagt Wiest. Die Abgrenzung zu anderen Krankheiten mit ähnlichen Symptomen oft nicht ganz leicht. „Wenn man aber gleich daran denkt, also von ärztlicher Seite, dass bei dem vorgestellten Patienten eine Lungenembolie vorliegen könnte, dann ist die Diagnose ganz leicht und bei einem fundierten Verdacht geht es auch sehr schnell. Man muss als behandelnder Arzt eben nur darauf kommen.“
Was allerdings dadurch erschwert wird, dass Krankheiten wie Herzinfarkt, Lungenkrebs, Lungenentzündungen, Tuberkulose, Magengeschwüre oder sogar eingeklemmte Nerven laut dem Experten oft ähnliche Beschwerden verursachen können.
Ursachsen erkennen: Größe des Blutgerinnsels ist ausschlaggebend für Stärke der Symptome einer Lungenembolie
Wie leicht beziehungsweise schwer die Krankheit zu erkennen ist, hängt laut der Deutschen Lungenstiftung auch von der Größe des Gerinnsels und des daraus entstandenen Gefäßverschlusses ab. Bei kleinen Lungenembolien zeigen sich oft nur wenig Beschwerden. Große Gerinnsel hingegen können durch einen akuten Herzkreislaufstillstand akut zum Tode führen.
Das ist allerdings nur selten der Fall, dass jemand tot auf der Straße zusammenbricht
Meistens entwickele sich bereits die Grundursache, also die Thrombose, langsam und es gebe Vorboten, die darauf hinweisen. In diesem Fall müsse man besonders wachsam sein, denn von einem solchen Gerinnsel könne eben ein Stück abreißen und mit dem Blutfluss weiter durch den Körper gespült werden.
„Die Lunge ist die erste Engstelle im Körper, in dem so ein Gerinnsel hängenbleiben kann“
Die Lunge ist dabei sozusagen nur „die erste Engstelle, das erste Sieb“, in dem so ein Embolus hängen bleiben kann, erklärt Wiest im Gespräch mit der Kreiszeitung. „Selbst, wenn er da hindurchkommt, dann würde er von da aus in die linke Herzhälfte gelangen und in den Körperkreislauf gepumpt werden. Im schlimmsten Fall verursacht er dann Verstopfungen im Gehirn, also einen Schlaganfall. Oder führt zu einem Absterben des Darmgewebes, wenn dort ein Gefäß betroffen ist.“
Daher haben die ersten Maßnahmen in der Behandlung einer Lungenembolie auch zunächst zum Ziel, ein weiteres Abreißen solcher Gerinnsel zu vermeiden. So soll verhindert werden, dass das zentrale Gefäßsystem vollständig verstopft, denn dann droht ein Herzkreislaufstillstand. Das Lungengewebe sterbe aber nicht so schnell ab, wie es zum Beispiel das Hirngewebe bei einem Schlaganfall tut, da die Lunge über ein zweites System mit Blut und Sauerstoff versorgt wird. Dadurch könne der Ausfall des verschlossenen Gefäßes zunächst meist gut kompensiert werden.
Die Symptome einer Lungenembolie ähneln oft denen anderer Krankheiten
Zu den häufigsten Beschwerden einer Lungenembolie gehören laut der Deutschen Lungenstiftung:
- Atemnot
- Schmerzen im Brustkorb
- Husten, oft auch blutiger Auswurf
- Fieber
- Zeichen für Thrombose: geschwollenes, stark schmerzendes Bein oder anderer Körperteil
Manche Embolien verursachen sehr schwere, andere aber auch gar keine Beschwerden. Das gesamte Spektrum ist möglich. „Manchmal entdecken wir nur, dass ein Patient einen Gefäßverschluss in der Lunge hat, weil wir aus einem ganz anderen Grund eine Computertomografie machen, zum Beispiel wegen eines bekannten Bronchialkarzinoms. In dem Fall sehen wir es erst im Nachhinein, dass eine Lungenembolie vorliegt, der Verlauf war dann vollkommen asymptomatisch“, beschreibt Wiest gegenüber der Kreiszeitung die Schwierigkeiten beim Erkennen der Krankheit.
Erste Hilfe bei Lungenembolie: „Als Laie kann man im Grunde nichts machen, aber auch nichts schlimmer machen“
Spezifische Tests, die auch Laien durchführen können und wie es sie für den Schlaganfall gibt, existieren nicht. „Als Laie kann man im Grunde nichts machen, man kann aber auch nichts schlimmer machen. Denn das einzige, was hilft, ist eine Blutverdünnung. Und die kann der Passant auf der Straße nun einmal nicht machen.“
Menschen mit den typischen Beschwerden müssten daher schnell zum Arzt oder in die Notaufnahme. Bei einem akuten Herzkreislaufstillstand sollte man möglichst versuchen, den Patienten zu reanimieren. In Erste-Hilfe-Kursen kann man das erlernen.
Verdacht auf Lungenembolie: Wie können Außenstehende die Ursache des Notfalls erkennen?
Bei einem klaren Verdacht auf Lungenembolie werden sofort Maßnahmen zur Feindiagnostik eingeleitet. Sichtbar kann man die Lungenembolie nur mit einer computertomografische Angiografie, einem sogenannten Angio-CT, machen. In einer normalen Hausarztpraxis sind die nötigen Geräte dazu natürlich nicht vorhanden. Niedergelassene Ärzte oder Ärztinnen werden daher zunächst auf den D-Dimere-Test zurückgreifen, der die Abbauprodukte von Blutgerinnseln im Körper misst. Ist er positiv, ist das ein Hinweis darauf, dass Thrombusmaterial im Körper zerlegt wird, also ein Gerinnsel vorliegt oder vorgelegen hat.
Der Test kann aber auch bei anderen Erkrankungen anschlagen, zum Beispiel bei Lungenentzündungen oder Tumorerkrankungen. Mit dem Ultraschallgerät lassen sich indirekte Zeichen einer Lungenembolie am Herzen erkennen – in erster Linie ein erhöhter Herzdruck oder eine schwächere Pumpleistung der rechten Herzhälfte. Dann erfolgt in der Regel eine Überweisung ins Krankenhaus, wo das Gerinnsel dann durch Medikamente wie Heparin beseitigt wird.
Kann man nach einer Lungenembolie wieder ganz gesund werden? Welche Folgen möglich sind
Als nachfolgende Therapie wird versucht, das Risiko für neue Thrombosen möglichst gering zu halten. Denn sie könnten weitere Gefäßverschlüsse nach sich ziehen. Dazu müssen Betroffene oft dauerhaft blutverdünnende Tabletten einnehmen. Ein besonders hohe Anfälligkeit, Thrombosen zu entwickeln, haben bettlägerige Menschen, frisch Operierte sowie Reisende, die lange Zeit unbeweglich auf einem Sitz im Flugzeug oder Bus sitzen. Hier sollte man immer mal wieder aufstehen und ein paar Schritte gehen oder prophylaktisch Thrombosestrümpfe tragen. Lungenembolien belasten das Herz oft stark und können daher Herzrhythmusstörungen oder Herzversagen zur Folge haben.
Für Risikopatienten, die eine Gerinnungsstörung oder eine besonders ausgeprägte Schwäche in den tiefen Beinvenen haben, lohnt sich vor Flugreisen auch die vorbeugende Gabe von Heparin als Spritze. Das allgemeine Thromboserisiko erhöht sich außerdem durch Rauchen, Übergewicht, die Einnahme von Hormonen – zum Beispiel zur Verhütung –, Gefäßverkalkung, Diabetes oder eine Schwäche in den tiefen Beinvenen. Alkohol spielt in diesem Zusammenhang keine so große Rolle, sagt Wiest. Rauchen sei für ihn als Lungenfacharzt ein viel größeres Problem. Grundsätzlich sei ein gemäßigter Lebensstil aber empfehlenswert für eine gute Gesundheit.