Stromanbieterwechsel spart Kunden bis zu 52 Prozent
Seit Anfang März 2023 greift die Energiepreisbremse. Mit einem Anbieterwechsel können Gas- und Stromkunden jedoch noch mehr Geld sparen. Gesunkene Preise, aber auch einige Tücken.
Berlin – In Zeiten der Inflation wird jeder Euro wohl zweimal umgedreht. Es gilt, gut mit den eigenen finanziellen Ressourcen zu haushalten. Um einige Fixkosten kommt dabei kein Verbraucher herum. Auf Strom und Gas kann nicht verzichtet werden, doch sind auch hier die Preise in den vergangenen Monaten deutlich angestiegen.
Immerhin greift seit Anfang März 2023 die Energiepreisbremse. Eine weitere Möglichkeit, um sogar noch mehr Geld einzusparen, stellt ein Anbieterwechsel für viele Gas- und Stromkunden dar. Die Preise für Neukunden sind zuletzt nämlich deutlich gesunken. Obacht: Bei einigen Angeboten lauern auch Tücken.
Energiepreisbremse entlastet private Haushalte finanziell – doch Stromanbieterwechsel lohnt noch mehr
Durch die seit dem 1. März greifenden Energiepreisbremsen für Gas, Strom und Fernwärme werden private Haushalte rückwirkend zum 1. Januar und mindestens bis Jahresende bei den Energiekosten entlastet. Über die Abrechnung beziehungsweise über niedrigere Abschlagszahlungen profitieren Verbraucher automatisch. Sie müssen dafür rein gar nichts tun.

Und doch kann es sich für Strom- und Gaskunden durchaus lohnen, jetzt aktiv zu werden. Schließlich ist am Markt seit geraumer Zeit eine erstaunliche Entwicklung festzustellen. Ende 2022 hatten die meisten Anbieter ihre Preise drastisch erhöht. Nun aber werben einige wieder mit deutlich günstigeren Neukundenpreisen. Heißt: Manche Haushalte können mit einem Anbieterwechsel bei Strom und Gas Hunderte Euro sparen – und das jährlich. Das berichten die Vergleichsportale Verivox und Check24.
Börsenpreise für Strom und Gas stark gesunken – wie Verbraucher jetzt davon profitieren können
Die derzeitige Situation auf dem Energiemarkt kann durchaus als paradox bezeichnet werden. Kaum, dass der Staat die Preise für Strom (bei 40 Cent je Kilowattstunde), Gas (zwölf Cent) und Fernwärme (9,5 Cent) teilweise deckelt, strömen wieder Anbieter auf den Markt, die preislich deutlich darunter liegen. Für manche Verbraucher lässt sich durch einen Wechsel deutlich mehr sparen, als durch die staatliche Entlastung auf seinen teuren Bestandskundenpreis.
Eine Erklärung für das Locken mit günstigen Neukundenpreisen gibt es natürlich auch. Die Börsenpreise für Strom und Gas sind als Resultat gut gefüllter Speicher und eines verhältnismäßig milden Winters deutlich gesunken. Dementsprechend können die Anbieter Energie zumindest derzeit wieder günstiger einkaufen. Laut Verivox könnten davor vor allem die Haushalte profitieren, die in der Grundversorgung beliefert werden.
Traditionell gilt dies als teuer, war 2022 für viele Kunden aber zumindest zeitweise zur günstigsten Wahl geworden, da die Preise alternativer Tarife so extrem in die Höhe geschossen waren. 2023 gibt es wieder günstigere Anbieter. Und: Die Grundversorgung kann prinzipiell mit einer Frist von zwei Wochen gekündigt werden. Wie aber drückt sich die neue Situation konkret in Zahlen aus?
Verbraucher können durch Anbieterwechsel bei Strom und Gas Hunderte Euro sparen
Eine Familie mit einem Stromverbrauch von 4000 Kilowattstunden (kWh) kann laut Verivox derzeit im Schnitt 345 Euro im Jahr sparen, wenn sie von der Grundversorgung zum günstigsten Anbieter wechselt. Dabei ist die Preisbremse für den teureren Tarif schon berücksichtigt. Sonst fiele die Ersparnis sogar noch höher aus.
Und auch beim Gas errechnet Verivox ein ähnliches Sparpotenzial. So könne ein Haushalt im Einfamilienhaus mit 20.000 kWh Jahresverbrauch mit dem Anbieterwechsel durchschnittlich 363 Euro sparen. Auch hier gilt die Ersparnis zusätzlich zur Preisbremse. Noch etwas genauer nach Städten schlüsselt wiederum Check24 das Sparpotenzial beim Gas in einer aktuellen Auswertung auf.
Den Angaben vom Vergleichsportal zufolge könne eine Familie in Zwickau beim Wechsel von der Grundversorgung zum günstigsten Anbieter satte 979 Euro im Jahr sparen. Die Gaskosten werden so um 52,3 Prozent gesenkt. In Cottbus sind es 788 Euro, in Moers 722 Euro und in Düsseldorf 678 Euro. „Verbraucher zahlen bei Gastarifen der alternativen Versorger so wenig wie seit Ende 2021 nicht“, heißt es in diesem Kontext von Check24.
Vorsicht beim Anbieterwechsel: Verbraucher sollten Angebote für Strom und Gas genau überprüfen
Es sollte deutlich geworden sein, dass sich der Vergleich von Tarifen durchaus wieder lohnen kann. Doch gibt es einige Tücken, die Strom- und Gaskunden beachten sollten. Denn zur Wahrheit gehört auch: Dass Vergleichsportale die Rückkehr günstiger Neukundenangebote so bejubeln, hängt damit zusammen, dass sie bei jedem Anbieterwechsel eine Provision kassieren. Verbraucher sollten aber genau auf die jeweiligen Kundenbewertungen und Vertragsdetails achten.
In den Preisvergleichen tauchen zum Teil Billiganbieter wieder ganz oben auf, mit denen Kunden schon in der Vergangenheit viel Ärger gehabt haben und die dafür bekannt sind, die Preise nach Auslaufen der Preisgarantie drastisch zu erhöhen. Mitunter geben manche Anbieter aktuell ohnehin nur einen Monat Preisgarantie. Mit dem günstigen Strom und Gas kann es also ganz schnell wieder vorbei sein.
Worauf Verbraucher beim Stromanbieterwechsel achten sollten – und wann das Sonderkündigungsrecht greift
Zu erwähnen sind die Stromanbieter Rabot Charge und Tibber, die mit neuen dynamischen Tarifen auf den Markt drängen. Deren Endkundenpreise sollen sich monatlich und gemäß den Schwankungen an der Strombörse anpassen. Mit ihrem Modell könnten die derzeit günstigen Börsenstrompreise sofort an die Kunden weitergeben werden – so werben die neuen Anbieter. Und im Falle eines sprunhaften Preisanstiegs? Sei dieser nach oben durch die staatliche Preisbremse gedeckelt.
Es ist zu erwarten, dass viele Anbieter die sinkenden Preise weitergeben werden, sofern das niedrigere Preisniveau Bestand hat. Dennoch verhindert eine Preisgarantie, dass Sie möglicherweise kurz nach dem Wechsel eine Preiserhöhung erhalten und erneut wechseln müssen.
Doch gilt die Preisbremse nur für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs. Die restlichen Kosten müssen die Kunden voll bezahlen. Zudem läuft die Preisbremse planmäßig Ende 2023 oder im April 2024 wieder aus. Trotz sehr kurzer Kündigungsfristen bergen die Verträge mit monatlich schwankenden Strompreisen also ihre Tücken für Kunden. Mit sehr langen Vertragslaufzeiten kann man sich derzeit wiederum die Chance auf weiter sinkende Preise verbauen. Immerhin: Bei Preiserhöhungen können Kunden auf jeden Fall vom Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen.