Rentner bekommen fast nichts: Grundrente bringt kaum Entlastung
Die Grundrente hilft am Ende nicht so vielen Menschen wie angekündigt. In vielen Fällen ist der Zuschlag vernichtend gering.
Berlin – In Zeiten der Inflation, der Energiekrise und in der wachsenden Angst vor Altersarmut, nehmen Rentner jeden Zuschuss vom Staat, den sie bekommen können. Bei einigen dieser Angebote stellt sich allerdings die Frage, ob das Konzept nicht eher halbherzig entwickelt wurde, denn viele Senioren profitieren zum Beispiel von der Grundrente nur so minimal, dass es sich kaum lohnt.
Leistung | Grundrente |
Anspruch | 33 Jahre versicherungspflichtig gearbeitet |
Voraussetzung | unterdurchschnittliches Einkommen im Berufsleben |
Grundrentendruchschnitt | 75-86 Euro |
Viele Rentner bekommen seit Januar 2023 durch die Grundrente mehr Geld, viele andere müssen jedoch weiterhin jeden Cent umdrehen oder im Rentenalter noch einen geeigneten Nebenjob ausüben.
Rentenreform: Was ist die Grundrente und wer hat Anspruch?
Die sogenannte Grundrente ist ein Zuschlag für Rentner, die zwar ihr ganzes Berufsleben gearbeitet, allerdings immer unterdurchschnittlich viel verdient und deswegen auch nur eine kleine Rente haben. Damit auch für diese Rentenempfänger das Geld im Alter zum Leben reicht, wird von der Deutschen Rentenversicherung ein Zuschlag gezahlt, der die Rente aufstocken soll. Die Grundrente wurde mit der Rentenreform Anfang des Jahres 2023 eingeführt. Bereits seit 2021 prüft die Rentenversicherung aber schon, wer Anspruch auf den Zuschlag hat.
Anspruch haben die Rentner, die mindestens 33 Jahre lang versicherungspflichtig gearbeitet und in die Rentenkasse eingezahlt haben. Zu dieser sogenannten Wartezeit zählen aber auch Jahre der Kindererziehung, der Pflege eines Angehörigen oder andere Ersatzzeiten, die als Wartemonate angerechnet werden können.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) erklärte bei der Verkündung im Januar: „Die nun vorliegenden Zahlen zeigen, dass die Einführung der Grundrente richtig und wichtig war. Damit honorieren wir auch die Lebensleistung vieler Frauen, die mindestens 33 Jahre gearbeitet, Kinder erzogen oder Angehörige gepflegt haben.“
Lohnt sich die Grundrente? Viele Rentenempfänger bekommen fast nichts
Laut dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) wurden 1,1 Millionen Rentner angeschrieben, die rückwirkend ab Januar 2021 Grundrente bekommen. Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung (DRV) wurden dafür die Konten von etwa 26 Rentnern in Deutschland geprüft. Für einige Rentner wird er sich finanziell lohnen, denn der Höchstsatz, den man bekommen kann, liegt unterschiedlichen Quellen zufolge bei etwa 420 bis 440 Euro. Viele andere gehen aber so gut wie leer aus.

Der Sozialverband VdK Nord informiert auf seiner Webseite darüber, dass der durchschnittliche Zuschlag für Rentner bei etwa 75 Euro im Monat liegt. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales nennt einen Durchschnitt von 86 Euro pro Person. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass viele Rentner nur niedrige zwei- oder sogar einstellige Beträge bekommen. In einigen Fällen betrage die Grundrente sogar weniger als einen Euro, manchmal auch nur einen Cent.
VdK-Präsidentin Verena Bentele fordert laut derwesten.de Folgendes: „Der Zuschlag müsste in allen Fällen spürbar höher ausfallen, um seinen Zweck zu erfüllen. Außerdem müssen mehr Zeiten bei der Anrechnung für die 33 Grundrentenjahre, die man benötigt, berücksichtigt werden.“ Es sollten auch Zeiten der Erwerbsminderung und der Arbeitslosigkeit angerechnet werden und die Mindestwartezeit sollte nur bei 30 Jahren liegen. Außerdem fordert der VdK, dass Grundrente an alle Rentner ausgezahlt wird, unabhängig vom Einkommen des Partners, womit man sich die teure Einkommensprüfung sparen könnte, und dass die Abschläge auf die Grundrente von 12,5 Prozent gestrichen werden.
Anspruch und Widerspruch: So wird die Grundrente berechnet und das kann man dagegen tun
Um einen Anspruch auf Grundrente zu haben, muss der Rentner in 33 Jahren seines Berufslebens weniger als 80 Prozent, mindestens aber 30 Prozent vom Durchschnittseinkommen in Deutschland verdient haben. Wer darüber oder darunter liegt, ist nicht berechtigt. Hat ein Rentner Anspruch, dann wurde er zu Beginn der Grundrentenauszahlung von der Rentenkasse oder beim Neuantrag auf Altersrente automatisch darüber informiert.
Wenn Rentner mit der Höhe ihrer Grundrente nicht einverstanden sind, können sie Widerspruch erheben und den Fall vor Gericht bringen. Sozialverbände wie der VdK können bei einem solchen Verfahren unterstützen, fordern dafür aber einen Mitgliedsbeitrag und gegebenenfalls eine Pauschale für Verfahrenskosten. Das Gerichtsverfahren selbst wird vom Staat finanziert.