Luxusliner nehmen Kurs auf Saudi-Arabien – Menschenrechte nicht von Interesse
Immer mehr Kreuzfahrtschiffe nehmen Kurs auf Saudi-Arabien. Einige Reiseanbieter scheint die dortige innenpolitische Lage offenbar wenig zu tangieren.
Bremen – Eine Expedition zum Südpol mit dem Schiff oder eine romantische Kreuzfahrt auf dem Mittelmeer sind seit vielen Jahren im Angebot etlicher Reedereien und Reiseanbieter. Doch inzwischen nehmen Kapitäne von Kreuzfahrtlinern auch Kurs auf exotische Reiseziele im Nahen Osten.
Die „Hamburg“ von Plantours beispielsweise cruist auf ihrer Weltreise im Frühling 2024 durch den Nahen Osten. Bahrain, Katar, Oman, Vereinigte Arabische Emirate, Ägypten, Jordanien, Israel sowie Saudi-Arabien stehen auf der Reiseroute. Urlauber zahlen für 15 Tage rund 2.600 Euro inklusive Gala-Cocktailparty, Sightseeing und dem Angebot einer abenteuerlichen Jeep-Safari.
Saudi-Arabien: Königreich auf einer Kreuzfahrt entdecken
Die norddeutsche Reederei ist nicht die einzige, die das Land am persischen Golf als neues Ziel ins Reiseprogramm aufgenommen hat. In der Wintersaison am Golf, die von November 2022 bis Mai 2023 dauert, „werden mehr als 75 Schiffe mehrerer weltweiter Kreuzfahrtreedereien die drei saudischen Häfen angelaufen haben.“ Das berichtet die Welt.

Darunter auch die „Amadea“ vom deutschen Anbieter Phoenix Reisen. Das Kreuzfahrtschiff steuere im Mai auf Asien-Arabien-Tour über Indien und Pakistan auch ins Rote Meer mit Landgängen im saudischen Dschiddah, im Oman, Ägypten, Jordanien und Israel, bevor es durch den Suezkanal ins Mittelmeer zurückkehre.
Saudi-Arabien: Weitere Reedereien nehmen Kurs auf das arabische Königreich
Der Wüstenstaat Saudi-Arabien ist erst seit 2019 für internationale Touristen geöffnet. „Die touristische Infrastruktur des Landes befindet sich noch im Aufbau“, ist auf der Webseite des Auswärtigen Amts unter den Reiseinfos zu lesen. Von den Reisen in das Grenzgebiet zu Jemen, Provinzen Nadschran, Asir und Jazan, wird aus Sicherheitsgründen dringend abgeraten. Die Kleidervorschriften seien im Zuge der Öffnung des Landes gelockert worden.
- Die neue Schweizer Luxus-Reederei Explora Journeys schickt ihre „Explora II“ im Herbst/Winter 2024 ins Rote Meer und in den Arabischen Golf, mit Halt in Saudi-Arabien.
- Luxus-Reederei Ponant geht laut Welt mit der „Le Bougainville“ im Dezember 2023 erstmals auf elftägige Nahost-Tour unter dem Motto „Musicals aus 1001 Nacht“ über Bahrain, Oman, Dubai und Abu Dhabi, dann weiter nach Dammam in Saudi-Arabien.
- TUI Cruises geht mit dem „Mein Schiff 2“ auf Kurztrips durch die Meere im Nahen Osten und wird dort erstmals auch in Häfen Saudi-Arabiens laut dem Winterkatalog 2023/2024 anlegen.
- Silversea cruist im April und Mai dieses Jahres ab einem Preis von 10.400 Euro pro Person die Passagiere von Oman, über Dschibuti und Mousa Island nach Jeddah in Saudi-Arabien.
- Hapag-Lloyd Cruises hat gerade seine neuen Routen für die Saison 2024/2025 vorgestellt. Ab sofort können Reisehungrige nicht nur Melbourne und Mauritius mit der „Europa“ ansteuern. Auf dem Fahrplan stehen als Premierenhäfen nun auch Yanbu und Dschiddah in Saudi-Arabien.
„Obwohl das Tragen einer Abbaya (schwarzer Ganzkörperumhang) für Frauen keine Pflicht mehr sein soll, sollten die in Saudi-Arabien vorherrschenden gesellschaftlichen Regeln beachtet werden“, ist beispielsweise unter dem Punkt „Besondere Verhaltenshinweise“ aufgeführt. Kreuzfahrt-Riesen werben für das noch recht unbekannte Land.
Luxusliner legen in umstrittenen Reisezielen an: Menschenrechtslage interessiert Reedereien offenbar wenig
Nicht nur bekannte europäische Reedereien setzen jetzt verstärkt auf Kreuzfahrten mit dem neuen fernen Ziel. Auch die Saudis selbst investieren mit der Cruise Saudi in eigene Schiffe. Das Unternehmen betreibt laut Welt Terminals, kümmert sich um Incoming-Tourismus und entwickelt mit lokalen Anbietern Landausflüge für Kreuzfahrt-Gäste. Das Land plant dem Medienbericht zufolge, bis 2028 insgesamt fünf Kreuzfahrthäfen zu eröffnen.
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Die Menschenrechte, die Bundespräsident Walter Steinmeier mit Blick auf die deutsche Geschichte auf seinen Reisen stets als Fundament der internationalen Ordnung hervorhebt, interessiert die Reise-Anbieter dabei offenbar wenig. Auf eine Anfrage bei zwei großen Reedereien, die Merkur.de von IPPEN.MEDIA gestartet hat, liegen noch keine Antworten vor.
Dafür nehmen die Kreuzfahrt-Unternehmen offenbar wieder Kurs auf das muslimisch geprägte Land, in dem gerade wieder der Große Preis der Formel-1 stattgefunden hat. Zwar zeigen viele Kunden an einer mehrtägigen Rundreise Interesse, berichtet die Welt. Doch geführte Studienreisen, etwa angeboten von FTI, Diamir oder Gebeco Reisen, würden kaum gebucht.