1. Startseite
  2. Verbraucher

Firma sorgt für kostenloses Warmwasser, wenn man einen Server zu Hause aufstellt

Erstellt:

Von: Ulrike Hagen

Kommentare

Ein Netzwerkdienstleister bietet kostenloses Warmwasser, das über Computerabwärme gewonnen wird, für Privathaushalte an. Einzige Bedingung: Der Server muss in der Wohnung aufgestellt werden.

Godalming/Surrey – Klingt kurios, ist aber enorm smart: Ein britisches Unternehmen sorgt für Warmwasser in Privathaushalten, die bereit sind, Server des Netzwerkdienstleisters bei sich aufzustellen. Damit will Heata vor allem Menschen, die in Energiearmut leben, helfen – pro Haushalt können im Jahr bis zu 200 Pfund, umgerechnet etwa 225 Euro, an Energiekosten eingespart werden.

Die gestiegenen Lebenshaltungskosten treiben in Großbritannien immer mehr Menschen in die Armut, sodass inzwischen Tafeln wegen der hohen Nachfrage an ihre Grenzen stoßen.

Frau duscht, von hinten
Eine britische Firma bietet Gratis-Warmwasser, wenn man sich einen Server des Netzwerkdienstleisters ins Haus stellt © Evgenia Sunegina/Imago

Firma sorgt für kostenloses Warmwasser, wenn man einen Server zu Hause aufstellt

Heata bietet Haushalten in Großbritannien derzeit zunächst für ein Jahr Gratis-Warmwasser an, wenn sie sich für den Testbetrieb des neuen Dienstes der Marke anmelden. Und der Nutzen dessen soll sogar noch weit über den Benefit für sozial Schwache hinausgehen:

„Rechenzentren benötigen eine enorme Menge an Energie, von der ein großer Teil von ihren Kühlsystemen verbraucht wird. Die Prozessoren werden sehr heiß, und dieses Problem trägt erheblich zur miesen CO₂-Bilanz eines Rechenzentrums bei“, heißt es auf der Homepage des Unternehmens.

Grafik über die Funktionsweise eines Heata Servers
Die Abwärme, die bei der Arbeitslast des Heata Servers entsteht, heizt das Wasser im Haushalt auf. © Heata

Digitalisierung erzeugt riesigen CO2-Fußabdruck – Abwärmenutzung soll helfen

„Wir wollen den Planeten retten, doch unser tägliches Leben dreht sich um digitale Tools, die schädliche Treibhausgase erzeugen. Das ist ein großes Problem, das schnell wächst … Die CO2-Emissionen von Datenservern, die das Cloud-Computing ermöglichen, übersteigen inzwischen die des Flugverkehrs vor der Zeit des Kalten Krieges. Bis 2030 werden Rechenzentren voraussichtlich 1,8 Gigatonnen CO₂ erzeugen und 8 % des weltweiten Stroms verbrauchen“, so Heata. An dieser Stelle möchte die britische Firma zukünftig mehr Lösung und weniger Problem sein.

„Wärme zu transportieren, ist schwierig. Es ist viel einfacher, Bits und Bytes zu transportieren“

„Wir haben erkannt, dass die Wärme (der Rechner) eigentlich eine unglaublich nützliche Ressource ist, und wenn wir diese Wärme wiederverwenden, besteht die Möglichkeit, den für die Rechenleistung benötigten Strom auf nahezu Null zu reduzieren.“ Und genau darum sollen sich Briten nun Server in ihre Wohnungen stellen: „Denn Wärme zu transportieren, ist schwierig. Es ist viel einfacher, Bits und Bytes zu transportieren. Also bringen wir die Daten und die Verarbeitung dorthin, wo die Wärme benötigt wird, nämlich in die Wohnungen der Menschen, und nutzen dabei die vorhandene Infrastruktur. So entsteht daraus ein sozialer Nutzen.“

Mit unserem Newsletter verpassen Sie nichts mehr aus Ihrer Umgebung, Deutschland und der Welt – jetzt kostenlos anmelden!

Wärme aus Computerservern: Wärmetechnik nutzt 80 Prozent der Energie zur Warmwassergewinnung

Und so funktioniert es: Eine leistungsstarke Recheneinheit wird an den Warmwassertank des Haushaltes angeschlossen. Dieser Server wird von Heat an Unternehmen vermietet, die Rechenleistung benötigen. Sobald die Prozessoren heiß laufen, wird die Wärme an das Wasser im Tank abgegeben. Etwa 80 Prozent des Warmwassers im Haushalt wird so mit Wärme erzeugt, die sonst in die Luft abgegeben worden wäre.

Nach Angaben des Unternehmens liefert das Gerät bis zu 4,8 kWh für Warmwasser pro Tag, wobei die genaue Menge vom jeweiligen Verbrauch und weiteren Faktoren abhängt. Der Netzwerkdienstleister kümmert sich um die Installation, die etwa zwei Stunden in Anspruch nimmt und gemeinsam mit Ingenieuren von British Gas entwickelt wurde. Der Stromverbrauch, der für den Betrieb des Geräts benötigt wird, werde gemessen und den Kunden und Kundinnen zu 10 Prozent über dem Marktpreis gutgeschrieben.

Auch Microsoft will Serverabwärme in neuem Rechenzentrum für Haushalte nutzen

Heata ist nicht das erste und nicht das einzige Unternehmen, das die Wärme von Servern weiterverwendet. Der Technologiegigant Microsoft, der bekannt gab, ChatGPT KI in Office und Outlook zu integrieren, etwa hat angekündigt, dass die Abwärme seines neuen Rechenzentrums in Finnland zum Heizen der Häuser der umliegenden Gemeinden genutzt werden wird. So sollen etwa 40 Prozent des Heizbedarfs von rund 250.000 Menschen gedeckt werden.

Und auf Bibai, der nördlichsten Insel Japans, Hokkaido, verwertet das White Data Center die Wärme seiner Rechner zur Erwärmung von Luft und Wasser in einem benachbarten Gewächshaus sowie für eine kommerzielle Aalfarm. Immerhin weitere Schritte, wie das neue, verschärfte Klimaschutzgesetz mit Solardach-Pflicht in Hamburg, um den Klimawandel zu stoppen.

Auch interessant

Kommentare