Warum man durch Alkohol Lust aufs Rauchen bekommt
Viele kennen das Phänomen: Nur schnell mit den Kollegen auf einen Drink in die Kneipe – und plötzlich hat man eine Zigarette in der Hand. Warum bekommen viele durch Alkohol plötzlich eine unbändige Lust aufs Rauchen? Auch, wenn sie sonst gar keinen Tabak konsumieren.
Berlin – Es ist eine alte Geschichte, die vielen bekannt vorkommen dürfte: Menschen, die im Alltag eigentlich nicht rauchen, greifen in der Bar oder auf einer Feier zur Zigarette. Sobald sie Alkohol zu sich genommen haben, verspüren sie den Drang, sich eine anzuzünden.
Sozialer Einfluss entscheidend: Wenn alle rauchen, steigt die Lust auf eine Zigarette
Gerade jetzt, da es im Nachtleben eigentlich keine Einschränkungen durch die Corona-Pandemie mehr gibt, dürften Menschen wieder verstärkt mit solchen Situationen zu kämpfen haben. Aber wie kommt es überhaupt dazu, dass die Lust aufs Rauchen durch Alkohol so groß wird?
Ein ganz wichtiger Faktor, warum Menschen, die normalerweise Nichtraucher sind, in einem Partykontext plötzlich mit einer Zigarette in der Hand dastehen, ist das soziale Umfeld. Die Wissenschaftler John D. Dimoff und Michael A. Sayette konnten 2017 in einer Studie nachweisen, dass Menschen häufiger zum Rauchen verleitet werden, wenn andere um sie herum ebenfalls rauchen.

Vor allem ehemalige, aber auch für Gelegenheitsraucher werden dadurch getriggert, wenn um sie herum genüsslich „gequalmt“ wird. Mit dem gleichzeitigen Genuss von Alkohol wird es noch schwieriger, standhaft zu bleiben.
Alkohol hat eine enthemmende Wirkung – gute Vorsätze werden vorübergehend „vergessen“
Denn: Alkohol hat eine enthemmende Wirkung. Darauf weisen die Ergebnisse weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen hin, die das WDR-Wissenschaftsmagazin Quarks zusammengetragen hat. Alkohol ist nämlich ein Nervengift und hat damit auch Auswirkungen auf die Nervenzellen in unserem Körper. Bestimmte Nervenbahnen werden durch die Substanz Alkohol aktiviert, andere dagegen blockiert.
Die Folgen davon zeigen sich bei jedem Menschen auf ganz individuelle Weise: Einige werden von Schluck zu Schluck redseliger und verlieren alle Hemmungen. Andere hingegen werden ganz still, weil sie damit kämpfen, die Augen offenzuhalten vor Müdigkeit. Für beide Gruppen gilt: Gute Vorsätze werden durch die enthemmende Wirkung des Alkohols gerne mal vorübergehend über den Haufen geworfen. Und so „vergessen“ viele mal für einen Abend, dass sie eigentlich keine Zigarette mehr anfassen wollten.
Dopaminausschüttung durch Alkohol und Zigaretten – die Lust aufs Rauchen steigt
Ein anderer Erklärungsansatz basiert auf der Dopaminausschüttung, die sowohl durch Alkohol als auch durch Nikotin hervorgerufen wird. Diese Theorie kommt ursprünglich aus der Suchtforschung. Es geht dabei auch um die Abhängigkeit von anderen Substanzen. Dopamin gilt als sogenanntes „Glückshormon“. Eigentlich handelt es sich dabei aber um einen Neurotransmitter, der für eine positive Stimmungslage sorgt und motivierend wirken kann.
In Sachen Suchtverhalten spielt Dopamin eine wichtige Rolle, denn es wird normalerweise nur zur „Belohnung“ für positive Aktivitäten wie Sport, Musik oder ein Erfolgserlebnis ausgeschüttet. Genau dieses „System der Belohnung“, wie es in der Forschung heißt, führt dazu, dass wir immer wieder zu Alkohol, Nikotin und anderen Rauschmitteln greifen. Denn auch sie regen den Fluss des glücklich machenden Botenstoff an. Dazu kommt, dass Alkohol und Nikotin die Dopaminausschüttung wechselseitig verstärken.
Alkohol und Zigaretten: Nikotin kann die Wirkung von Alkohol abmildern
Das Zusammenspiel zwischen Tabak und Alkohol ist auch in anderer Hinsicht bedeutungsvoll: Denn Nikotin kann die negativen Auswirkungen von alkoholischen Drinks in vielen Fällen ausgleichen oder ihnen sogar etwas entgegensetzen. Wer durch Alkohol eher müde wird, den kann der Zug an der Zigarette wieder fitter machen.
Allerdings – viele Partyraucher werden das wissen – kann es auch genau umgekehrt sein. Gerade bei Gelegenheitsraucherinnen und -rauchern führt der Tabakkonsum oft zu Kreislaufproblemen und einer gedämpften Wahrnehmung. Sie werden schlagartig müde, sobald sie Zigarettenrauch inhaliert haben.
Bei Gelegenheitsrauchern wirkt die Zigarette zum Drink oft ermüdend – oder führt sogar zu Kreislaufproblemen
Ob Party-, Gelegenheits- oder Kettenraucher: Es dürfte den meisten bekannt sein, dass der Konsum von Tabak nicht gut für die Gesundheit ist und die Entstehung vieler Krankheiten dadurch begünstigt wird, darunter Schlaganfall, Herzinfarkt oder natürlich auch der gefährliche Lungenkrebs. Doch auch andere Krebsarten treten öfter bei Menschen auf, die rauchen.
Daher der berühmte gute Rat, den man befolgen kann oder nicht: Das Rauchen möglichst sein lassen. Die Mechanismen, die dazu verleiten, kennen Sie jetzt. Britische Wissenschaftler haben außerdem ermittelt, dass Menschen sich nach einem Rauch-Stopp schon nach kurzer Zeit glücklicher fühlen. Dann braucht man das Dopamin von den Zigaretten doch auch eigentlich nicht mehr, oder?