Geschichte des Weihnachtsbaumes: Siegeszug einer deutschen Erfindung

Ein geschmückter Weihnachtsbaum gehört zu den Feiertagen dazu. Warum aber stellen wir uns bunt geschmückte Nadelbäume in die Wohnzimmer?
Berlin – Irgendwo zwischen der Geburt von Jesus Christus in einem Stall in Betlehem vor mehr als 2000 Jahren und dem Aufstellen bunt geschmückter Weihnachtsbäume in heutiger Zeit muss ein gewisses Loch in der Geschichtsschreibung klaffen, das diese beiden Dinge miteinander sinnvoll verknüpfen könnte. Die Geschichte des Weihnachtsbaumes beginnt allerdings nicht bereits mit den Ereignissen aus dem neuen Testament, sondern erst sehr viel später.
Genauer gesagt im Mittelalter. Im Alten Christentum galt der 24. Dezember als der Tag von Adam und Eva. Um die Geschichte der beiden und den Sündenfall im Paradies dem Volke darzustellen, benötigten die Darsteller einen Baum. Die Auswahl an grünen Bäumen allerdings war im tiefsten Winter eher überschaubar, sodass man zu immergrünen Nadelbäumen griff. Bis dahin hatten Nadelzweige ihren Platz in der Gesellschaft als heidnisches Symbol des Lebens und um böse Geister zu vertreiben.
Woher kommt der Weihnachtsbaum: Von Deutschland aus eroberte der Weihnachtsbaum die Welt
Ins 15. und 16. Jahrhundert fallen die ersten Erwähnungen von Weihnachtsbäumen, die zum Teil bereits mit buntem Papier, Äpfeln und Zucker geschmückt waren. Der lutherische Brauch – Katholiken blieben zumeist beim Krippenspiel als Dekoration – verbreitete sich aus dem südwestlichen Deutschland in den folgenden Jahren immer weiter in nördliche Richtung. Im 18. Jahrhundert begannen die Leute, die Bäume zusätzlich mit brennenden Kerzen zu dekorieren. Erst ab Beginn des 19. Jahrhunderts fanden Weihnachtsbäume auch ihren Weg in katholische Wohnzimmer.
Um 1830 herum entstanden die ersten Christbaumkugeln. Sie sollten die verbotenen Früchte vom Baum der Erkenntnis darstellen, von denen Adam und Eva im Alten Testament gegessen hatten. Mitte des 19. Jahrhunderts hatten sich Weihnachtsbäume zu einem festen Bestandteil des Weihnachtsfestes in Deutschland entwickelt. Von dort trugen Auswanderer den Brauch in alle Welt hinaus, zum Beispiel in die noch jungen Vereinigten Staaten von Amerika. Über die Verflechtungen der europäischen Adelshäuser gelangten Weihnachtsbäume nach Großbritannien, Frankreich, Italien, Russland und die Niederlande.
Weihnachtsbaum als gesellschaftliches Symbol: Kirche stellt sich lange quer
Anfang des 20. Jahrhunderts verdrängten elektrische Lichter und Kerzen die brennenden Wachskerzen nach und nach von den Tannenbäumen. Der Weihnachtsbaum hatte sich mittlerweile weltweit als bürgerliches Symbol für das Weihnachtsfest durchgesetzt. Die katholische Kirche hingegen öffnete sich erst einige Jahrzehnte später dafür, diesen Brauch ebenfalls anzunehmen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlaubte sie Weihnachtsbäume in ihren Kirchen, und erst Papst Johannes Paul II. ließ 1982 den ersten Weihnachtsbaum auf dem Petersplatz in Rom aufstellen.
Mittlerweile werden alleine hierzulande knapp 30 Millionen Weihnachtsbäume jährlich verkauft. In den vergangenen Jahrzehnten hat dabei die aus dem Kaukasus stammende Nordmanntanne die heimischen Bäume wie die Rot- und Blaufichte nahezu komplett verdrängt. Und es setzen sich auch zunehmend Weihnachtsbaum-Alternativen durch. Außerdem geht der Trend dahin, den Baum schon deutlich vor Weihnachten aufzustellen.