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Dry January: So wirkt ein Monat Alkoholverzicht auf Körper und Psyche

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Von: Carolin Gehrmann

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Beim „Dry January“ wird einen Monat lang komplett auf Alkohol verzichtet. Was genau diese Alkoholpause im Körper bewirkt und wie man sich zum Durchhalten motiviert.

Berlin – Einen Monat lang keinen Tropfen Alkohol zu sich nehmen – das ist die Devise des Dry January, also des trockenen Januars. Diese Initiative hat ihren Ursprung in Großbritannien. Inzwischen ist der Trend aber auch nach Deutschland geschwappt und findet immer mehr Anhänger. Nach der oft feuchtfröhlichen Feierstimmung zu Weihnachten und Silvester liegt es offenbar nahe, dem Körper eine Pause zu gönnen und der Leber die Möglichkeit zu geben, sich im Dry January vom Neujahrssekt oder aber vom Verdauungsschnäpschen zu erholen.

Aber was bringt es eigentlich, wenn man im Dry January – also „nur“ vier Wochen lang – auf Alkohol verzichtet? Hat es tatsächlich Auswirkungen auf Körper und Psyche, wenn man einen Monat lang auf Kräutertee und Apfelsaft umsteigt und die Wein- und Biergläser während des Dry January im Schrank lässt und sich im Verzicht auf Alkohol zu üben?

Phänomen Dry January: Auswirkungen von Alkoholverzicht auf Körper und Psyche schon nach kurzer Zeit

Tatsächlich zeigt eine Alkoholpause wie der Dry January schon nach kurzer Zeit erste positive Resultate. Das bestätigten auch die Teilnehmer einer Studie der Universität Sussex, in der die Wirkung des Dry January genauer untersucht wurde. Die Probanden bemerkten vor allem, dass sich die Qualität von Schlaf und Haut verbesserte, sie sich insgesamt fitter fühlten und sie außerdem Gewicht verloren hatten. Kein Wunder, denn Alkohol hat sehr viele Kalorien und hemmt zudem die Fettverbrennung im Körper, wodurch er auch die Entstehung eines Diabetes Typ 2 begünstigen kann.

Im Dry January einen Monat ohne Zellgift Alkohol: Regelmäßiger Konsum schädigt Organe und Nervenzellen

Alkohol, auf den im Dry January verzichtet wird, ist ein sogenanntes Zellgift. Er schädigt Leber, Bauchspeicheldrüse, Darm und andere Organe. Darüber hinaus ist er für eine ganze Reihe von Krankheiten verantwortlich, darunter verschiedene Krebsarten wie Darmkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Die Abbauprodukte des Alkohols in diesen Getränken führen zu Schäden an der Erbsubstanz DNA, denn sie dringen tief in die Körperzellen ein. Dadurch steigt die Krebsgefahr erheblich. Laut des aktuellen Alkoholatlas 2022 liegt der durchschnittliche Jahresverbrauch der Deutschen an Reinalkohol bei rund 11 Litern pro Jahr, das entspricht über 200 Litern Bier im Jahr. Damit liegt Deutschland – trotz des immer beliebter werdenden Trends des Dry January, über dem europaweiten Durchschnitt.

Durch eine Alkoholpause wie beim Dry January können viele Zellschäden wieder repariert werden

Wenn man seinem Körper keinen Alkohol mehr zuführt, was im Dry January der Fall ist, die Moleküle der Zersetzungsstoffe also nicht mehr wirken können, dann können die Zellschäden wieder repariert werden, erklärt der Suchtmediziner Dr. Robert Stracke in der NDR Radio Visite. Auch Nervenzellen regenerierten sich durch die Abstinenz vom Alkohol und eine Leberzellverfettung bildet sich zurück. Das Absterben von Lebergewebe, eine sogenannte Leberzirrhose, könne zwar nicht umgekehrt, aber zumindest gestoppt werden.

Vor allem Leber, Herz und Magen profitieren von Alkoholpausen wie dem Dry January – auch die Haut verbessert sich

Auch ein kurzzeitiger Alkoholverzicht von nur einem Monat wie beim Dry January kann schon vieles bewirken. Vor allem Herz und Magen profitieren von der Alkoholpause, denn regelmäßiges Trinken bewirkt, dass viel Magensäure produziert wird, was oft zu Magenschleimhautentzündungen führen kann. Nach vier bis acht Wochen Alkoholverzicht erholt sich der Magen in der Regel bereits.

Ein Paar stößt mit einem Glas Wein an.
Verzicht auf den Griff zum Glas: Immer mehr Menschen legen im sogenannten Dry January eine Alkoholpause ein. Schon ein vorübergehender Verzicht auf Alkohol wirkt sich positiv auf den Körper aus. © Imago

Dem Herzen tut ein kurzzeitiger Verzicht auf Alkohol ebenfalls gut. Schon 0,8 Promille im Blut führen bei jedem Dritten zu Herzrhythmusstörungen und bei jedem Vierten zu Herzrasen, wie eine Studie mit 3.000 Personen ergeben hat. Nach einer Erholungszeit von einem halben Tag hatte sich der Herzschlag bereits wieder normalisiert, fasst der NDR zusammen.

Menschen, die häufiger Probleme mit der Herzfrequenz haben, können demnach von einer Alkoholpause wie zum Beispiel dem Dry January profitieren. Auch das berühmte eine Glas Wein am Tag, dem eine angeblich gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt wird, ist laut Stracke bereits problematisch, da regelmäßiger Alkoholkonsum das statistische Risiko für körperliche oder psychische Folgeprobleme erhöhe.

Dry January: Bei Alkoholverzicht zeigen sich schnell die ersten positiven Auswirkungen

Wer auf alkoholische Getränke verzichtet, ob nun im Dry January oder einfach so, der kann laut watson.de in den ersten zwei Wochen mit diesen positiven Effekten rechnen:

Vier Wochen sind zwar ein zu kurzer Zeitraum, um erhebliche Veränderungen herbeizuführen, vor allem, wenn anschließend wieder in einem ungesunden Maße Alkohol zu sich genommen wird. Aber für viele ist ein solches Experiment wie der Dry January auch ein Anstoß, grundsätzlich über den eigenen Konsum nachzudenken und anschließend bewusster oder weniger Alkohol zu trinken – oftmals sogar dauerhaft. Ein langfristiger Verzicht wirkt sich positiv auf den Fettstoffwechsel, den Blutdruck und die Stressresilienz aus.

Dry January bringt viele Menschen dazu, den eigenen Alkoholkonsum zu überdenken und zu verändern

Vielen gibt das Wissen, dass sie es geschafft haben, die Phase der Abstinenz durchzuhalten, auch einen zusätzlichen Schub für das Selbstbewusstsein. Auch sei ein trockener Monat ein guter Test, ob bereits ein problematischer Konsum oder eine ungünstige Konditionierung vorliegt, die einen regelmäßig zum Glas oder zur Flasche greifen lässt.

Mit ein paar Tipps fällt der Alkoholverzicht im Dry January leichter

Wem das allein noch nicht als Motivation zum Durchhalten reicht, für den hat Experte Stracke noch ein paar Tipps auf Lager, wie man sich austricksen kann. So könne es helfen, sein Vorhaben öffentlich zu machen und andere Menschen einzuweihen, da dieses die Selbstverpflichtung erhöhe. Auch könne man einen Vertrag mit sich oder anderen abschließen, das habe eine verbindlichere Wirkung. Bewährt habe sich auch, sich selbst eine bestimmte Belohnung zu versprechen, die man nach erfolgreicher Alkoholpause dann einlöst.

Besonders hilfreich sei es auch, öfter einmal vom gewohnten Alltag abzuweichen, damit man nicht Gefahr läuft, in alte Verhaltensmuster zu verfallen und man gar nicht erst auf die Idee komme, sich nach der Arbeit ein Glas Wein einzuschenken.

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