Autobahn lädt E-Autos während der Fahrt – erste Teststrecke in Bayern
Das E-Auto mit Strom direkt von der Autobahn laden – das ist in Bayern bald Realität. Dort planen Forscher eine Teststrecke mit Induktionsfahrbahn.
Erlangen – Nie wieder stundenlanges Warten an Ladesäulen für E-Autos, keine Zitterpartien auf längeren Strecken, weil ungewiss ist, ob die Reichweite noch bis zum Ziel langt. Was sich für Fahrer von E-Autos nach Wunschdenken anhört, könnte eine neue Technik bald wahr machen. Das E|MPOWER-Projekt von deutschen Forschern verspricht endlose Reichweite für Stromer: Die Straße selbst soll nämlich E-Autos – quasi nebenbei – während des Fahrens per Induktion aufladen. Im Süden von Deutschland soll nun die erste Teststrecke entstehen.

Autobahn lädt E-Autos während der Fahrt – erste Teststrecke in Bayern
Wer ein E-Auto besitzt, kennt die Problematik. Einer der Hauptnachteile von Elektroautos gegenüber Verbrennern ist neben dem Reichweiten-Problem – selbst Hitze schadet Elektroauto-Akkus und ihrer Reichweite – häufig die lange Ladezeit. Während Verbrenner innerhalb von Sekunden aufgetankt sind, braucht der Elektroauto-Akku gern mal Stunden, um vollständig aufzuladen.
Forscher wollen beide Schwierigkeiten nun über eine ausgetüftelte Technologie aushebeln. Mit der von den Wissenschaftlern des Lehrstuhls für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) vorgestellten induktiven Ladetechnik könnten Reichweiten-Sorgen von E-Autos bald Geschichte sein.
Teststrecke in Süddeutschland soll E-Autos während der Fahrt aufladen
Zusammen mit den Partnern VIA IMC, Autobahn GmbH, Electreon, Risomat und der TH Nürnberg wollen die Wissenschaftler die Technologie zur Serienreife bringen. Laut einer Mitteilung, die die FAU am 9. Januar veröffentlichte, habe das Konsortium für das Projekt Investitionen von rund 8 Millionen Euro eingeplant.
Der Ansatz der E|MPOWER-Forscher: elektrifizierte Straßen, die die Fahrzeuge beim Befahren und Parken kabellos aufladen. Im Straßenbelag integrierte Spulen erzeugen dafür ein Magnetfeld. Fährt oder parkt ein Auto darauf, induziert dieses Feld Spannung in der im Fahrzeug verbauten Gegenspule. Das Besondere: Die Technologie kann unsichtbar verbaut werden und – anders als elektrifizierte Straßen mit Oberleitungen – sowohl Nutzfahrzeuge als auch PKW laden.
Strom von der Autobahn: Induktive Straßen als Beitrag gegen den Klimawandel
Der weltweite Verkehr ist für rund ein Viertel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich, die den Klimawandel mit allen seinen dramatischen Auswirkungen vorantreiben: 2022 war der wärmste je gemessene Sommer in Europa. Mit emissionsarmer Fortbewegung wie der Elektromobilität lässt sich die Entwicklung ausbremsen. Doch E-Autos haben nach wie vor mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen. Nach dem Boom brachen Zulassungen von E-Autos deutlich ein. Und Umfragen ergaben, dass ein Drittel der Deutschen lieber mit Wasserstoff fahren möchte.
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Neue Induktions-Technologie löst Reichweiten- und Lade-Probleme bei E-Autos
Die innovative Technik mit ihrem Versprechen endloser Reichweite für Elektroautos könnte das nun ändern. Denn: Tricks für mehr Reichweite für das E-Auto bei Kälte wären hinfällig. Und einen Tankstopp brächten auf diesen Straßen nur noch Verbrenner. Das Team um Dr. Alexander Kühl vom Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik zielt darauf ab, die Produktion solcher Straßen in Serie möglich machen.
Strom von der Autobahn: Ab 2025 können E-Autofahrer es in Deutschland testen
Um die Entwicklung voranzutreiben, soll sich das Induktionssystem nun in Süddeutschland bewähren: „Der Aufbau einer Teststrecke ermöglicht uns, die zu entwickelten Prozesse für die automatisierte Herstellung und Fahrbahnintegration zu erproben und deren Funktionalität zu demonstrieren“, erklärt Kühl. Ab Mitte 2025 können Autofahrer und Autofahrerinnen auf einer Autobahn in Nordbayern die induktive Ladetechnologie ausprobieren – wobei die erste, ein Kilometer kurze Teststrecke natürlich nicht ausreicht, das E-Auto komplett aufzuladen. „Bei vergleichbaren Tests wurden bisher bis zu 70 kW Leistung übertragen“, so der Wissenschaftler.