„Weltklasse“: Wirt weist Veganer ab – und rechnet mit „Vegan-Theater“ ab
Ein Schweizer Wirt will ein Gericht nicht „vegan drehen“. Als dann eine fiese Google-Bewertung folgt, rechnet er knallhart mit Veganern ab – öffentlich.
Alvaneu/Graubünden –Wirte und Veganer, das scheinen immer mal wieder unvereinbare Mikrokosmen zu sein. Gerade erst kam es in der deutschen Hauptstadt zum wohl unschönen Aufeinandertreffen: Berliner Adlon-Restaurant will keine Veganer: „Und das ist auch gut so“. Auch Max Stiegl bevorzugt offensichtlich Fleischesser: Der Spitzenkoch will keine Veganer im Restaurant haben. Ein eskalierender Streit um eine vegane „Extrawurst“ in einem renommierten Hotel und Restaurant in der Schweiz zeigt, dass die Fronten zwischen Fleisch- und Nichtfleisch-Fans in der Gastro noch immer verhärtet sind.
Kanton in der Schweiz: | Graubünden |
Fläche: | 7.105 km² |
Gegründet: | 1803 |
Hauptstadt: | Chur |
Einwohner: | 200 096 |
„Nicht unser Stil“: Wirt verweigert Gästen veganes Gericht – Streit über Google und Facebook
Was ist passiert? Eine Besucherin des Hotel-Restaurant „Belfort“ im malerischen Graubündener Alvaneu in der Schweiz verlangt nach einer veganen Variante der „Zucchettipiccata mit mediterranem Gemüse und Kräuterkartoffeln“. Der Wirt, Paul Zünd, lehnt den Wunsch ab, und bietet der Frau drei andere Gerichte an, die stattdessen vegan zubereitet werden könnten – die allesamt von ihr eingeschnappt abgelehnt werden. Sie bestellt: Pommes.

Wirt ist Veganern gegenüber unnachgiebig: „Unsere Gerichte gibt es ganz oder gar nicht!“
Doch dabei wird es nicht bleiben. Ihre Tischbegleitung, Peter G., holt nach dem Besuch auf dem Google-Bewertungsportal gegen den Gastronomen aus: „Als 1 von 4 Personen nach einem Gemüseteller gefragt hat, wurde er sehr unhöflich und hat gemeint, dass das ‚nicht Ihr Stil‘ sei, ebenso wie: ‚Unsere Gerichte gibt es ganz oder gar nicht‘. Sehr enttäuschend im Vergleich zum letzten Besuch. Von einem guten und auch genug teuren Restaurant kann man mehr erwarten.“ Er vergibt einen mickrigen Stern.
Vegane Extrawurst nicht erfüllt: als Rache eine miese Google-Bewertung
Hotelier Paul Zünd lässt die Attacke nicht auf sich sitzen. Er kontert auf der hoteleigenen Facebook-Seite: „Sie haben nicht einfach nur nach einem Gemüseteller gefragt, sondern, ob unsere Zucchettipiccata mit mediterranem Gemüse und Kräuterkartoffeln vegan erhältlich sei: Nein, denn in einer Piccata sind immer Ei und Käse drin… Wenn ich nun alles weglasse, was nicht vegan ist, so erhalte ich ein unvollständiges, unausgewogenes Gericht, welches ich nicht bereit bin, zu servieren.“
Will ein Wirt nicht, dann will er nicht, dafür gibt es viele Beispiele: „Weil Eltern nicht aufpassen“: Café erteilt Kindern unter fünf Hausverbot. Auch ein Ostsee-Restaurant lässt keine Kinder mehr rein – daran seien „die Eltern schuld“.
Böser Gastwirt-Konter: „Wenn man sich als Veganerin ausgibt, dann bitte auch ohne Bier“
Weiter giftet der erzürnte Gastgeber: „Und wenn man sich als Veganerin ausgibt, dann bitte ganz, auch ohne Bier...“ Das ist nämlich nicht immer frei von tierischen Inhaltsstoffen – ebenso wie die Avocado, die streng genommen nicht vegan ist. Dabei habe er noch nicht einmal grundsätzlich etwas gegen vegane Ernährung, die laut Studie immerhin für Hunde am gesündesten ist.
Schweizer Gastronom wirft Vegan-Gästen „Lechzen nach Aufmerksamkeit“ vor
Aber: „Es sind Leute wie Sie, welche Gastronomen dazu bewegen (werden), dem ganzen Vegan-Zirkus aus dem Weg zu gehen, weil es gar nicht um die vegane Ernährung geht – was ohnehin ein absoluter Irrsinn ist und nicht der Natur des Menschen entspricht – sondern nur das Lechzen nach Aufmerksamkeit.“ Der Vorwurf sitzt – und ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Schließlich gibt es einige Geschichten, die nach einem hohen Aufmerksamkeitsbedürfnis oder mindestens Prinzipienreiterei klingen: Wegen harmloser Werbung attackierten Veganer einen Metzger als „Psychopath“. Auch die Eltern, die ihrem Kind Schnitzeljagd verbieten, weil sie Veganer sind, geben kein gutes Bild ab.
Das Netz applaudiert dem von Veganern genervten Wirt: „Weltklasse Retourkutsche“
Das Netz jedenfalls schlägt sich auf die Seite des genervten Wirtes: „Uff, auf solche Gäste kann man getrost und gerne verzichten und die Plätze Gästen anbieten, die eure Küche und eure Gastfreundschaft zu schätzen wissen! Sehr gut reagiert! Weiter so!“ Und: „Endlich ein Hotelier, der ehrlich ist! Ich kenne leider euer Restaurant nicht … aber die Antwort auf diese lächerliche und armselige Beurteilung, welche spitzenmäßig ist, find ich Mega.“
Sogar andere Hoteliers melden sich zu Wort: „Weltklasse Retourkutsche von Ihnen Herr Zünd! Endlich mal die richtigen Worte gefunden! Gruß aus Deutschland.“ Trotz des Rückenhaltes aus der Netzgemeinde haben sich der Hotelier Paul Zünd und seine Frau, die Küchenchefin Monika Zünd-Keller nach fünf Jahren entschieden, neue Wege zu gehen. Seit Januar 2022 sucht das „Belfort“ einen neuen Pächter – was sicher nicht an veganen Gästen allein liegt.