1. Startseite
  2. Stories

Trecker-Widerstand: Ukrainische Bauern zocken russischer Armee Panzer ab

Erstellt:

Von: Jens Kiffmeier

Kommentare

Geschickte Guerilla-Kämpfer: Ukrainische Bauern klauen Russland Panzer, Raketenwerfer und Feldküchen im Millionenwert – und sorgen im Netz für Furore.

Kiew – Einer gegen alle: Unverdrossen drückt der Bauer in der Ukraine auf das Gaspedal. Sein blauer Trecker ist nicht der größte. Aber die Kraft reicht aus, um einen ganzen Panzer hinter sich herzuziehen. Typ: APC, hergestellt in Russland. Dass sich der Landwirt mit einer der größten Armeen der Welt anlegt, ist ihm egal. Er hat sich das Kriegsgerät unter den Nagel gerissen – und haut damit einfach ab. Den russischen Soldaten lässt er hinter sich herrennen – zur großen Schadenfreude im Netz.

Ukraine-Krieg: David gegen Goliath – einfache Bauern stehlen russischer Armee Panzer

Die Szene stammt aus einem Video, das in den sozialen Netzwerken gepostet wurde und millionenfach geklickt worden ist. Es ist das Sinnbild des Ukraine-Krieges: Seit dem von Russlands Präsidenten Wladimir Putin befohlenen Überfall auf das Land stemmt sich die Bevölkerung gegen die Invasion – und zwar mit aller Kraft und allen Mitteln. Sie werfen im Häuserkampf Molotow-Cocktails auf Panzer und liefern der Armee mit selbst gebauten Drohnen Aufklärungsdaten aus der Luft. Und die Bauern? Die klauen Russland angeblich das Kriegsgerät – und sorgen damit für eine kurze Ausflucht aus dem ansonsten harten Alltag in Kriegszeiten, der selbst russische Superreiche an die Grenze des -vermeintlich - Zumutbaren bringt:

Ukrainische Landwirte erbeuten russisches Kriegsgerät im Wert von Millionen Euro

Jeden Tag tauchen neue Videos auf, die den Kampf von David gegen Goliath dokumentieren. Ein Trecker, der einen Panzer im Schlepptau hat. Ein Trecker, der einen Raketenwerfer abschleppt. Ein Trecker, der eine Feldküche hinter sich herschleift. Unverdrossen verpassen die Landwirte dem übermächtigen Gegner damit einen Nadelstich nach dem anderen. Laut Schätzungen der ukrainischen Regierung von Präsident Wolodymyr Selenskyj haben die Bauern schon Kriegsgerät im Wert von mehreren Millionen Euro erbeutet.

In den sozialen Netzwerken werden die Landwirte dafür abgefeiert. Für die sogenannte „Bauern-Division“ wurden bereits eigene militärische Ärmelabzeichen entworfen. „Für den 10.000 erbeuteten Panzer gibt es den „Goldenen Trecker“ zu Belohnung“, witzelte ein User.

Krieg in der Ukraine: Landwirte schleppen Panzer und Raketenwerfer mit Trecker ab – Russlands Armee steckt auf Feldern fest

Doch bei allem Spaß: Was ist eigentlich dran an dem Panzer-Diebstahl? Wirklich überprüfen lässt sich die Echtheit aller Videos nicht. Aber fest steht: Die russische Armee hat ein Nachschubproblem. Viele Panzer blieben in den vergangenen Tagen und Wochen wegen Treibstoffmangel liegen. Dadurch wurden sie zu einem leichten Angriffsziel für die ukrainische Armee. Viele Panzer wurden beschädigt oder blieben im Schlamm auf den südukrainischen Feldern stecken.

Von dort erbeuten die Bauern nun das Kriegsgerät, das zum Teil an die eigene Armee übergeben wird – oder das zum Spaß mit dem Trecker nach Hause gebracht wird, wie die Daily Sun berichtet. Man ziehe das jetzt auf den Hinterhof, spöttelt etwa ein Bauer in einem der Videos: „Das wird irgendwann mal gutes Geld als Altmetall wert sein.“

Ukraine-Konflikt: Panzer-Diebstahl ist das Sinnbild für Widerstand – Präsident Selenskyj setzt auf Bauern

Ursprünglich hatte Russland den Angriff auf die Ukraine als eine Art Blitzkrieg angelegt – und sich damit ordentlich verkalkuliert. Denn Putin, den viele für verrückt halten, und seine Militärstrategen haben massiv die Guerilla-Fähigkeit der Ukrainerinnen und Ukrainer unterschätzt. Der Vorstoß auf die Hauptstadt Kiew, die Russland innerhalb weniger Tage einnehmen wollte, ist bereits gescheitert – trotz massiver Bombardierung der Städte und gezielte Angriffe auf die Bevölkerung. Nun zieht die übermächtige Streitmacht im Osten des Landes sämtliche Kräfte zusammen.

Ein Trecker eines ukrainischen Landwirts schleppt einen russischen Panzer ab
Ukrainische Bauern schleppen russische Panzer mit Treckern ab – nicht immer stehlen die Landwirte das teure Kriegsgerät. © privates Video/Screenshot

In den bereits zurückeroberten Gebieten müssen die Bauern aber jetzt auf die Felder. Zum 1. April begann eigentlich in der Ukraine die Aussaatsaison. Doch wegen des Krieges mit Russland können nach Angaben der ukrainischen Handelskammer nur 30 bis 50 Prozent der Ackerflächen bestellt werden. Präsident Selenskyj rief deshalb die Bauern auf, jeden verfügbaren Winkel für den Ackerbau zu nutzen. Auch dies dürfte ein Grund sein, warum die Felder gerade von russischen Panzern befreit werden.

Guerilla-Kampf: Bauern in der Ukraine erbeuten auch eine Feldküche

Durch ihre Beute erhalten die Landwirte oder die pro-ukrainischen Soldaten, die gerade erst einem Hund halfen, sein Herrchen wiederzufinden, immer wieder Einblick in den Zustand der russischen Armee. Denn neben Panzern und Raketenwerfern sind auch andere militärische Fahrzeuge unter dem „Diebesgut“. So staunte die Öffentlichkeit kürzlich nicht schlecht, als ein neues Video im Netz auftauchte. Es zeigte Bilder aus einem sogenannten KamAZ-Fahrzeug, in dem eine komplette Feldküche eingerichtet war. Auch hier hatten ukrainische Landwirte zugeschlagen – und russischen Truppen kurzerhand die komplette Versorgungseinheit gestohlen – und per Trecker weggeschleppt.

Mit unserem Newsletter verpassen Sie nichts mehr aus ihrer Umgebung, Deutschland und der Welt – jetzt kostenlos anmelden!

Aktionen ukrainischer Bauern machen russische Armee weltweit um Gespött

In den Vorratsschränken waren aber nur drei Lebensmittel: Kartoffeln, Zwiebeln und Essiggurken. Im Netz sorgte das einmal mehr für Hohn und Häme. Was wohl für die Soldaten auf dem Speiseplan steht: Gekochte Kartoffeln, gebratene Kartoffeln, frittierte Kartoffeln? Die weltgrößte Armee, so spottete ein Nutzer laut der Daily Sun, biete ja wirklich eine abwechslungsreiche Nahrung. * kreiszeitung.de und merkur.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

Auch interessant

Kommentare