Stinksauer: Bauer wirft Auto mit Trecker vom Hof – und kriegt Recht
Betrunkene parken mit Reifenpanne auf dem Grundstück eines Landwirtes. Stinksauer wirft der den Wagen per Traktor auf die Straße. Zurecht, urteilt ein Gericht.
Newbiggin/Durham – Das nennt man wohl beherztes Durchgreifen. Ein englischer Landwirt hat das Auto von betrunkenen jungen Männern, die ihren Corsa mit einer Reifenpanne auf seinem Land stehen ließen, einfach mit dem Trecker auf die Straße geworfen. Eine vergleichbar bodenständig-rabiate Aktion machte auch schon in Deutschland von sich reden, als ein Bauunternehmer mit dem Bagger einen schlüsselfertigen Neubau zerstörte – weil er nicht bezahlt wurde. Empathische Handwerker fassten sich jedoch ein Herz und halfen mit großzügigen Spenden, den 500.000 Euro Schaden zu begleichen. Auch in diesem Fall erfährt der zornige Bauer Unterstützung von allen Seiten – und am Ende sogar von Justitia.
Rechtsfall: | Semayne's Case |
Datum der Gerichtsentscheidung: | 1. Januar 1604 |
Erlassendes Gericht: | Court of King's Bench |
Sitz: | Westminster/London |
Stinksaurer Bauer wirft Auto mit Trecker vom Grundstück – und wird freigesprochen
Was genau ist passiert? Eine Gruppe von jungen Männern, unter ihnen der 21-Jährige Diamantbohrer-Lehrling Charlie Burns, hatte den Low Force-Wasserfall besucht und dabei ordentlich getankt: bis zu sieben Flaschen Lagerbier pro Nase. Anders als der Mann, der eine Netto-Filiale abfackeln wollte, weil es sein Lieblingsbier nicht gab, waren diese Herren also „voll“ auf ihre Kosten gekommen. Und weil der Wagen von Burns‘ Freund Elliott Johnson obendrauf eine doppelte Reifenpanne hatte, so Berichte der „Dailymail“, wurde er einfach mal auf dem Grundstück des Landwirtes in Newbiggin-in-Teesdale abgestellt.

Betrunkene parken Auto auf Grundstück: Bauer sieht rot, schrottet das Fahrzeug mit Traktor – und fährt lässig weg
Der Landwirt Robert Hooper, des „Zustroms“ von alkoholisierten Jugendlichen, die jeden Sommer das Gebiet heimsuchen, überdrüssig, greift durch. Zunächst, so erzählt er dem Gericht, habe er die deutlich angeheiterte Gruppe höflich gebeten, zu gehen, weil ihr Auto sein Eingangstor blockiere. Doch dann eskaliert es schnell und heftig. Er habe sich gezwungen gefühlt zu handeln, weil er sich „verängstigt und bedroht“ gefühlt habe. Und dann passiert etwas, das im Netz viral geht: Der stinksaure Landwirt hebt mit dem Teleskoparm seines Traktors das Auto am Heck hoch, wirft es auf die Seite und schiebt es wie einen lästigen Käfer, der auf dem Rücken liegt, direkt auf die Landstraße vor seinem Grundstück. Danach fährt er lässig davon.
Prachtvolles Finale: Als der Landwirt den Wagen entsorgt, lallt Burns „F*****g Bauern“ – und zieht blank
Der sichtlich angeschwipste, nur mit Badehose bekleidete 21-Jährige Burns aus Tyneside versucht noch, den Landwirt daran zu hindern, das Auto seines Freundes mit dem Traktor umzuwerfen, indem er sich auf das Führerhaus des Fahrzeugs stürzt und torkelnd gegen dessen Reifen tritt. Als die Polizei am Tatort eintrifft, zeigen die Aufnahmen, die inzwischen von über 8 Millionen Usern gesehen wurden, wie Burns „F*****g Bauern“ murmelt, bevor er seine Hose herunterzieht und der Welt seinen Allerwertesten zeigt.
Das Gericht spricht den wütenden Bauern in sämtlichen Punkten frei – das Netz jubelt
Im Netz ist man sich einig: „Gut für den Landwirt. Wie können wir ihn für einen Ritterorden vorschlagen?“ und „Der wird keine Einfahrten mehr blockieren!“, applaudiert man der Radikalaktion des aufgebrachten Bauern. Aber auch das Gericht zeigt Verständnis für den 57-jährigen Briten und hört auf die Argumentation seines Anwaltes, der einen Präzedenzfall von vor über 400 (!) Jahren heranzieht, den sogenannten Semayne‘s Case: „Das Haus eines Engländers ist seine Burg, und meine Burg beginnt an diesem Eingangstor“.
Freispruch für wütenden Bauern wegen Urteil von vor 400 Jahren: „Das Haus eines Engländers ist seine Burg!“
In dem Urteil von 1604 legte Sir Edward Coke den Grundsatz fest, dass jeder das Recht hat, sein Haus mit angemessener Gewalt gegen Eindringlinge zu verteidigen. Die Geschworenen sprachen Hooper gemäß dieses Spruches – anders als die Bankerin, die über 20.000 Kundendaten löschte, weil ihr gekündigt wurde und den Mann, der nach seiner Kündigung das Auto des Chefs zu Schrott fuhr* – in sämtlichen Anklagepunkten frei.
Nach der Verhandlung verliest Hoopers Lebensgefährtin eine Erklärung, in der es heißt: „Die überwältigende Unterstützung der örtlichen Gemeinde und von Menschen aus der Ferne hat ihn während dieser letzten acht Monate der Hölle aufrecht erhalten. Wir begrüßen das Urteil der Jury und sind dankbar dafür.“ *kreiszeitung.de und 24hamburg.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.