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Städte rüsten auf E-Löschfahrzeuge um – die ersten bleiben schon im Einsatz liegen

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Von: Bjarne Kommnick

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Immer mehr Städte rüsten ihre Feuerwehren mit E-Löschfahrzeugen um. Eines ist nun wegen leerem Akku mitten im Einsatz liegen geblieben. Wie gefährlich ist das?

Stuttgart – Es sind Momente der Hilflosigkeit, wenn Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst selbst auf Hilfe angewiesen sind. Genau das aber passierte am Montag der Feuerwehr Stuttgart bei ihrem Einsatz in einer Fußgänger-Zone, berichten die „Stuttgarter Nachrichten“. Demnach brauchten die Einsatzkräfte während ihres Einsatzes Starthilfe für das schwächelnde Elektrofahrzeug. Im Internet hagelt es dafür Hohn und Spott. Es entfacht eine Debatte darüber, ob E-Fahrzeuge ein neues, brisantes Risiko von Feuerwehrarbeit darstellen – oder ob der Komplettausfall nur ein Einzelfall war.

Stadt:Stuttgart
Einwohner:634.830
Fläche:207,4 km²
Höhe:245 m

E-Feuerwehr bleibt mitten im Einsatz liegen: Ist die Sicherheit gefährdet?

Eines steht fest. Die Feuerwehr muss sich angesichts des künftigen Verbrenner-Verbots, das der Bund bereits beschlossen hat, wie viele andere Berufsgruppen auf einen Wechsel auf den Elektro-Antrieb einstellen. In anderen Branchen scheint das schon ganz normal zu sein. So betreibt die Deutsche Post nach eigenen Angaben in der Brief- und Paketauslieferung bereits mehr E-Modelle als Verbrenner. Auch die Logistik soll folgen. Jedoch zeigt dieses Beispiel auch, dass mit der Umstellung einige Probleme verbunden sind: Die Deutsche Post hat in Berchtesgaden E-Transporter zwischenzeitlich wieder aus dem Verkehr gezogen, da die Fahrzeuge besonders im Winter bei Kälte für hohe Anstiege zu schwach waren.

Elektro-Feuerwehr im Einsatz.
Die Feuerwehren in Deutschland setzen immer häufiger auf Elektromodelle. © Marius Schwarz / imago

Wie viele andere Feuerwehren in Deutschland stellt auch die Feuerwehr Hamburg auf Elektro-Antrieb um, obwohl ein Fahrzeug gut dreimal teurer ist als ein herkömmliches Verbrenner-Modell. Doch mit Blick nach Stuttgart könnte dem ein oder anderen nun bei dem Gedanken unwohl werden, dass die Helfer zukünftig nicht mehr so zuverlässig unterwegs sind wie mit Verbrenner-Fahrzeugen. Auf Social Media äußern Nutzerinnen und Nutzer, dass sie dadurch ihre Sicherheit gefährdet sehen.

User spotten auf Social Media über E-Feuerwehr – Feuerwehr Stuttgart klärt auf

Eine Userin auf Facebook ist sich sicher: „So etwas Dummes, es geht um unsere Sicherheit und selbst da wollen wir diesen Elektroschrott einsetzen?“ Einer kommentiert den Beitrag: „Ich warte schon, bis die Meldung kommt, dass in der Ukraine jetzt Elektro-Panzer fahren“.

Es klingt erstmal in der Tat bedenklich: Das einzige E-Fahrzeug der Feuerwehr ist etwa fünf Stunden im Einsatz – und braucht anschließend als einziges Fahrzeug Starthilfe. Doch wie die Feuerwehr Stuttgart mitteilt, habe es sich nicht um ein Fahrzeug im Löscheinsatz gehandelt, sondern um die Einsatzleitung. Zudem war es eben nicht die Hochvoltbatterie, die für das Liegenbleiben der Einsatzkräfte verantwortlich gewesen sei, sondern die Zwölf-Volt-Batterie, wie sie in jedem Verbrenner ebenfalls zu finden sei. Das Risiko sei dementsprechend bei Diesel- oder Benzinantrieb dasselbe.

E-Feuerwehrauto bleibt im Einsatz liegen: Konventionelle Starthilfe reicht aus

Genau das sei auch der Grund dafür gewesen, dass die konventionelle Starthilfe ausgereicht hätte, um das Auto wieder in Betrieb zu nehmen. Demnach hätte das gleiche Problem auch einen neuen Verbrenner betreffen können. Tatsächlich wäre bei einer leeren Antriebsbatterie, also dem Akku, die normale Starthilfe nutzlos, denn wenige Sekunden reichen selbstverständlich nicht aus, um genügend Energie zum Fahren zu laden.

Die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr Stuttgart ist auch bei Fahrzeugausfällen in keiner Weise gefährdet.

Daniel Anand, Pressesprecher Feuerwehr Stuttgart

Die Feuerwehr Stuttgart beruhigt besorgte Bürger: Da Verbrenner-Motoren eben genau so gefährdet seien, wegen einer defekten Autobatterie auszufallen, sei es bei der Feuerwehr üblich, für jedes Fahrzeug immer auch ein Ersatzfahrzeug bereitzuhaben: „Die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr Stuttgart ist auch bei Fahrzeugausfällen in keiner Weise gefährdet“, erklärt Pressesprecher Daniel Anand dazu.

Diesel-Motoren unterstützten Elektro-Feuerwehr: Auf „Notfall im Notfall“ vorbereitet

Auch „feuerwehrmagazin.de“ erklärt: Selbst im Falle einer leeren Antriebsbatterie seien elektrische Feuerwehrfahrzeuge doppelt abgesichert: Mit zwei Elektromotoren – jeweils einem pro Achse – sei der rein elektronische Einsatz möglich. Obendrein seien die Fahrzeuge auch auf den „Notfall im Notfall“ vorbereitet: Ein spezieller „Range Extender“, zu Deutsch: Reichweitenverstärker, sorge während längerer Einsätze per Diesel-Generator dafür, dass die Elektrofahrzeuge während des Einsatzes aufgeladen werden.

Ob diese Vorsichtsmaßnahmen greifen, wird die Zukunft zeigen. Und auch, ob man nicht doch auch andere Antriebs-Möglichkeiten in Betracht ziehen sollte. Immerhin entwickelten deutsche Forscher ein Wasserstoff-Hybrid-Auto mit 1.000 km Reichweite. Eine Größenordnung, die für einige Löscheinsätze ausreichen dürfte. * kreiszeitung.de und 24hamburg.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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