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Renault-Chef warnt: „Kaufen Sie kein Elektroauto – ohne die Möglichkeit, zu Hause zu laden“

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Von: Anika Zuschke

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Automobilhersteller Renault entwickelt seit zehn Jahren Elektroautos. Der Geschäftsführer rät ohne eigene Lademöglichkeit trotzdem vom Kauf eines E-Autos ab.

Boulogne-Billancourt – Die Mobilitätswende soll neben dem Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln auch durch einen Anstieg von Elektroautos auf Deutschlands Straßen bewerkstelligt werden. Um den Verkauf von E-Autos zusätzlich anzukurbeln, stellt der Staat Käufern bisher eine Umweltprämie zur Verfügung – diese soll jedoch bald abgeschafft werden. Im Gegenzug verlangt ein Autoexperte nun stattdessen eine Strafsteuer für Verbrenner. Aber können Verbrenner-Fans dazu animiert werden, sich ein E-Auto zuzulegen, wenn sogar ein Hersteller von Elektroautos in bestimmten Fällen davon abrät? Der Geschäftsführer von Renault, Luca De Meo, warnt nämlich mit deutlichen Worten: „Wenn Sie keine Möglichkeit haben, zu Hause zu laden, kaufen Sie sich kein Elektroauto.“

Automobilhersteller:Renault
CEO:Luca de Meo (1. Juli 2020–)
Hauptsitz:Boulogne-Billancourt, Frankreich
Gründung:24. Dezember 1898, Boulogne-Billancourt, Frankreich

Renault-Geschäftsführer Luca De Meo mahnt Verbraucher, kein E-Auto ohne eigene Lademöglichkeit zu kaufen

Luca De Meo ist ein italienischer Manager und seit 2020 Geschäftsführer des Automobilherstellers Renault. Zu der Gruppe gehören auch Marken wie Dacia oder Alpine. Eigenen Angaben zufolge setzt De Meo auf dem Weg, Renault wieder erfolgreich zu machen, vor allem auf Elektroautos. Gegenüber dem „Manager Magazin“ äußerte der CEO: „Wir haben das Ziel, die ökologischste Automarke Europas zu werden und mit den Großen wie Volkswagen zu konkurrieren. Die Entscheidung meiner Vorgänger, früh auf E-Autos zu setzen, war richtig und visionär.“

Der französische Autohersteller Renault sammelt bereits seit über zehn Jahren E-Erfahrung mit dem Modell „Zoé“ und plant, bald einen vollelektrischen „Mégane“ auf den Markt bringen. Erscheint es dann nicht sinnvoll, für Elektroautos Werbung zu machen, anstatt von einem Kauf abzuraten? Vermutlich ist es dem Renault-Geschäftsführer wichtiger, Kunden nicht zu enttäuschen, als diese unter verbraucherunfreundlichen Konditionen anzulocken. Denn De Meo richtet sich laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit einem klaren Appell an alle, die mit einem Elektroauto liebäugeln: „Wenn Sie keine Möglichkeit haben, zu Hause zu laden, kaufen Sie sich kein Elek­troauto.“

Renault-Chef rät vom E-Auto-Kauf ab, wenn Elektroauto nicht zu Hause geladen werden kann

Diesen Ratschlag gibt der Renault-Chef aus gutem Grund: Der aktuelle Preis für Haushaltsstrom liegt laut Bundes­verband für Energie- und Wasser­wirt­schaft bei 36,19 Cent pro Kilowattstunde (Stand Januar 2022). Wer seinen Elektrowagen also zu Hause lädt, gibt für 100 Kilometer ungefähr zehn Euro aus – abhängig von Automodell und Fahrweise. Da die Strompreise in Deutschland seit einiger Zeit massiv in die Höhe steigen – momentan auch bedingt durch die Ukraine-Krise – ist Strom an Ladesäulen hingegen fast so teuer wie Benzin.

Ein weißes E-Auto hängt an einer Ladestation für Elektroautos und Renault-Chef Luca De Meo.
Der Geschäftsführer von Renault rät vom Kauf eines E-Autos ab – wenn man dieses nicht zu Hause laden kann. © Westend61/Imago/Marijan Murat/dpa

Teurer Strom an Ladestationen macht den Kauf von E-Autos schnell zur Kostenfalle

Im Frühjahr diesen Jahres haben die ersten deutschen Städte Strom für E-Autos deutlich teurer gemacht – teilweise sogar bis zu 80 Prozent. Je nach Anbieter variieren die Preise an den Ladestationen, einige verlangen bereits 79 Cent pro Kilowattstunde und auch Preise von 99 Cent/kWh sind keine Ausnahme mehr. Damit sind die Kosten an Ladesäulen im Gegensatz zu einem Aufladen zu Hause mehr als doppelt so hoch. Es wird deutlich, dass Besitzer von E-Autos, die ausschließlich externe Ladesäulen nutzen, deutlich mehr Geld aufbringen müssen als Personen, die zu Hause laden können. Erschwerend kommt hinzu, dass Preise an den Ladesäulen teilweise „völlig willkürlich“ erscheinen und doppelter Strompreis an Ladestationen für E-Autos verlangt wird.

Teurer Strom und wenige Ladestationen – lohnt sich der Kauf eines E-Autos finanziell?

Wenn man mit seinem E-Auto dann mal auf dem Weg ist, kommen abgesehen vom Kostenaspekt weitere Fragen auf. Wo kann ich mein Elektroauto laden und wie lange hält der Strom überhaupt? Im städtischen Bereich liegt bereits eine ausgebaute Infrastruktur an Ladestationen vor – doch in ländlichen Gebieten scheint es für E-Autos weit und breit keine Lademöglichkeiten zu geben. Das musste eine junge Mutter am eigenen Leib erfahren, für die ein Kurztrip mit dem E-Auto an die Ostsee zur Odyssee wurde – am Ende war sie „kurz vorm Heulen“. Zusätzlich verbieten schon erste Parkhäuser und Tiefgaragen E-Autos wegen Brandgefahr die Einfahrt – also wo darf man noch parken?

Aufgrund der genannten Probleme kaufen sich wohlhabendere Familien ein Elektroauto auch häufig als Zweitwagen – der dann ausschließlich in der Stadt genutzt und im besten Fall zu Hause geladen werden kann. Denn mit einer durchschnittlichen Reichweite von etwa 350 Kilometern sollte man auf einer längeren Strecke viel Geduld – und im besten Fall eine Karte oder App für Ladestationen auf dem Weg mitbringen. Und natürlich einen gefüllten Geldbeutel. * kreiszeitung.de und 24hamburg.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

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