1. Startseite
  2. Stories

Mann darf Nachbarin nicht mehr Rüdiger nennen – Streit endet vor Gericht

Erstellt:

Von: Bona Hyun

Kommentare

Eine Frau zieht vor Gericht, weil ihr Nachbar sie Rüdiger nennt. Das Gericht verbietet ihm das ab sofort – für die transsexuelle Frau eine große Erleichterung.

Gelsenkirchen – Ein Nachbarschaftsstreit endete vor Gericht. So kurios es auch klingt – für Sophie K. und ihrem Nachbarn führte kein Weg drum herum. Der Nachbar von der transsexuellen Frau Sophie K. hörte auch nach mehrfacher Aufforderung nicht auf, seine Nachbarin mit ihrem alten Namen anzusprechen. Sophie K., ehemals bekannt als Mann mit dem Vornamen Rüdiger, wollte sich das nach ihrer Geschlechtsumwandlung nicht mehr gefallen lassen. Ihr reicht es: Sie zieht mit dem Fall vor Gericht und hat Erfolg.

Gelsenkirchen:Großstadt im zentralen Ruhrgebiet
Höhe:60 Meter
Fläche:104,8 Quadratkilometer
Bevölkerung:260.654 (2019)

Frau zieht vor Gericht, weil Nachbar sie Rüdiger nennt – und bekommt Recht

Eine starke Auseinandersetzung zwischen zwei Nachbarn artete dermaßen aus, dass die beiden Streitpersonen vor Gericht zogen. Grund war folgender: Ein Mann hat seine Nachbarin wiederholt mit dem ehemals männlichen Vornamen Rüdiger angesprochen. Die Nachbarin, Sophie K., hatte ihn mehrfach aufgefordert, dies zu unterlassen. Nach ihrer Geschlechtsumwandlung zur Frau wollte Sophie K. auch als solche wahrgenommen werden – ihr Leben als Mann und somit auch der Name Rüdiger lagen für sie in der Vergangenheit.

Ein Mann und eine Frau streiten sich
Der Streit zwischen Sophie K. und ihrem Nachbarn endete vor Gericht (Symbolfoto). © Andriy Popov/imago

Trotzdem fielen von dem rücksichtslosen Mann immer wieder despektierliche Bemerkungen, wann immer er seiner Nachbarin begegnete. Dabei nannte sie unbeirrbar beim ehemals männlichen Vornamen Rüdiger. Dass Transgender-Menschen es nicht einfach haben, bekamen auch die beiden Eltern Bennet und Malik im Krankenhaus zu spüren: Der transsexuelle Vater Bennet ist sauer, weil er Mutter genannt wird* und das Krankenhauspersonal ihn nicht als Frau anerkennen wollte. Dabei benutzen viele Geburtstationen längst alternative Begriffe: Zum Beispiel soll es statt Mutter „austragendes Elternteil“ heißen*, um Transgender-Eltern nicht zu diskriminieren.

Gerichtsurteil fällt: Mann darf transsexuelle Nachbarin nicht mehr Rüdiger nennen

Das Urteil ist gefallen: Der Nachbar darf Sophie K. nun nicht mehr mit dem ehemals männlichen Vornamen Rüdiger ansprechen. Das Amtsgericht Recklinghausen verordnet ein 250.000. Euro teures Bußgeld als Strafe beim nächsten Verstoß. Der Nachbar willigte ein, seine Nachbarin nicht mehr Rüdiger zu nennen und seine Bemerkungen fortan zu unterlassen. Sophie K. ist mehr als erleichtert: „Ich widme diesen Sieg allen Menschen, die sich dazu entscheiden, fortan mit dem als für sie richtig empfundenen Geschlecht leben zu wollen“, freut sich Sophie K. gegenüber der „Bild“. Für Sophie ging kurz vor Neujahr ein großer Wunsch in Erfüllung – da können ihr auch die Corona-Regeln an Silvester nichts anhaben. 

Mit unserem Newsletter verpassen Sie nichts mehr aus ihrer Umgebung, Deutschland und der Welt - jetzt kostenlos anmelden!

Noch mehr kuriose Fälle vor Gericht

So einige andere Rechtsfälle sind so kurios, dass man such fragt, wie sie überhaupt vor Gericht zugelassen worden sind: Wegen mangelhafter Ernährung eine Veganerin vom Gericht zu Fleischmahlzeiten für ihr Kind verdonnert*. Diese Veganerin erstattete Anzeige, weil Freunde ihr Nuggets zu essen gaben*. Und diese Veganerin verklagte ihren Nachbarn, weil er Fleisch im Garten grillte*. Dabei gab es logischerweise keine gerichtlichen Konsequenzen – dafür erntete die Veganerin nur Lacher und Spott im Netz, genauso wie diese Frau, die einen Schinken für einen Truthahn hielt und dann halb Facebook zum Lachen brachte, weil sie ihrem Metzger dort heftige Vorwürfe für den „rosa bleibenden Truthahn“ machte.

Für Sophie gibt es nun also erstmal ein Happy End – doch Gender-Themen sorgen auch Ende 2021 noch immer für heftige Debatten. Die brachen auch los, als Edeka plötzlich Studenten*innen-Futter ins Sortiment aufnahm*. Ebenso polarisierte Penny mit seinem Gender-neutralen Zipfelmensch statt Weihnachtsmann*. Stattdessen musste sich ein anderer Discounter gerade für seine Wahl einer traditionellen Familie zu Werbezwecken rechtfertigen: Weil die Karottenfamilie heterosexuell ist, kassiert Aldi einen Shitstorm*. Die Geschlechterrollen im Wandel sind und bleiben also ein Minenfeld – hoffentlich herrscht nun wenigstens im Treppenhaus von Sophie Frieden. *kreiszeitung.de und 24hamburg.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA

Auch interessant

Kommentare