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Tschüss, E-Autos? Unternehmen revolutionieren Kraftstoff für Verbrenner

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Von: Bjarne Kommnick

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Mit eFuels sind grüne Kraftstoffe, die Verbrenner klimafreundlich fahren lassen – echte Alternative zum E-Auto? Das Verbrenner-Aus lässt ihnen zumindest eine Hintertür offen.

Hannover – Autofahrerinnen und Autofahrer müssen sich in den kommenden Jahren auf gravierende Veränderungen einstellen. Denn ab 2035 sollen herkömmliche Verbrenner-Motoren verboten sein. Die EU-Vereinbarung lässt auf Drängen Deutschlands jedoch die Möglichkeit offen, dass mit sogenannten eFuels betriebene Neuwagen mit Verbrennungsmotoren auch nach 2035 zugelassen werden können. Und viele Unternehmen arbeiten längst an den sogenannten grünen Kraftstoffen aus Wasserstoff und CO2, die synthetisch sind. Eine Alternative zur E-Mobilität käme gelegen, denn E-Autos könnten schon bald die Rohstoffe ausgehen*.

OrganisationTransport and Environment
HauptstandortBrüssel, Belgien
Gründung1989
VorsitzJoão Vieira

Dank eFuels: Mit grünen Kraftstoffen CO2-neutral fahren – Verbrenner-Aus lässt Hintertür offen

Das Prinzip klingt einfach: Unternehmen entwickeln die sogenannten E-Fuels unter Voraussetzung der Nachhaltigkeit aus CO2 und Wasserstoff und beliefern damit Tankstellen. Für Verbraucherinnen und Verbraucher würde sich dann höchstenfalls der Preis fürs Tanken ändern – mit dem schönen Effekt, dass das Auto CO2-neutral fährt. Abhängig vom Stand der Technik lasse sich jedoch nicht sagen, ob Tanken dann letzten Endes billiger oder teurer werde als herkömmliches Benzin- oder Diesel-Tanken. Unklar ist auch, ob die E-Fuels günstiger wären, als E-Autos mit Strom zu laden. Das ist allerdings viel teurer als gedacht: E-Autos verlieren massig Strom beim Laden: Kunden zahlen drauf* – das sei „wie literweise Benzin verschütten“, stellt der ADAC entsetzt fest.

E-Fuels-Probefahrt
Sogenannte E-Fuels sollen klimaneutrales Fahren von Verbrenner-Motoren möglich machen. © dpa/Tom Weller

Porsche und Siemens forschen an eFuels, den umweltfreundlichen grünen Kraftstoffen

Porsche und Siemens forschen an dieser Technik – und auch Transport and Environment, die Dachorganisation von nicht staatlichen europäischen Organisationen, die sich für einen nachhaltigen Verkehr einsetzen. Das Gebot der Nachhaltigkeit sei gegeben, wenn der Wasserstoff aus erneuerbaren Energie stammen würde und bereits vorhandenes CO2 aus der Erdatmosphäre genutzt werden würde. Denn das Auto würde mit eFuels höchstens die Menge an CO2 wieder abgeben, die es für die Herstellung des Treibstoffes brauche. Um das Ganze noch zu toppen, revolutioniert ein deutsches Unternehmen gerade den Wasserstoffmotor*. Wie nachhaltig die eFuels derzeit wirklich sind, nahm die Dachorganisation Transport and Environment genauer unter die Lupe.

eFuels angeblich klimafreundlicher als Benzin – doch Organisation warnt vor giftigen Stickstoffoxiden

Das Ergebnis sei ernüchternd. Ein mit E-Fuel betriebenes Auto würde ebenso viele giftige Stickstoffoxide ausstoßen wie ein herkömmlicher E10-Kraftstoff, so Transport and Environment. Stickoxide seien das Hauptproblem für verkehrsbedingte Emissionen. Der Grund: Stickoxide würden vor allem bei hohen Temperaturen entstehen, wie sie beispielsweise im Motor vorkommen würden. Einen Vorteil zu herkömmlichen Treibstoffen hätten E-Fuels demnach nur bei Tempo 130 auf der Autobahn. Damit wohl auch gegenüber Elektroautos, denn die meisten Elektroauto-Modelle schaffen bei Tempo 130 nicht mehr als 440 Kilometer Reichweite*.

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Zudem würde bei dem synthetischen Kraftstoff fast drei Mal so viel Kohlenmonoxid entstehen und bis zu doppelt so viel Ammoniak freigegeben werden. Die Partikelemissionen hingegen würde deutlich geringer sein als bei Benzinern und Diesel-Motoren.

Transport and Environment: eFuel Diskussion noch zu früh

Stef Cornelis, Direktor von Transport and Environment in Deutschland hält eine Diskussion über E-Fuels beruhend auf diesen Erkenntnissen deshalb noch nicht für zeitgemäß: „Der Koalitionsvertrag sieht vor, dass E-Fuels auch nach 2035 im Straßenverkehr eingesetzt werden. Das ist ein Fehler, denn sie sind nicht sauber, nicht verfügbar und die meisten Automobilhersteller wollen sie nicht einmal in ihren neuen Fahrzeugen haben“. In Deutschland scheint vielleicht auch darum Strom die Zukunft zu sein: Nicht nur Verkehrsminister Wissing von der FDP kündigte an in Zukunft auf Elektromobilität setzen zu wollen. Doch noch hat die Elektroauto-Branche mit vielen Problemen zu kämpfen: Pro 21 E-Autos kommt nur eine Ladestation in Deutschland*, Laden kann da zur Glückssache werden. Und das besonders im Winter, denn Kälte legt die E-Auto-Akkus lahm*, sie müssen noch öfter geladen werden. So braucht selbst ein nagelneues E-Auto-von VW 13 Stunden für 650 Kilometer – ohne Heizung, denn die frisst zusätzlich Akku.

Der Koalitionsvertrag sieht vor, dass E-Fuels auch nach 2035 im Straßenverkehr eingesetzt werden. Das ist ein Fehler, denn sie sind nicht sauber, nicht verfügbar und die meisten Automobilhersteller wollen sie nicht einmal in ihren neuen Fahrzeugen haben.

Stef Cornelis, Direktor von Transport and Environment in Deutschland 

Doch die E-Fuel-Technik ist noch verhältnismäßig jung im Vergleich zu Elektroautos und herkömmlichen Verbrenner-Treibstoffen. In der Theorie können Autos mit E-Fuels in naher Zukunft so sauber wie Elektroautos fahren, nur brauche die Forschung in der Praxis noch einige Jahre, um die Technik tatsächlich klimaneutral und markttauglich zu machen.

Bundesministerium fördert synthetische Kraftstoffe

Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördere synthetische Kraftstoffe, da diese eine mögliche Lösung für das Erreichen von Klimazielen der EU sein könnte. Jedoch kündigte beispielsweise der Großkonzern Shell an, markttaugliche eFuels nicht vor 2030 anbieten zu können. Eine Alternative zum E-Auto werden die grünen Kraftstoffe also so schnell eher nicht.

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