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Dreister Deal: Arbeitgeber erlaubt Homeoffice – gegen 20 Prozent vom Gehalt

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Von: Ulrike Hagen

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Wer im Homeoffice arbeiten will, darf das – doch zu einem harten Kurs: Ein Fünftel des Gehalts zieht eine Anwaltskanzlei für das „Privileg“ ab.

London – Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt verändert, grundlegend. Der Bundesarbeitsminister der Ampel-Regierung unter Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich bereits für ein Recht auf Homeoffice ausgesprochen, Arbeitsminister Heil: „Moderner Ordnungsrahmen für mobiles Arbeiten kommt“. In Großbritannien ist man wohl noch längst nicht so weit. Dort sorgt ein Arbeitnehmer mit einem knallharten Homeoffice-„Angebot“ für Aufsehen: Die Kanzlei Stephenson Harwood erklärte, alle Mitarbeiter haben weiter die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, sie werde ihnen dann aber 20 Prozent weniger als ihr derzeitiges Gehalt zahlen.

Hauptstadt des Vereinigten Königreichs:London
Fläche:1.572 km²
Gründung:50 n. Chr. als Siedlung „Londinium“
Einwohner:9.002.488
Bürgermeister:\tSadiq Khan (Labour Party)

Arbeitgeber knallhart: Mitarbeiter bekommen 20 Prozent weniger Gehalt im Homeoffice

Seit Beginn der Pandemie ist weltweit eine Debatte darüber entbrannt, wer profitiert und wer verliert, wenn Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten. Auf der einen Seite sparten Arbeitnehmer Zeit und Fahrtkosten, aber auch die Arbeitgeber profitierten aufgrund reduzierter Büroflächen und -kosten. Fakt ist: Mittlerweile ist die Homeoffice-Pflicht und 3G am Arbeitsplatz weggefallen, auch wenn einiges weiter gilt. In London hat nun eine große Anwaltskanzlei mit einer spektakulären Regelung klargemacht, wie sie zum Homeoffice steht.

Ein Mann sitzt an seinem Arbeitsplatz im Home-Office.
Eine Londoner Anwaltskanzlei bietet Mitarbeitern weiter die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten – für 20 % weniger Lohn. (Symbolbild) © dpa/Fabian Strauch

Unternehmen begründet Lohnkürzung mit dem Wegfall von Kosten für Arbeitsweg

Wie „BBC“ berichtet, teilte die Kanzlei Stephenson Harwood mit, dass das Unternehmen während der Pandemie begonnen habe, Mitarbeiter von außerhalb Londons einzustellen – und zwar zu einem niedrigeren Lohn. Dieser sei gerechtfertigt, da ja die Kosten für das Pendeln in die Hauptstadt entfielen. Das Unternehmen weite nun die Möglichkeit der Fernarbeit auf die bestehenden Mitarbeiter aus – allerdings mit einem Gehaltsabzug von satten 20 Prozent. Die Regelung für die neu Angestellten käme hier dann ebenfalls zur Anwendung, argumentiert das Unternehmen.

Hälfte der deutschen Arbeitnehmer möchte auch nach Corona im Homeoffice bleiben

Das dürfte eine harte Entscheidung für die Mitarbeiter sein. Denn der Wunsch nach dem Remote-Arbeitsmodell ist bei vielen nach den Erfahrungen der letzten zwei Jahre gewachsen, auch in Deutschland. Eine Studie des Institutes der deutschen Wirtschaft in Köln ergab, dass sich rund die Hälfte der Arbeitnehmer, die unter der Pandemie im Homeoffice gearbeitet haben, sich wünschen, auch zukünftig mindestens teilweise von zu Hause aus arbeiten zu können. Viele gaben an, so produktiver und effektiver zu sein.

Vorurteil gegen Home-Office noch immer verbreitet: Arbeitgeber fürchten Leistungsverluste

Doch nach allen positiven Erfahrungen bleibt es ein unausgesprochenes Vorurteil von vielen Arbeitgebern, dass ihre Angestellten weniger produktiv arbeiten würden, wenn sie zu Hause „unbeaufsichtigt“ am Schreibtisch sitzen. Negativ-Beispiele, wie der „König der Abwesenden“, ein Mann, der 15 Jahre Gehalt bekam, ohne zu arbeiten, oder aber ein Mann, der ein Jahr lang Arbeit nur vortäuschte, sorgten jüngst für Schlagzeilen.

Dabei sind die Übergänge zwischen Arbeit und Freizeit fließend geworden, weil remote fast jeder potenziell rund um die Uhr erreichbar ist. Eine Tatsache, die bereits dazu geführt hat, dass in anderen Ländern ein neues Homeoffice-Gesetz erlassen wurde: Geldstrafe droht, wenn sich Chef nach Feierabend meldet.

Homeoffice für 20 Prozent weniger Gehalt: Wahrscheinlichkeit „sehr gering“, dass viele das wählen

Die britische Kanzlei mit insgesamt 1.100 Mitarbeitern in ihren Büros in London, Paris, Griechenland, Hongkong, Singapur und Südkorea rechnet nicht damit, dass viele Mitarbeiter das Angebot das Vollzeit-Homeoffice-Angebot wahrnehmen werden. Ein Anwalt, der in der Kanzlei etwa 90.000 Pfund, also etwa 105.000 Euro im Jahr, verdient, würde auf stolze 18.000 Pfund, 21.000 Euro, verzichten, um von zu Hause aus zu arbeiten. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich viele dafür entscheiden, sei „sehr gering“, erklärte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber „BBC News“. Ob das Unternehmen darauf spekuliert hat?

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