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Tankwart stoppt Benzin-Verkauf: „Unterstütze keinen Diebstahl“

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Von: Christian Einfeldt

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Angesichts der explodierenden Benzinpreise müsste ein Tankwart Benzin für 2,50 Euro pro Liter verkaufen. Er weigert sich – weil er „keinen Diebstahl unterstützt“.

Saint-Paulien, Frankreich – Der Ukraine-Krieg hinterlässt weiter seine Spuren – auch an Tankstellen. Der Erdgas-Preis explodiert und macht Tanken jetzt bundesweit unbezahlbar. In Niedersachsen war der Benzinpreis mit zuletzt 2,37 Euro auf seinem Rekordhoch. Tendenz: Weiter steigend. Die Autofahrer flehen Tankstellen-Mitarbeiterin um Nachsicht an – doch auch sie können an den horrenden Summen nichts ändern – außer vielleicht die Zapfsäulen dicht machen. Dafür entschied sich nun ein Tankstellenbesitzer in Frankreich. Seine Begründung: „Wir weigern uns, Kraftstoff für 2,50 Euro pro Liter zu verkaufen, wir unterstützen keinen Diebstahl“.

Gemeinde in Frankreich:Saint-Paulien
Fläche:40,63 km²
Bevölkerung:2.402 (2015)

Tankwart verzichtet auf Benzin-Einnahmen: „Wir unterstützen keinen Diebstahl“

Tankwart Olivier Thomas packte das blanke Entsetzen, als er den Preis auf der Anzeige las: Pro Liter hätte er von seiner Kundschaft 2,47 Euro einfordern müssen. Stein des Anstoßes war ein Preisanstieg von 1,80 auf 2,19 Euro – innerhalb kürzester Zeit. Sogar sein Computer hält eine solche Preisvorstellung für übertrieben: Kurzerhand blinkte eine Fehlermeldung auf: Der Tankwart solle keine inkohärenten Daten eingeben.

Benzinpreis steigt weiter.
Aufgrund der explodierenden Benzinpreise weigert sich ein französischer Tankwart Benzin zu verkaufen. (Symbolbild) © IMAGO / Hartenfelser

Wenn die Rechnung selbst für Maschinen nicht aufgeht, ist sie erst Recht nicht für den menschlichen Verstand nachvollziehbar. Zu einem solchen Preis wollte der Tankwart kein Benzin verkaufen. Olivier Thomas zog die Konsequenz: Die kleine Gemeinde Saint-Paulie, knapp 150 Kilometer von Lyon entfernt, muss fortan ohne Benzin seiner Tankstelle auskommen.

Rekordpreise für Sprit: ankwart weigert sich „ein Produkt für 2,47 Euro“ zu verkaufen – er hatte den Ärger satt

Nach Berichten von „France 3“ und der französischen Zeitung „Le Progrès“ ist seine Entscheidung auf zwei Begründungen zurückzuführen. Er wollte ein Zeichen des Protestes setzen: Gegen den Ukraine-Krieg und seine Folgen, die jetzt europaweit für überbordende Benzinpreise sorgen. Auch Olivier Thomas, Tankwart in Saint-Paulie, würde der Druck des angepassten Weltmarktes zusetzen. Diesem möchte er sich nicht mehr länger stellen.

Ich kann nicht ein Produkt für 2,47 Euro verkaufen im Wissen, dass ich daran nur 0,04 Cent pro Liter ohne Steuern verdiene.

Tankwart Olivier Thomas

Nach dpa-Informationen gibt es jedoch noch einen weiteren, nicht ganz unwichtigen Grund, der veranlasste, dass seine Zapfsäulen fortan dicht bleiben: Der Tankwart hatte das Gemecker seiner Kundschaft satt. Wie er den französischen Medien zu verstehen gab, ist der Benzin-Protest also nicht ganz uneigennützig: „Ich kann nicht ein Produkt für 2,47 Euro verkaufen im Wissen, dass ich daran nur 0,04 Cent pro Liter ohne Steuern verdiene“, sagt Olivier Thomas.

Tankwart weigert sich, überteuerten Sprit zu verkaufen – viel verdient er ohnehin nicht dran

Ein finanzielles Fiasko würde dem Tankwart ohnehin nicht bevorstehen. Die meisten seiner Einnahmen würde er ohnehin durch den Verkauf der Waren in seinem Tankstellenshop erzielen, sagt er. Nach eigenen Angaben kann er also gut auf das Benzin verzichten – ein Satz, den aktuell viele wohl nur zu gerne unterstreichen wollen würden. *kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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