1. Startseite
  2. Stories

Aus für Verbrenner endgültig besiegelt: Verkehrsminister gegen E-Fuels

Erstellt:

Von: Bjarne Kommnick

Kommentare

Klimafreundliche Kraftstoffe sollten den Verbrenner retten. Nun erteilt Verkehrsminister Wissing E-Fuels überraschend eine Absage – zugunsten der E-Mobilität.

Berlin – Im Bundestagswahlkampf waren synthetische Kraftstoffe noch eines der großen Themen der FDP. Sogar Parteichef Christian Linder erklärte damals, dass sogenannte E-Fuels das Aus von Verbrennern noch verhindern könnten. Das machte vielen Autofans große Hoffnung, demnach sollten E-Fuels eine – bestenfalls klimaneutrale – Alternative zu Diesel- und Benzintreibstoffen bieten können. Doch nun rudern die Freien Demokraten wieder zurück, Verkehrsminister Volker Wissing von der FDP kündigte an, dass Elektroautos die Zukunft auf Deutschlands Straßen seien. Synthetische Kraftstoffe würden im Straßenverkehr demnach keine Rolle mehr spielen. Das Ende des Verbrenners, es scheint also besiegelt.

ParteiFreie Demokratische Partei
Gründung12. Dezember 1948, Heppenheim (Bergstraße)
HauptsitzBerlin
ParteiführungChristian Lindner

Verbrenner vor endgültigem Aus: Verkehrsminister will nicht auf E-Fuels setzen

Die Meldung, dass Unternehmen mit innovativen Kraftstoffen den Verbrenner revolutionieren und so retten könnten, ist noch frisch – schon ist alles offenbar null und nichtig. Aber wieso eigentlich nicht? Die Rede ist von synthetischen Kraftstoffen, E-Fuels genannt. Sie sind eine Mischung aus Kohlenstoffdioxid und Wasserstoff. Bestenfalls werden für die Herstellung erneuerbare Energien und vorhandenes CO2 aus der Erdatmosphäre genutzt, dann soll sogar klimaneutrales Verbrenner-Fahren möglich sein. Der synthetische Treibstoff könne in der Theorie Diesel und Benzin dann ohne weiteres ersetzen, für Verbraucherinnen und Verbraucher würde sich an der Tankstelle demnach nichts ändern, außer dass sie einen anderen Kraftstoff tanken würden.

 E-Fuels vor dem Aus.
In die Forschung von E-Fuels wird viel investiert, dennoch scheinen sie nicht die Zukunft zu werden. © dpa/Tom Weller

Keine Rettung der Verbrenner durch E-Fuels: Sie sollen nicht umweltfreundlicher als Benzin sein

Doch die Realität scheint vom E-Fuel-Angebot an Tankstellen noch weit entfernt zu sein. Verschiedene Schadstoff-Tests unter anderem von der Dachorganisation Transport and Environment zeigten, dass mit der aktuellen Technologie teilweise sogar noch mehr Schadstoffe ausgestoßen werden würden als bei Diesel und Benzin. Ein alternativer Treibstoff, der jedoch mindestens genauso umweltschädlich ist, wie die fossilen Brennstoffe, würde sich nicht mit den Klimazielen der Ampelregierung vereinbaren lassen.

Neuere Technik könnte diese Probleme bekämpfen, jedoch spielt auch ein anderer Faktor für die Freien Demokraten eine tragende Rolle: Die Verfügbarkeit von E-Fuels. Um die ist es angeblich noch schlechter bestellt als um Zugänglichkeit von Lade-Möglichkeiten für das E-Auto – und das, obwohl aktuell in Deutschland auf 21 E-Autos nur eine verfügbare Ladesäule kommt*. Eine Besserung ist kaum in Sicht – im Gegenteil: Elektroautos könnte bald der Strom ausgehen: Netzausbau zu langsam*.

Verbrenner vor dem Aus: „Werden nicht genug E-Fuels haben“

Und dennoch heißte es nun: „Wir müssen die verschiedenen Energieträger dort einsetzen, wo sie am effizientesten sind. Das ist beim Pkw der E-Antrieb“. Der Grund für den Sinneswandel in Sachen synthetische Kraftstoffe als Zukunfts-Treibstoff liege primär in der Produktion: „Auf absehbare Zeit werden wir nicht genug E-Fuels haben, um die jetzt zugelassenen Pkw mit Verbrennungsmotor damit zu betreiben.“ Laut Wissing scheinen die synthetischen Kraftstoffe jedoch besonders für den zukünftigen Flugverkehr eine große Rolle zu spielen, anders als im Straßenverkehr. Kfz-Meister Fritz Wübbenhorst aus Twistringen ist anderer Meinung und erklärt, warum Verbrenner auch in der Zukunft eine Rolle spielen werden.

Mit unserem Newsletter verpassen Sie mehr aus ihrer Umgebung, Deutschland und der Welt – jetzt kostenlos anmelden!

Wegen Absage an E-Fuels: Opposition kritisiert Verkehrsminister scharf: „Wortbruch“, „verheerend“

Für diese Aussagen hagelt es Kritik von der Opposition im Bundestag. Der Verkehrspolitische Sprecher der CDU, Thomas Bareiß, wirft Wissing vor, „Wortbruch“ begangenen zu haben. „Bundesminister Wissing und die FDP verabschieden sich von alternativen Kraftstoffen und vollziehen einen Kurswechsel.“ Doch so ganz deutlich scheint es dann doch nicht zu sein. Denn Wissing kündigte auch an, dass Mobilität nicht auf eine Antriebsart beschränkt sein dürfe und man sich auch künftig „technologieoffen“ zeigen müsse. Deutlicher wird überdies CDU-Politiker Jens Gieske, stellvertretender Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Europaparlament: „Ihre Aussage empfinde ich in diesem Zusammenhang als ein verheerendes Signal“, adressiert er seinen Unmut an den Verkehrsminister. Denn: „Als Gesetzgeber sollten nicht wir die Technologien vorgeben, sondern den freien Wettbewerb um die besten Ideen fordern und fördern.“ Bitter schließt Gieske:  „Mir ist unverständlich, wie man den demokratischen Prozess so ignorieren kann“.

Schutz von Verbrennern durch E-Fuels war im Ampelkoalitionsvertrag noch verankert

Im Ampelkoalitionsvertrag bekamen E-Fuels noch eine besondere Bedeutung. Darin heißt es: „Außerhalb des bestehenden Systems der Flottengrenzwerte setzen wir uns dafür ein, dass nachweisbar nur mit E-Fuels betankbare Fahrzeuge neu zugelassen werden können.“ Theoretisch könnten Autos also noch viele Jahre offiziell mit E-Fuels fahren, jedoch kündigten die großen Energieversorger bereits an, dass vor 2030 wohl keine realistische Chance auf ein markttaugliches Produkt bestehen würde. Also alles nur Wunschdenken?

In Voraussicht auf das Verbrenner-Aus: Mercedes und Volkswagen setzen auf Elektroautos

Die großen Autohersteller Mercedes und Volkswagen hatten beispielsweise angekündigt, hauptsächlich auf Elektroenergie zu setzen. E-Fuels würden demnach keine besondere Rolle spielen. Der Autohersteller BMW hingegen stemmt sich gegen das Verbrenner-Aus, denn für den E-Boom fehle es noch an Infrastruktur, heißt es aus dem Unternehmen. Der Motorrad-Hersteller Kawasaki hat das Verbrenner-Aus bereits beschlossen*, gibt sich damit jedoch noch Zeit bis 2035. Ab dann sollen nur noch Elektromotorräder produziert werden.* kreiszeitung.de und 24hamburg.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

Auch interessant

Kommentare