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Brettorf - Von Sven Marquart. Klammheimlich pirschte sich Abwehrspieler Tom Hartung von hinten an Tim Lemke heran und verpasste seinem arglosen Trainer erstmal eine Bierdusche. Doch das war noch nicht alles. Nacheinander entleerten auch die übrigen Spieler des TV Brettorf ihre Becher über dem Kopf des Übungsleiters. Es war der Auftakt zu einer großen Sause, denn die männliche U 18 des Ausrichters hatte bei der deutschen Faustball-Meisterschaft die ersehnte Goldmedaille gewonnen.
„Heute ist einfach ein geiler Tag!“, jubelte Hauke Rykena. Kurz zuvor hatte Brettorfs Schlagmann im Finale gegen den TV Vaihingen/Enz den ersten Matchball wuchtig zum glatten 2:0 (11:3, 11:5) verwandelt. Sekundenbruchteile später verschwand Rykena unter dem Jubelknäuel seiner Mannschaftskollegen. Als sich der Angreifer wieder aus der Traube herausgeschält hatte, wurde er von Bundestrainer Olaf Neuenfeld als „Man of the Match“ ausgezeichnet.
In einen Rausch gespielt
Im Endspiel der beiden Turnierfavoriten machten die Vaihinger zwar den ersten Punkt. Doch dann spielten sich die Brettorfer regelrecht in einen Rausch und landeten zehn Zähler in Folge. „Beim TV Brettorf funktioniert alles!“, rief Stadionsprecher Sönke Spille ins Mikrofon. Selbst ein total misslungenes Hartung-Zuspiel verwertete Rykena zum 10:1 und bescherte seinem Team neun Satzbälle. Der dritte saß.
Auch im zweiten Durchgang ließen sich die Brettorfer nicht aufhalten. Immer wieder peitschte Abwehrspieler Marcel Osterloh das begeisterte Publikum an. „Noch zwei Dinger!“, brüllte Angreifer Vincent Neu beim Stand von 9:5 heiser. Mit seinem schwächeren rechten Arm besorgte der Linkshänder kurz darauf den Matchball.
Was folgte, war Jubel in schwarz-weiß. „Es ist schwer in Worte zu fassen, was hier abgeht“, sagte der sichtlich bewegte Tim Lemke. In das Bier, das von seinem Gesicht tropfte, hatten sich auch ein paar Freudentränen gemischt. Der Coach war mächtig stolz auf sein Team. „Was die Jungs geleistet haben, musst du erst mal Spiel für Spiel bringen“, meinte der 30-Jährige. Um dem DM-Trubel zu entgehen und sich immer wieder neu zu fokussieren, hatte er sich mit seiner Crew nach den einzelnen Partien an einen ruhigen Ort zurückgezogen.
Brettorf muss keinen Satzverlust hinnehmen
Mit Erfolg: Die Brettorfer gaben im gesamten Turnierverlauf keinen einzigen Satz ab. In den Gruppenspielen gegen den TuS Dahlbruch (11:7, 11:7), den TV Vaihingen/Enz (11:7, 11:7), den TSV Lola (11:3, 11:6) und den TV Waibstadt (11:6, 11:5) wahrten sie ebenso ihre weiße Weste wie im Halbfinale gegen den TV Wünschmichelbach (11:7, 11:9) und dann im Endspiel. „Im Halbfinale hatten wir noch die meisten Probleme“, bilanzierte Co-Trainer Klaus Tabke. „Insgesamt haben wir souverän gespielt und verdient gewonnen.“ Bestätigung bekam er von Helmut Koletzek. „Der Schlachtplan ist aufgegangen“, strahlte der TVB-Vorsitzende mit der Sonne um die Wette.
Das war am ersten Turniertag noch ganz anders. Strömender Regen begleitete die Vorrundenspiele. „Das hatten die Helfer nicht verdient, aber die Jungs haben sie entschädigt“, sagte Cheforganisator Frank Kläner mit Blick auf sein mehr als 100-köpfiges Team. „Aber auch die Mädchen haben weiß Gott nicht enttäuscht“, bekräftigte Kläner.
Undankbarer vierter Platz für Damenteam
Brettorfs weibliche U 18 hatte ebenfalls mit einer Medaille geliebäugelt, musste sich am Ende aber mit dem undankbaren vierten Platz begnügen. „Nach den gezeigten Leistungen ist aber auch das ein Erfolg“, betonte Trainerin Karen Kläner. Ihre Schützlinge mussten nach Niederlagen gegen den TV Jahn Schneverdingen (6:11, 8:11) und den TSV Calw (6:11, 14:15) bei Siegen über den TSV Wiemersdorf (11:9, 12:14, 12:10) und den TV Weisel (11:5, 11:4) als Vorrundendritte in die Qualifikation. Dort zeigten die Brettorferinnen beim 11:8, 11:9 über Angstgegner MTV Wangersen ihre beste Turnierleistung. „Auch im Halbfinale haben wir uns nicht schlecht verkauft“, sagte Karen Kläner über das 7:11, 9:11 gegen den späteren Sieger TV Jahn Schneverdingen. Im Spiel um Bronze führte Brettorf im ersten Satz schon mit 10:7, musste sich dem TSV Pfungstadt aber trotzdem mit 11:13, 8:11 geschlagen geben. „Am Ende hat die Kraft gefehlt“, meinte Karen Kläner.