Naumanns Blick geht nach oben

Deutlich ambitioniertere Ziele steckt sich Handball-Oberligist SG Achim/Baden in dieser Saison. Trainer Tobias Naumann schielt in höhere Regionen. Da passt es gut ins Bild, dass zum Auftakt mit der Partie gegen den HC Bremen gleich ein echter Härtetest auf die SG wartet.
Achim/Baden – Hatte Tobias Naumann in der vergangenen Saison noch den Klassenerhalt als primäres Ziel ausgegeben, gibt sich der Trainer des Handball-Oberligisten SG Achim/Baden nunmehr deutlich angriffslustiger. „Unser Blick geht schon eher in die oberen Regionen. Auch wenn wir sicherlich nicht zu den Titelkandidaten zählen, traue ich uns definitiv eine vordere Platzierung zu“, ist der 46-Jährige von der Qualität seines Kaders überzeugt.
Ob das dann letztlich auch gelingt – für Naumann hängt es von vielen Faktoren ab. Daher denkt der SG-Coach dann auch eher in Etappen. Angefangen bei einem guten Saisonstart. „Der würde schon jede Menge Druck nehmen. Und sollten wir dann frühzeitig den Klassenerhalt klarmachen können, stellt sich auch eine gewisse Sicherheit in unser Spiel ein. Das macht es für alle Beteiligten einfacher, da sich die jeweiligen Abläufe aus einer sicheren Position viel leichter und besser entwickeln lassen“, weiß der 46-Jährige, der bei der SG in seine fünfte Saison geht, aus eigener Erfahrung.
SG-Trainer Naumann denkt in Etappen
Apropos Start: Wenn die SG am Sonnabend den Lokalrivalen HC Bremen erwartet, steht ein Spieler nicht mehr auf der Platte – Arne von Seelen. Der langjährige Torhüter hat sich aus zeitlichen Gründen dazu entschieden seine Laufbahn zu beenden und nur noch für den Notfall zur Verfügung zu stehen. „Das ist natürlich ein Pfund. Schließlich zählte Arne zweifelsohne zu den besten Torhütern der Liga. Daher ist er auf keinen Fall gleichwertig zu ersetzen. Dennoch bin ich überzeugt, dass wir es im Kollektiv kompensieren können“, hat Naumann großes Vertrauen in seine beiden Keeper Martin Dybol und Neuzugang Sebastian Bohling vom TSV Daverden. „Basti hat sich stark eingefügt. Er ist schnell und reaktionsstark. Das trifft auch auf Martin zu, der aktuell eventuell noch den Vorteil hat, dass er etwas länger dabei ist“, will sich der SG-Coach bezüglich einer klaren Nummer eins aber nicht festlegen. „Beide geben im Training immer Vollgas. Aber sie können es im Spiel nicht alleine richten, sondern müssen von der Deckung unterstützt werden. Klappt das, mache ich mir um diese Position keine Sorgen.“

Ausfall von Torhüter Arne von Seelen gilt es zu kompensieren
Neu im Team ist auch Max Borchert, der vom TV Cloppenburg zur SG zurückkehrt. Den Linkshänder, der für die rechte Außenbahn vorgesehen ist, bezeichnet Naumann als Bereicherung für das Spiel seiner Mannschaft. „Max bietet uns natürlich ganz neue Optionen. Denn er ist auch eine gute taktische Alternative für den rechten Rückraum. Zwar verfügt er nicht gerade über Gardemaß, aber die Größe ist nicht immer das entscheidende Argument. Daher sind wir auf der Position eventuell nicht mehr ganz so leicht auszurechnen.“ Dazu gesellt sich mit Tilman Dehmel, der vom Ligarivalen HSG Hunte-Aue Löwen den Weg zur SG gefunden hat, ein kantiger Kreisläufer. Vierter im Bunde ist Jakob Naumann. Der 18-jährige Sohn des SG-Trainers läuft noch für die A-Jugend des TV Oyten auf und ist mit einem Doppelspielrecht ausgestattet. „Das ist für mich natürlich eine besondere Situation“, schmunzelt Vater Tobias. „Zumal ich auch gerne mit ihm noch einmal zusammengespielt hätte. Körperlich hat Jakob in der Corona-Pause gut gearbeitet, sodass ich in dieser Hinsicht keine Probleme sehe. Er verfügt über ein gutes Auge und einen guten Schuss. Aber natürlich muss er sich noch an den Herrenbereich herantasten“, bezeichnet der 46-Jährige seinen Filius dann auch eher als Perspektivspieler für die Zukunft.
Tobias Freese und Luke Pehling auf dem Weg zurück zu alter Stärke
Besondere Beachtung verdienen auch Tobias Freese und Luke Pehling. Zwar zählten beide auch in der vergangenen Saison schon zum Kader, doch diese dauerte aufgrund der Corona-Pandemie lediglich zwei Spiele. Routinier Freese war zwar bei beiden Niederlagen im Einsatz, doch ihm war die lange Pause nach seinem Kreuzbandriss noch deutlich anzumerken. „Tobi ist jetzt auf dem Weg zurück zu alter Stärke. Ihm fehlt lediglich noch etwas die Praxis“, hat Naumann einige Erwartungen an seinen Führungsspieler. Auch Pehling, der bis dato noch keinen Einsatz für seinen neuen Verein zu Buche stehen hat, wusste in der Vorbereitung zu überzeugen. „Luke hat fast zwei Jahre keinen Handball gespielt. Das ist in gewissen Situationen auch zu merken. Aber ich bin sicher, dass wir von ihm noch einiges erwarten können“, mahnt Naumann weiterhin zur Geduld. Zumal er keinen Grund zur Panik sieht, da er über genügend Alternativen im stark besetzten Rückraum verfügt. Denn auch wenn ihm mit Joost Windßus (Achillessehne gerissen) ein Shooter vermutlich für die komplette Saison ausfällt, stehen Spielmacher Marvin Pfeiffer, Florian Block-Osmers, Steffen Fastenau und Jan Wolters neben Freese und Pehling für jede Menge Qualität. Auch auf den Außenbahnen und am Kreis sieht Tobias Naumann seine Mannschaft bestens aufgestellt, sagt: „Der Konkurrenzkampf ist extrem groß. Ich kann überall ohne Qualitätsverlust wechseln. Das macht es für mich zwar nicht immer einfach, aber das sind doch Luxusprobleme.“

Neben den ganzen sportlichen Aspekten genießt für Tobias Naumann etwas anderes jedoch höchste Priorität: Eine Saison, die komplett beendet wird: „Für das gesamte Vereinsleben wäre das sehr wichtig!“
Stenogramm
Neuzugänge: Max Borchert (TV Cloppenburg), Tilman Dehmel (HSG Hunte-Aue Löwen), Sebastian Bohling (TSV Daverden), Jakob Naumann (Doppelspielrecht TV Oyten A-Jugend).
Weggänge: Erik Schmidt (eigene Reserve), Arne von Seelen (Laufbahnende/ Stand-bye).
Restkader: Martin Dybol - Florian Block-Osmers, Marvin Pfeiffer, Fabian Balke, Tobias Freese, Steffen Fastenau, Jan Wolters, Malte Meyer, Joost Windßus, Hendrik Budelmann, Kevin Podien, Lars Auth, Noah Zilz, Luke Pehling.
Trainer: Tobias Naumann (im fünften Jahr).
Co-Trainer: Thorben Schmidt-Bonheur (im fünften Jahr).
Teammanager: Cord Katz.
Physiotherapeutin: Alina Römhild.
Saisonziel: Platz 1 bis 5.
Favoriten: HSG Delmenhorst, HC Bremen.
Von Kai Caspers