Der Fluch ist beendet – 3:2

Baden – Ehe Werner Kernebeck nach dem nervenaufreibenden 3:2 (23:25, 25:12, 20:25, 25:20, 15:9)-Erfolg über den FC Schüttorf 09 Rede und Antwort stehen konnte, genehmigte sich der Trainer des Volleyball-Zweitligisten TV Baden zunächst einmal einen richtig kräftigen Schluck aus der Pulle. Kein Wunder, denn auch Kernebeck musste in der Partie durch ein Wechselbad der Gefühle, ehe Aaron Warneken nach 142 Minuten mit dem abschließenden Punkt die Badener Lahofhalle endgültig in ein komplettes Tollhaus verwandelte.
„Als Trainer war es natürlich schon etwas anstrengend. Aber die Zuschauer sind definitiv voll auf ihre Kosten gekommen. Viel mehr geht eigentlich nicht“, verwies Badens Trainer auf zahlreiche hart umkämpfte Ballwechsel. „Am Ende geht der Sieg für mich schon in Ordnung, da wir im entscheidenden Satz vielleicht etwas mehr investiert und vor allen Dingen die nötige Lockerheit an den Tag gelegt haben.“ Was Kernebeck aber am meisten freute, war die Tatsache, „dass wir endlich mal unseren Fluch abgelegt haben. Wir können doch einen fünften Satz gewinnen!“

Bereits im Vorfeld hatte der TVB-Coach darauf hingewiesen, dass die Schüttorfer anders auftreten werden, als noch eine Woche zuvor im Pokal. Das zeigte sich dann auch gleich im ersten Satz, in dem der FC nach dem 15:15 dank seiner starken Diagonalangreifer das Kommando übernahm und sich beim 24:21 die ersten Satzbälle erarbeitete. Zwar konnten die Badener die ersten beiden noch erfolgreich abwehren, doch beim dritten waren sie machtlos – 23:25. Die Gastgeber zeigten sich davon jedoch unbeeindruckt und kauften dem FC im zweiten Durchgang mit einer 10:2-Führung schnell den Schneid ab. Vor allen Dingen Björn „Igor“ Hagestedt hatte nun richtig Spaß am Spiel. Badens Mittelblocker zog die Bälle magisch an und ließ die Schüttorfer Offensive förmlich verzweifeln – 25:12. Zwar ging der dritte Durchgang beim 20:25 erneut verloren, doch erneut hatte der TVB die passende Antwort parat. Angeführt von Außenangreifer Alexander Decker, der im Anschluss folgerichtig zum MVP gewählt wurde, war nach dem 10:12 beim 19:17 die Wende geschafft. Passend zu seiner Leistung setzte Decker mit einem Block den Schlusspunkt zum 25:20. Im fälligen Tie-Break ließen die Badener dann sprichwörtlich ihr letztes Hemd auf dem Parkett. Egal, wie aussichtslos die Situation auch erschien – es wurde zu jedem Ball gerannt, gehechtet oder zur Not auch mit dem Fuß geklärt. Der Einsatz – er zahlte sich aus. Mit einem Netzaufschlag sorgte Aaron Warneken für die erste Führung mit zwei Punkten – 7:5. Beim 9:8 folgte dann der große Auftritt von Ole Sagajewski. War der Außenangreifer zuvor nicht wie gewohnt in Erscheinung getreten, hämmerte er den Gästen in der Crunch-Time beim 8:7 gleich drei Aufschläge in Folge um die Ohren – 11:7. Als Alexander Decker wenig später eine schlechte Annahme des FC direkt mit einem Kracher zum 14:9 bestrafte, war die Messe endgültig gelesen. „Natürlich bin ich erleichtert. Aber auch heute war deutlich zu sehen, dass wir für jeden einzelnen Punkt extrem viel investieren müssen. Daher kann ich der Mannschaft nur ein dickes Lob aussprechen. Sie hat nicht nur immer an sich geglaubt, sondern vor allen Dingen auch die nötige Lockerheit bewiesen. Und wenn ich dann sehe, wie unbekümmert David Weiß hier auftrumpft, dann ist mir sicher nicht bange um die Zukunft“, lobte Kernebeck den Debütanten.
Von Kai Caspers