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Energiekrise belastet viele Sportvereine in der Region

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Von: Matthias Freese, Hendrik Denkmann

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In den roten Zahlen? Für manch Verein kann es zumindest ziemlich teuer werden.
In den roten Zahlen? Für manch Verein kann es zumindest ziemlich teuer werden. © Freese

Die explodierenden Energiekosten belasten auch die Sportvereine ‒ insbesondere die, die Eigentum besitzen, wie der TV Sottrum oder Schützenvereine.

Rotenburg/Sottrum – Eigentum verpflichtet. Und Eigentum kostet. Diese Erfahrungen müssen aktuell auch viele Sportvereine machen, denen eine Sporthalle, eine Sportanlage, ein Vereinsheim oder eine andere Immobilie gehört. Henning Hildebrandt weiß das nur zu gut. Als Vorsitzender des TV Sottrum, des zweitgrößten Vereins im Kreis Rotenburg, bekommt er die dramatisch gestiegenen Energiekosten zu spüren. Erst kürzlich hatte er für die vereinseigene Sporthalle an der Bremer Straße einen neuen Gasvertrag abschließen müssen. „300 bis 350 Euro pro Monat sind das mehr als sonst für das gesamte Gebäude, zu dem die Halle und die Geschäftsstelle zählen“, erklärt er.

In dem Zuge habe der Verein „bei den Heizungen nachjustiert und Ventile ausgetauscht“. Doch das dürfte nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein sein. Hildebrandt unterstützt deshalb die Forderungen des Landessportbundes (LSB). Der fürchtet trotz des von der Bundesregierung beschlossenen 200-Milliarden-Euro-Entlastungspakets schwerwiegende Folgen für seine Vereine. Der LSB hatte sich mit seinem Anliegen bereits an die niedersächsische Politik gewandt und eine Deckelung der gesamten Energiepreise gefordert. „Darüber hinaus müssen Sportvereine und -verbände durch direkte Unterstützungsleistungen in die Lage versetzt werden, Rechnungen zu bezahlen und vorliegende Vertragsangebote von Energieversorgern zu unterschreiben“, heißt es in einer Mitteilung des Landessportbundes.

Steigende Preis betreffen auch die Anlage an der Bremer Straße. Der TV Sottrum schloss jüngst einen neuen Vertrag für das Gebäude, in dem neben der Turnhalle auch die Geschäftsstelle des Vereins beheimatet ist.
Steigende Preis betreffen auch die Anlage an der Bremer Straße. Der TV Sottrum schloss jüngst einen neuen Vertrag für das Gebäude, in dem neben der Turnhalle auch die Geschäftsstelle des Vereins beheimatet ist. © Denkmann

„Unsere Stimme hätte das“, sagt Hildebrandt. Auch Jörn Leiding schließt sich dieser Forderung an: „Wir müssen es hinbekommen, dass die Vereine durch die Energiepreiserhöhung keinen irreparablen Schaden erleiden“, betont der Vorsitzende des Kreissportbundes Rotenburg. Er weiß: „Die Hälfte aller Sportstätten in Niedersachsen sind in Vereinshand.“ Für den hiesigen Kreis liegt eine genaue Datenlage nicht vor, allerdings sind es auf dem Land weniger die klassischen Turn- und Sportvereine, die über Immobilien verfügen. Dafür sind jedoch viele Schützenvereine betroffen. Schützenhallen und Schießstände sind oftmals ihr Eigentum. So wie beim Schützenverein Sottrum. Der Vorsitzende Achim Figgen bestätigt, dass auch sein Verein einige Hundert Euro im Jahr mehr bezahlen muss. „Es tut weh, aber bedroht nicht unsere Existenz“, erklärt er und verrät, dass in der Corona-Hochphase die Einschränkung des Sportbetriebs für einen geringeren Verbrauch und Einsparungen gesorgt hätte. Bei den Sottrumern wird der Aufenthaltsraum sowie der Luftgewehrstand beheizt, der Kleinkaliberstand nicht – er befindet sich draußen. „Wir müssen jetzt eben noch mehr darauf achten, dass nicht unnötig geheizt wird, wenn keiner da ist“, sagt Figgen.

LSB fördert Energiesparmaßnahmen

Der Landessportbund Niedersachsen fördert Kleinmaßnahmen zum Energiesparen. Gefördert werden unter anderem wassersparende Duschköpfe, das Ersetzen von nicht-ernergiesparenden durch LED-Leuchtmittel oder die Dämmung von Heizungs- und Warmwasserrohren, teilt der Landessportbund mit. Materialen und Maßnahmen hierfür werden mit bis zu 2 000 Euro gefördert. „Pro Verein kann nur ein Antrag gestellt werden“, heißt es.

So viel ist sicher: Je mehr Räumlichkeiten ein Verein besitzt, desto größer dürften die Probleme bei weiter steigenden Preisen werden. Eine Gas- und Strompreisbremse würde deshalb auch dem TV Sottrum helfen, wie Hildebrandt meint. „Wir sind auf der einen Seite Nutznießer öffentlicher Hallen und haben auf der anderen unsere eigene Halle. Da würden wir natürlich profitieren.“ Noch gibt sich der Vorsitzende optimistisch, dass sein 1 800 Mitglieder großer TV Sottrum gut durch die Heizperiode kommt: „Der Verein ist gesund aufgestellt. Wir schauen, dass wir das erst mal wuppen können.“ Aber auch die Reserven sind endlich. Leiding, übrigens Hildebrandts Vorgänger, sagt: „Ein Verein ist in der Regel ja auf Kante genäht. Er darf per Definition keine Gewinne erzielen. Also sorgt er mit seinen Mitgliedsbeiträgen dafür, dass er klarkommt. Wenn ein wesentlicher Kostenerhöhungspunkt kommt, stellen sich die Vereine die Frage: Was mache ich denn jetzt?“

Wir müssen es hinbekommen, dass die Vereine durch die Energiepreiserhöhung keinen irreparablen Schaden erleiden.

Jörn Leiding, Vorsitzender des Kreissportbundes

Ähnlich wie Hildebrandt sieht auch Utz Bührmann, Kassenwart des TuS Rotenburg, in einer Beitragsanpassung nicht das richtige Signal. Auch ohne eine Erhöhung befürchtet Bührmann aber mögliche Folgen für den TuS Rotenburg: „Wir rechnen mit Austritten, da auf die Mitglieder zu Hause ebenfalls erhöhte Rechnungen zukommen und sie teilweise sparen müssen.“ Nach den Erfahrungen der Corona-Zeit glaube er aber nicht an einen allzu großen Mitgliederverlust.

Bührmann ist gleichzeitig Vorstand der Avides Hurricanes aus der 2. Basketball-Bundesliga der Damen. Und dort stehen die Energiepreise aus einem noch anderen Grund im Fokus. Das Team spielt in der landkreiseigenen Pestalozzihalle und der Sporthalle am Vareler Weg in Scheeßel – die Nutzung ist für den Verein umsonst. Dafür hat er jedoch weite Anfahrten zu den Auswärtsspielen und da machen sich die gestiegenen Spritkosten bemerkbar – allein schon durch die erhöhten Preise, die das beauftragte Busunternehmen weitergibt. Mehr als 7 300 Kilometer reißen die Hurricanes diese Saison ab – ohne mögliche Play-off-Spiele. „Und die Schiedsrichter-Kosten werden auch angepasst“, ergänzt Bührmann.

Drei Vereinsbusse ‒ jede Tankfüllung ist für den RSV eine zusätzliche Belastung

Vor allem die gestiegenen Preise an den Tankstellen sind es, die auch die Fußballer des Rotenburger SV treffen. Drei Vereinsbusse besitzt der Verein – „und die sind nach Corona wieder ordentlich in Betrieb“, erzählt Geschäftsführer Joschka Kleber. „Wenn wir die tanken, ist es mittlerweile doppelt so teuer. 150 Euro für eine Tankfüllung sind da nichts.“ Wie viele Mehrkosten entstehen, „kann man erst Ende des Jahres sagen“, meint Kleber. „Aber das macht sich schon richtig bemerkbar“, wirft Präsident Peter Grewe ein. „Da kommt einiges raus.“ Immerhin: Das Problem der Heiz- und Strompreise hat der RSV aktuell nicht mehr, denn das eigene Sportlerheim ist seit dem Frühjahr verpachtet, sodass hier keine Energiekosten für den Verein anfallen. In Sachen Beleuchtung sei das Gebäude inzwischen „optimiert und mit LED ausgerüstet“ worden, berichtet Grewe. „Was nicht angepasst wurde, ist die Heizung. Das ist für einen Verein aber auch so nicht alles zu bezahlen.“

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