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Rotenburg - Von Matthias Freese. Für Klaas-Marten Badenhop war es nicht zu ertragen. Nachdem der Kapitän des TuS Rotenburg in der 52. Minute seine dritte Zeitstrafe und damit Rot erhalten hatte, verließ er applaudierend Richtung Schiedsrichter die Pestalozzihalle.
„Ich bin ein ganz schlechter Tribünensitzer und war draußen eine rauchen“, verriet der Abwehrspezialist. Dort sollte er nichts verpassen, denn seine Oberliga-Handballer lieferten auch fortan eine indiskutable Leistung ab, unterlagen dem SV Beckdorf mit 15:22 (8:10) und schlossen so ihre erste Saison in der Spielklasse als Siebter ab. Den Gästen gelang durch den Sieg noch der Klassenerhalt – für ihren Coach Steffen Aevermann auch ein persönlicher Erfolg an alter Wirkungsstätte.
Allein ein guter Torwart reicht nicht. So oft, wie seine Mitstreiter vorne verballerten, konnte der starke Yannick Kelm gar nicht parieren. Zumal mit Stefan Stielert ein Keeper bei den Beckdorfern zwischen den Pfosten stand, der ein noch überragenderes Spiel zeigte. „Bei uns fehlte das Quäntchen Wille, das Beckdorf mehr hatte. Wir sind überhaupt nicht in unser Tempospiel gekommen und haben die Chancen auch nicht genutzt“, bemerkte Badenhop.
Coach Nils Muche agierte dabei ungewohnt ruhig auf der Bank und erklärte später: „Ich kann taktische Sachen ansagen, aber wenn das Team das Gefühl hat, es wird benachteiligt und hadert mit sich, kann ich an der Baustelle so schnell nichts ändern. Da wird ins Gesicht gekloppt und nicht darauf reagiert. Ist doch klar, dass sie die Traute verlieren, nochmal durchzugehen“, übte er Kritik an den Referees Dennis Bendtsen und Jens Peper (MTV Wisch), die auch Jens Behrens bereits in der 37. Minute mit der dritten Zeitstrafe aus dem Spiel genommen hatten. Beide Rote Karten gingen in Ordnung, doch Beckdorf schien sich bei den Unparteiischen mehr erlauben zu dürfen.
Gegen einen motivierten Gegner fiel der Wümme-Sieben aber auch zu wenig ein. Das Spiel über den Kreis funktionierte überhaupt nicht, aus dem Rückraum kam zu wenig Gefahr – und die Außen Lukas Misere und Luka Bruns scheiterten zu oft. „Was ich heute gesehen habe, war gruselig“, räumte Teammanager Michael Polworth ein. „Und Beckdorf hat es als routinierte Mannschaft runtergespielt – mit ganz langsamen Angriffen. Bei uns gab es immer nur zwei Pässe und druff“, meinte Muche.
Beim 7:7 gelang Luka Bruns per Siebenmeter denn auch der letzte Ausgleich (20.), in der zweiten Hälfte kam Rotenburg vor rund 300 Zuschauern nie dichter als bis auf drei Tore heran. Den Beckdorfern wurde es recht leicht gemacht, noch auf die rettenden Ränge zu springen. Und so passte es, dass die mitgereisten Fans aus dem Kreis Stade vor dem Abpfiff als Zeichen der Hoffnung Wunderkerzen gezündet hatten. Das kleine „Wunder“ sollte schließlich gelingen.