Reform im Handball: Nur noch fünf Regionen ‒ Rotenburg und Sottrum müssen sich entscheiden

Müssen die Handballer aus Rotenburg oder Sottrum schon bald bis nach Lüchow-Dannenberg fahren, um Spiele auszutragen, wenn die Strukturreform kommt?
Rotenburg/Sottrum – Einstimmig hatten die Delegierten des Handball-Verbandes Niedersachsen (HVN) im August 2022 die Namensänderung in HVNB beschlossen. Der Beitritt des Bremer Handball-Verbandes war damit vollendet. Auf der Tagesordnung stand damals auch der „Leitantrag zur Strukturreform.“ Ziel: Die Regionsebenen sollen neu geordnet und die Anzahl der Regionen verringert werden. Mittlerweile liegen die Ergebnisse des eingesetzten Arbeitskreises vor. Und sie haben gravierende Auswirkungen für die Vereine aus dem Altkreis Rotenburg.
Der Handball-Region Mitte Niedersachsen wurden diese Pläne nun in Stuhr vorgestellt. Vom Verband war Jens Schoof in den Kreis Diepholz gekommen. Der TV Sottrum hatte Jonas Stelling entsandt, der TuS Rotenburg war nicht vertreten. „Wir wussten ja, was passiert – und genau so ist es auch gekommen“, erklärt Abteilungsleiter Michael Polworth auf Nachfrage.
Aus aktuell elf Regionen werden ab der Saison 2024/2025 fünf. Die Clubs aus den Kreisen Verden und Diepholz werden in die Region drei einsortiert. Diese geht im Norden bis nach Cuxhaven und grenzt im Westen an den Jadebusen. „Mit 751 Mannschaften ist es aktuell die stärkste“, verdeutlicht Schoof. Höchste Spielklasse einer Region wird im Senioren- und Jugendbereich die Landesliga sein. Den Leistungssport organisiert der Verband.
Schoof öffnet die Hintertür
Der TV Sottrum und der TuS Rotenburg (mit dem JH Wümme) würden ab 2024 dem östlichen Niedersachsen (Region Heide-Elbe) zugeteilt und damit viele neue Gegner bekommen. Allerdings hält der Verband für die Vereine aus dem Altkreis eine Hintertür offen: „Beide Clubs können bis Ende 2023 einen Antrag stellen, wenn sie weiter mit den Vereinen der Region Mitte Niedersachsen spielen wollen“, erläutert Schoof. Genau das favorisiert der TV Sottrum. „Wir spielen ja jetzt in einigen Ligen schon gegen Nachbarvereine wie die HSG LiGra“, meint Jonas Stelling.
Ein paar Kilometer weiter steht man den Reformplänen des Verbandes skeptischer gegenüber. „Das bedeutet zigtausende Kilometer und jede Menge Geld, was wir verfahren“, sagt Polworth. Bereits im August hatte er angemerkt, die Pläne seien „mit der heißen Nadel gestrickt“. Udo Brandt befürchtet, dass die Mannschaftszahlen weiter zurückgehen. Brandt, an der Wümme für den männlichen Nachwuchsbereich verantwortlich, will aber nicht ausschließen, dass die Handballer aus der Wümmestadt in „den Osten“ abwandern. „Vielleicht macht es mehr Sinn, nach Uelzen zu fahren als nach Oldenburg oder Wilhelmshaven“, merkt der pensionierte Polizeibeamte an. Eine Entscheidung ist in Rotenburg aber noch nicht gefallen, bestätigt Polworth: „Wir werden sehen, was wir tun.“
Eingleisige Klasse zwischen Oberliga und 3. Liga geplant
In Stuhr stießen die Änderungen beim Gros der Vertreter auf Zustimmung. Regionsspielwart Eckhard Meyer bezeichnete die Reform angesichts sinkender Mannschaftszahlen als „alternativlos.“ Kritik gab es allerdings auch. Lana Caesar, stellvertretende Vorsitzende Finanzen und Bildung der Region, bemängelte die fehlende Kommunikation des Verbandes. „Die Strukturreform ist seit dem vorigen Sommer bekannt. Jeder hätte ein alternatives Konzept erarbeiten und vorstellen können“, hält Regionschefin Tanja Hoffmann dagegen.
Wie der Spielbetrieb in den Leistungsligen auf Verbandsebene aussehen wird, will der HVNB den Vereinen auf einer separaten Infoveranstaltung im Februar vorstellen. Geplant ist für Frauen und Männer eine zusätzliche eingleisige Spielklasse zwischen der Ober- und der 3. Liga. Zudem soll es auch bei den Frauen Verbandsligen geben. „In der nächsten Saison wird es einige Aufstiege zu feiern gegen“, greift Schoof ein wenig vor.