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Diskussionen um Sporthallen: Politik und Vereine feilen an Energiemaßnahmen

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Von: Hendrik Denkmann

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Jens Koch sitzt auf dem Boden der Pestalozzihalle und dehnt sich.
Aufwärmen wird künftig für Jens Koch und Co noch wichtiger, wenn die Temperaturen wie hier in der Pestalozzihalle auf 16 bis 17 Grad runtergeregelt werden. © Freese

Was passiert mit den Sporthallen im Winter? Noch sind die Pläne nicht überall ausgereift. Politik und Vereine feilen an den richtigen Energiesparmaßnahmen.

Rotenburg – Wird es in den kommenden Monaten kälter in den Sporthallen? Kommen die Sportler ungeduscht nach Hause? Fragen, die zurzeit in der Politik und in den Vereinen diskutiert werden. Der Landkreis ist vorgeprescht und hat bereits Fakten geschaffen: Ab der neuen Heizperiode, die in der Regel am 1. Oktober beginnt, wird die Temperatur der kreiseigenen Hallen – im Altkreis ist dies die Pestalozzihalle – auf 16 bis 17 Grad runtergeregelt. Die Duschen bleiben aus. Bei der Stadt ist man noch nicht so weit und auf den Dörfern ist die Lage noch einmal differenzierter. All das stößt bei den Vereinsverantwortlichen auf geteilte Meinungen.

Grundsätzlich gehe es darum, so beschreibt es der Kreissportbundvorsitzende Jörn Leiding, „den optimalen Weg zwischen Einsparmaßnahmen und Sporttreiben zu finden“. Eingespart werden soll zum einen bei der Raumtemperatur. In der Pestalozzihalle trifft es vor allem Rotenburgs Handballer und die Basketballerinnen der Hurricanes als Hauptnutzer. „Ich habe da grundsätzlich Verständnis für, dass auch die Kommunen sehen müssen, wie sie sparen können, ganz glücklich bin ich damit aber nicht“, meint Utz Bührmann. Das Vorstandsmitglied der Hurricanes gibt zu bedenken: „Bei einer Absenkung auf 16 bis 17 Grad können sich die Zuschauer Pullover überziehen, für die Spieler steigt aber das Verletzungsrisiko, wenn es kälter wird.“ In eine ähnliche Kerbe schlägt Michael Polworth, der Handball-Abteilungsleiter des TuS Rotenburg: „Bei 16 bis 17 Grad in der Sporthalle – das ist nicht witzig.“

„Da sind wir autark“

Wie es aussieht, wird dieses Szenario schon bald auch auf andere Halle ausgeweitet. Für Rotenburgs Bürgermeister Torsten Oestmann ist dies zumindest für die städtischen Hallen denkbar: „Die ganzen Maßnahmenkataloge ähneln sich ja schon stark. Man muss aber bei jeder Halle einzeln schauen, wie da die Begebenheiten sind, wo man etwas einsparen kann.“ Und: „Noch gibt es aber keine konkreten Pläne. Da sind wir noch in der Findungsphase.“

Einen kleinen Schritt ist man in Sottrum schon weiter. Samtgemeindebürgermeister Holger Bahrenburg schwebt für die dortigen Hallen ein vergleichbares Konzept zu dem des Landkreises vor: „Bei Gasknappheit müssen die Temperaturen auf 16 bis 17 Grad runter. Bei einem kompletten Gasstopp werden die Hallen gesperrt.“ Beschlossen ist aber auch hier noch nichts. Für die Großturnhalle, in der unter anderem auch Sottrums Handballer spielen, verhält sich die Planung etwas anders, da sie an eine Biogasanlage angeschlossen ist. „Da sind wir autark und haben eine gute Alternative. Aber natürlich müssen wir auch dort etwas einsparen, weil die Preise sicherlich ebenfalls erhöht werden“, weiß Bahrenburg. Das bekam auch Henning Hildebrandt zu spüren, als der Vorsitzende des TV Sottrum den Gasvertrag für die vereinseigene Halle beim Schützenhaus neu abschloss. Dennoch betont er: „Wir werden jetzt nicht sofort Panik schieben und die Temperatur extrem runterregulieren. Aber wir wollen natürlich mit einer Fachfirma schauen, dass die Heizung nur dann läuft, wenn auch jemand dort Sport macht.“

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Bei geschlossenen Duschen werden Kosten auf Privatleute abgewälzt

Die Energieeinsparmaßnahmen des Landkreises sind für die Sportler zumutbar. Keine oder kalte Duschen, Sport bei 16 bis 17 Grad – alles bis zu einem gewissen Maß okay.

Hurricanes-Vorstandsmitglied Utz Bühmann warnt vor mehr Verletzungen bei kälteren Hallen. Nun gut, aber wer fragt denn die Fußballer bei teils Werten um den Gefrierpunkt. Dann muss halt mal das lange Thermoshirt drunter. Wir haben schließlich eine Energiekrise!

Dass Rotenburgs Handball-Boss Michael Polworth darauf hinweist, die Kinder nach dem Sport nicht verschwitzt nach Hause zu schicken, ist ebenfalls nachvollziehbar. Allerdings werden viele ohnehin von den Eltern mit dem warmen Auto direkt von der Hallen- bis zur Haustür gefahren. Und dort beginnt das eigentliche Problem. Bei geschlossenen Duschen werden die Kosten auf die Privatleute abgewälzt, wenn die Kinder und Erwachsenen die warme Dusche zu Hause aufdrehen.

Von Hendrik Denkmann

In Scheeßel wiederum ist die Sporthalle am Vareler Weg ebenfalls an eine Biogasanlage angeschlossen, was Bührmann freut: „Da wird es eher warm bleiben.“ Gut auch für die Zweitliga-Basketballerinnen der Avides Hurricanes, denn in der Klasse sind 18 Grad eigentlich vorausgesetzt. In den vergangenen Jahren betrug die Hallentemperatur meist sogar bis zu 20 Grad.

Ein zweiter Punkt neben der Raumtemperatur sind die Duschen, die mindestens in der Pestalozzihalle abgestellt werden sollen. Bührmann sagt dazu: „Wenn es eine Möglichkeit geben würde zu duschen, wäre es gut, wenn nicht, können wir auch damit leben, solange wir in die Halle können und spielen können.“ Eine solche Alternative wären kalte Duschen. Denn: „Gar keine Duschen wären nicht schön, weil die Gästemannschaften müssen drei, vier Stunden noch nach Hause fahren“, denkt er an die Zweitliga-Basketballerinnen. Zwar sind es kürzere Wege, aber auch Polworth sieht es ähnlich: „Wie willst du den Eltern vermitteln, dass wir die Kinder verschwitzt nach Hause schicken, weil sie nicht duschen können, weil die abgestellt sind.“ Jörn Leiding sieht noch ein ganz anderes Problem: „In manchen Sportarten sind Duschen vorgeschrieben. Wenn eine Halle das nicht vorweisen kann, wird das Spiel gegen die Heimmannschaft gewertet.“

„Zwei bis drei Tage heizen“

In Sottrum bleiben die Duschen zumindest in zwei Hallen erst einmal an. „Wir werden das Warmwasser nicht abstellen und wollen das Duschen weiterhin möglich machen“, bekräftigt Hildebrandt im Bezug auf die Vereinshalle. Auch für die von der Biogasanlage betriebene Sottrumer Großturnhalle gilt dies weiterhin, wenn es nach Bahrenburg geht. Der Samtgemeindebürgermeister betont: „Es ist besser in der Halle zu duschen, als wenn alle zu Hause duschen und dort dann Gas verbrauchen.“

Insgesamt lässt sich festhalten, dass es wie so häufig zwei Fronten gibt. Auf der einen Seite stehen also strenge Sparmaßnahmen wie die des Landkreises. Auf der anderen Seite gibt es Stimmen aus der Landespolitik wie die von Innenminister Boris Pistorius, der sagt: „Ich bitte die kommunalen Betreiber von Sportstätten eindringlich darum, keine Einschränkungen für das Sporttreiben vorzusehen und ihre Pläne insofern zu überdenken.“ Rotenburgs KSB-Vorsitzender hat dahingehend einen Vorschlag: „Vielleicht beheizen wir zwei bis drei Tage die Woche die Sporthallen und die restliche Zeit machen wir es so, wie es der Landkreis will. Dann könnte man bestenfalls sonntags den Spielbetrieb durchführen und hätte den Montag und Dienstag für die Schule und andere Sportangebote.“

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