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Die Kabbelei um Platz drei

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Von: Cord Krüger

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Lob von seinem Trainer Thorolf Meyer bekam Felix Klare (Bild). „Da hat er Recht“, sagt der Sulinger und lacht.
Lob von seinem Trainer Thorolf Meyer bekam Felix Klare (Bild). „Da hat er Recht“, sagt der Sulinger und lacht. © Krüger

Wetschen/Sulingen – Manchmal muss sich Thorolf Meyer selbst wundern. Dass sein TuS Sulingen vor dem letzten Spieltag noch als einziger Verfolger des TSV Wetschen im Kampf um Platz drei der Fußball-Landesliga übrig blieb, „hätte vor drei Wochen wohl keiner gedacht“, mutmaßt der TuS-Trainer. Doch sein Team selbst schuf am Freitagabend mit dem 3:0-Triumph im Kreisderby Tatsachen, „und die Konkurrenz hat auch für uns gespielt“, erinnert „Toto“. Zuvor waren noch vier Kontrahenten im Rennen um den dritten Rang der Staffel – den letzten, der zur Meisterrunde berechtigt. Nun blieben der TSV Stelingen und der OSV Hannover auf der Strecke, Wetschen als Tabellendritter muss also nur noch auf Sulingens Ergebnisse schauen. „Es ist doch schön, dass es bis zum Ende spannend bleibt und zwei Vereine aus unserer Region noch Chancen haben“, meint Wetschens Trainer Oliver Marcordes. „Wobei ich natürlich hoffe, dass wir es schaffen!“ Trotz der Schlappe im Sportpark hat sein Team noch immer fünf Punkte Vorsprung gegenüber dem TuS – allerdings auch ein Spiel mehr bestritten. Wetschens „letztes Gefecht“ steht ausgerechnet gegen den bärenstarken Staffelsieger STK Eilvese an (Samstag ab 14.00 Uhr in Wetschen). „Wer jetzt nicht weiß, worum es geht, ist fehl am Platz“, unterstreicht Marcordes. Sulingen reist tags darauf zum Zweiten nach Krähenwinkel (Anstoß: 14.00 Uhr). Wer hat die besseren Karten?

Abräumer: Wetschens Aljoscha Wilms „haut richtig was weg“, adelt ihn sein Coach Oliver Marcordes.
Abräumer: Wetschens Aljoscha Wilms „haut richtig was weg“, adelt ihn sein Coach Oliver Marcordes. © Krüger

Die Ausgangslage

Sulingen muss sowohl am Samstag in Krähenwinkel als auch eine Woche später sein Nachholspiel gegen den OSV Hannover gewinnen, Wetschen müsste zeitgleich Eilvese unterliegen – dann wäre der TuS in der Aufstiegsrunde. Der Verfolger darf sich also keinen Ausrutscher leisten, doch Innenverteidiger Felix Klare sieht den Druck trotzdem eher beim TSV: „Es ist ja ein Unterschied, ob man wie wir auf den letzten Drücker noch der lachende Dritte werden kann – oder wie Wetschen am Ende blöd dasteht, obwohl man so lange oben mitgemischt hat.“

Mit so einer Larifari-Einstellung wie im Derby gegen Sulingen wird das für uns gegen diese starke Truppe nichts.

Wetschens Trainer Oliver Marcordes über Eilvese

Spielen die Blau-Gelben gegen Eilvese unentschieden, bleibt es spannend – dessen nur um fünf Treffer besseres Torverhältnis könnte nämlich schnell dahingeschmolzen sein. „Am liebsten wäre mir natürlich, wir machen es aus eigener Kraft klar – mehr können wir nicht tun“, weiß Wetschens Marcordes. „Ansonsten müssen wir am Sonntag Krähenwinkel die Daumen drücken. . .“

TuS-Coach Meyer hat sich einen Plan zurechtgelegt, der sich simpler anhört, als er ist: „Wir wollen einfach beide Spiele für uns entscheiden“, sagt der 45-Jährige.

Die Hinspiele

In Eilvese verlor der TSV Wetschen mit 1:2 durch einen späten Treffer in der Schlussphase. „Schade, ich habe diesen Konter noch vor Augen – das war unnötig“, bedauert Marcordes noch heute. „Aber wir haben gezeigt, dass wir gegen diese starke Truppe mithalten können.“ Mittelfeldmann Aljoscha Wilms ärgert sich ebenfalls noch: „Wir hatten da auf dem recht großen Platz einen ziemlich großen Aufwand betrieben, aber die Gegentore zu einem ungünstigen Zeitpunkt bekommen.“ Damit am Samstag die Revanche gelingt, „müssen wir sicher stehen und die Zweikämpfe annehmen“, appelliert der 23-Jährige.

Sulingens Hinspiel gegen die „Krähen“ verlief da deutlich einseitiger – mit einem 0:3 auf dem heimischen Kunstrasenplatz. „Das war hochverdient“, erinnert sich Meyer: „Krähenwinkel hat uns keine Ruhe gelassen, ist früh angelaufen und hatte vorn mit Marcel Kunstmann und hinten mit Alexander Dosch Leute, die den Unterschied ausgemacht haben.“

Was seitdem geschah

Im Vergleich zum ersten Auftritt dieser Saison gegen Krähenwinkel „haben wir uns defensiv echt gefestigt“, nennt Meyer den entscheidenden Unterschied bei seinen Sulingern. Und vorn ist Chris Brüggemann, der damals einen Elfmeter verschoss, deutlich gefährlicher geworden: „Der macht jetzt ja immer seine Buden.“ Mit 16 Treffern führt „Brügge“ die Torjägerliste der Liga an – zwei Törchen dahinter lauert Eilveses Mohamad Saade.

Es erwartet uns eine schwere Aufgabe. Die müssen wir mit der gleichen Intensität angehen wie gegen Wetschen.

Sulingens Trainer Thorolf Meyer über das Spiel in Krähenwinkel

Wetschens Coach Marcordes hat bei seiner Crew hingegen einen anderen Trend ausgemacht: „Sulingen ist nicht so gut in die Saison gestartet und hat sich seitdem stark gesteigert, wir haben hingegen stark nachgelassen. Vielleicht ist es eine Kopfsache – und die Jungs denken zu viel darüber nach , was sie erreichen könnten.“

Wilms hat noch eine andere Erklärung: „Wir müssen uns mehr auf unsere Stärken besinnen, mehr Laufbereitschaft und ein besseres Zweikampfverhalten an den Tag legen – und wieder mit dem Flachpass-Spiel beginnen. Das hat zuletzt vielleicht auch wegen der jetzt schlechter gewordenen Plätze etwas gelitten.“

Die Trümpfe

Wetschens Phil Schwierking ist zurück aus dem Urlaub – zur Erleichterung seines Trainers Marcordes: Nicht nur, weil er zuletzt dessen Qualitäten als Innen- und Linksverteidiger vermisst hat, „sondern weil Phil einfach ein Typ ist, klare Ansagen auf dem Platz gibt, seine Leute mitreißen kann, eine Situation aber auch mal beruhigt, wenn es zu hitzig wird“. Darüber hinaus lobt er Sechser Aljoscha Wilms: „Was der abräumt, ist Wahnsinn. Er war unser Wunschspieler, und er hat unsere Erwartungen voll und ganz erfüllt.“ Dem Lehramtsstudenten gefällt es ebenso: „Wir haben ein tolles Mannschaftsklima, mit vielen der Jungs bin ich in einer Clique – und wir haben ja auch Erfolg.“ Nur zwei Spiele verpasste der Mittelfeld-Arbeiter, worüber er sich selbst ein bisschen wundert: „Nach dem fünften Spieltag hatte ich schon vier Gelbe Karten – aber bisher ist keine dazugekommen, sodass ich noch nicht gesperrt war!“

Faire Sulinger

Sulingen – In einer Kategorie steht der TuS Sulingen schon auf einem „Treppchenplatz“: Der Fußball-Landesligist, in der sportlichen Tabelle aktuell auf Rang vier und in Lauerstellung für die Aufstiegsrunde (siehe Haupttext), ist in der Fairnesswertung Zweiter der gesamten Liga – mit 22 Gelben Karten in 14 Partien. Ganz vorn liegt Staffelmeister STK Eilvese mit nur 18 Verwarnungen. Dort gab es allerdings auch eine Rote Karte gegen einen Team-Offiziellen. Dies ergibt für Eilvese einen Quotienten von 1,53, für Sulingen 1,57. Der TSV Wetschen belegt Platz vier in der Fairness-Wertung (32 „Gelbe“).

Auf Sulinger Seite liefern Felix Klare und Timo Hibbeler seit Wochen zuverlässig ab. Klare soll sich am Sonntag vorwiegend um Krähenwinkels Dreh- und Angelpunkt Kunstmann kümmern. „Das hat er gegen Wetschen auch schon mit Ramiz Pasiov klasse gemacht“, sagt Meyer. Der 31-Jährige hat nichts gegen den Sonderauftrag: „Solche Stürmertypen, die ungefähr so groß sind wie ich, liegen mir eher als ein Mo Saade aus Eilvese“, erklärt der Innenverteidiger. „Timo Hibbeler neben mir kommt mit allen Gegenspielern klar, bei mir ist das anders. . .“

Neben seiner Abwehr und Knipser Brüggemann nennt der TuS-Coach vor allem die „Einstellung und Intensität“ als große Pluspunkte, die gegen Krähenwinkel den Unterschied ausmachen könnten: „Wenn wir so in das Spiel gehen wie gegen Wetschen und davor gegen Stelingen, ist für uns was drin.“

Die „Stimmungskiller“

Lukas Heyer verpasste in dieser Saison keine einzige Minute – doch im jüngsten Training vor dem „Finale“ zwickte es im Oberschenkel. „Meine Jungs sagten schon: Oh nein, nicht Luki, unser Thomas Müller“, sagt Marcordes über seinen Vielspieler. Er hofft, dass es beim Sechser geht – und dass auch Stürmer Moritz Raskopp trotz seiner nach wie vor spürbaren Knöchelprobleme grünes Licht gibt. Wilms ist da zuversichtlich: „Einige von uns sind angeschlagen, mobilisieren jetzt aber letzte Kräfte.“

Für Finn Raskopp wird es hingegen nicht reichen: Wetschens Rechtsverteidiger laboriert an einem Muskelfaserriss. Zudem fallen die Defensivspieler Tino Senkler (Wadenprellung) und Moritz Thölke (beruflich unabkömmlich) aus.

Sulingen muss neben dem Langzeitverletzten Aziz Ayal auch auf den schnellen Mittelfeldmann Devin Melloh verzichten, der an einem Außenbandriss laboriert. Auch Mittelfeldkollege Niklas Klare droht auszufallen: „Niki hat weiter Knieprobleme, das wird wohl noch nichts“, befürchtet sein Bruder Felix.

Der „zwölfte Mann“

Sechs Heimsiege, ein Unentschieden: Zu Hause ist der TSV Wetschen in dieser Saison noch unbesiegt. „Die Heimstärke ist Wetschens großes Ass im Ärmel“, weiß Sulingens Klare. „Und wir hoffen natürlich, dass das so bleibt. Dafür muss aber jeder alles reinhauen und Gras fressen“, fordert Marcordes, „selbst wenn unser schöner Platz darunter leidet“.

Die Sulinger versuchen trotz ihrer letzten Dienstreise in dieser Staffel, ein wenig Heimspiel-Atmosphäre in Krähenwinkel aufkommen zu lassen. Der Fanbus startet um 11.15 Uhr am Sportpark. „Wir selbst fahren ja immer mit dem Bus, aber diesmal wäre es besonders schön, wenn noch mehr Fans mitfahren und uns unterstützen“, wünscht sich Meyer.

Sollte Wetschen den siebten Heimsieg und damit die Aufstiegsrunde klarmachen, ist laut Wilms noch keine Party geplant. „Aber angesichts unserer Stärke auf eigenem Platz war es bisher so, dass sich keiner von uns etwas anderes vorgenommen hatte und alle im Vereinsheim gefeiert haben. Dafür packen wir immer entsprechende Klamotten ein. . .“

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