Weinberg freut sich auf den „schlafenden Riesen“

- Nach mehr als fünf Jahren verlässt Sportvorstand Michael Weinberg Fußball-Regionalligist BSV Rehden.
- Der 38-Jährige wird zum 1. März Geschäftsführer bei Liga-Konkurrent VfB Oldenburg.
- Sein Noch-Chef und Förderer Friedrich Schilling sagt, er hinterlasse nicht nur sportlich eine große Lücke
Rehden – Schon mehrfach hatte Friedrich Schilling Michael Weinberg aufgezogen. „Er fragte immer mal wieder: Mensch, Herr Weinberg, wann gehen Sie denn endlich zu Werder?“, verrät der Sportvorstand des BSV Rehden. Nun geht der Bremer wirklich – aber nicht zu den Grün-Weißen, sondern zu den „Blauen“: Am Freitag unterrichtete er BSV-Vereinsboss Friedrich Schilling und seine Noch-Kollegen aus Schillings Firmengruppe darüber, dass er zum 1. März als Geschäftsführer beim Rehdener Regionalliga-Konkurrenten VfB Oldenburg einsteigt.
„Ich bin Herrn Schilling unglaublich dankbar, dass er mir damals den Schritt vom Spielerberater auf eine Position in einer Vereinsführung ermöglicht hat“, betont der 38-Jährige: „Und ich denke, dass wir gemeinsam in den vergangenen fünf Jahren sportlich und wirtschaftlich gute Arbeit zum Wohl des BSV geleistet haben.“
Rehdens Clubboss Schilling „schon überrascht“
Dem widerspricht sein Förderer nicht: „Wir haben gut zusammengearbeitet. Der BSV Rehden steht jetzt als ein Verein da, der eine gerade Linie verfolgt“, urteilt Schilling. Gleichwohl zeigt er sich „überrascht“ und „ein bisschen verärgert“ über die kurzfristige Entwicklung: „Da konfrontiert er uns am Freitagmorgen damit, ein paar Stunden später fährt er schon nach Oldenburg. Und dann nur drei Wochen bis zum 1. März – das ist natürlich keine Kündigungsfrist“, moniert der 69-Jährige.
Doch Weinberg arbeitete als selbstständiger Steuerberater für Schillings Unternehmensgruppe und musste keinen Zeitrahmen beachten. „Es geht aber um die moralische Kündigungsfrist – nach immerhin fünf Jahren“, gibt sein Chef zu bedenken: „Ein paar Kollegen sind ziemlich enttäuscht.“ Vor allem in einigen Immobilienfirmen des BSV-Machers habe Weinberg eine tragende Rolle gespielt. „Dafür jetzt Leute zu finden, die kurzfristig seine Aufgaben übernehmen, ist schwerer als zurzeit im Fußball.“
Eine Aufgabe in der Regionalliga West oder Südwest kam für mich nicht infrage. Denn mir würde nicht in den Sinn gekommen, hier in Bremen alles aufzugeben.
Andererseits hatte der Vereinspräsident bereits geahnt, dass sich Weinberg irgendwann umorientieren würde: „Der Mann hat drei kleine Kinder und wohnt in Bremen. Dies war in der Kombination mit seinem Hauptjob und der Arbeit für einen Regionalligisten nicht immer einfach – gerade bei Abendterminen, etwa mit Trainern. Dass es nun aber ausgerechnet Oldenburg werden würde, hat mich schon überrascht.“
Weinberg: „Guter Oldenburger Businessplan“
Das Verhältnis zwischen dem VfB und dem BSV ist nämlich seit Jahren speziell. Schon zu gemeinsamen Oberliga-Zeiten beharkten sich die zwei Rivalen in rassigen Derbys, 2012 schafften sie gemeinsam den Regionalliga-Aufstieg. Fortan vollzog sich in zig Transferperioden ein munteres Hin und Her von Stammspielern zwischen Waldsportstätten und Marschwegstadion. „Es gab ja immer mal Kontakt nach Oldenburg“, sagt Weinberg dementsprechend. Seit Ende Dezember glühte der Draht zwischen ihm und dem VfB intensiver – nachdem Benjamin Doll als Geschäftsführer ausgestiegen war. Die daraus folgenden Gespräche verliefen „sehr positiv“, schildert der „Neue“: „Mir wurde ein guter Businessplan vorgelegt – mit einem breiten Sponsoren-Pool und starker Man-Power.“
Also ging der Vater dreier Kinder mit seiner Frau in Klausur: „Karla kennt mich zum Glück nicht anders als mit dem Fußball.“ Die Gattin gab grünes Licht – „und das war das Wichtigste, sonst hätte ich auch zu Hause die Koffer packen können“, verdeutlicht er grinsend.
Weinberg hat künftig weniger Zeit für seinen Hauptjob
Seine Arbeit als Steuerberater fährt der gebürtige Bremer nun „deutlich herunter: Ich werde da noch einige Mandate weiter wahrnehmen, mehr geht nicht.“ Schließlich sei der Aufwand in der Geschäftsstelle dieses Traditionsvereins höher als im BSV. „Ich hoffe nur, dass er sich das gut überlegt hat“, sagt Schilling: „Denn Tradition allein ist nicht alles. Und dort steht er viel mehr in der Verantwortung.“
Angst vor der zweifellos großen Herausforderung in diesem Club mit seit Jahren ziemlicher personeller Fluktuation auf Trainer- und Funktionärsposten hat der künftige Geschäftsführer nicht: „Das sehe ich sportlich. Man wächst mit seinen Aufgaben. Und ich will mithelfen, einen schlafenden Riesen zu wecken.“
„Ich wollte kein sinkendes Schiff verlassen“
Bis es so weit ist, hat er sich ausreichend Zeit zur Übergabe erbeten. „Deswegen fange ich erst zum 1. März an. Das war mir wichtig – ebenso wie die Tatsache, dass ich kein sinkendes Schiff verlassen wollte. Wenn wir mit Rehden gegen den Abstieg gespielt hätten, wäre ich nicht gegangen.“
Sein Nachfolger bei den Schwarz-Weißen steht noch nicht fest – alles andere hätte Weinberg auch ein bisschen getroffen, gesteht er schmunzelnd: „Es wäre kein schönes Zeichen für mich gewesen, wenn Herr Schilling schon einen Tag nach meiner Entscheidung einen Neuen gehabt hätte.“
Schilling: „Müssen uns wieder neu aufstellen“
Der BSV-Chef ahnt, dass die Suche nach einem geeigneten Manager nicht leicht wird. „Wir müssen uns also wieder neu aufstellen – wie so oft in meinen 25 Jahren für den BSV. Aber mein Motto war immer: Wenn einer geht, muss man versuchen, sich zu verbessern.“