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Diepholz - Die Augen weit aufgerissen, den Zeigefinger als Verstärkung für die deutlichen Worte während einer Auszeit auf einzelne Spieler gerichtet. Keine Frage: Heiner Thiemann ist zwar schon 68, aber das Feuer ist beim Interimstrainer des Handball-Oberligisten HSG Barnstorf/Diepholz nicht erloschen. Gestern Abend feierte er bei seinem Einstand vor 250 Zuschauern in der Diepholzer Mühlenkamphalle ein schneidiges 30:23 (16:11) gegen den Tabellenvierten TV Bissendorf-Holte und verließ mit seinem Team damit die Abstiegsplätze.
„Die Jungs haben das sehr gut gemacht und einen tollen Charakter gezeigt. Aber das war heute nur der Anfang. Im nächsten Spiel gegen Fredenbeck müssen wir wieder diese Leidenschaft zeigen“, meinte Thiemann nach dem Match und fügte noch hinzu: „Ich wusste ja nicht, wie sich das wieder auf der Bank anfühlt. Aber ich bin schneller reingekommen als erwartet. Das ist wohl so wie Radfahren. Das verlernt man auch nicht.“
Um die Mannschaft nach dem Rücktritt von Coach Dag Rieken noch besser kennenzulernen, absolvierte die HSG unter der Woche zwei Testspiele gegen den TV Neerstedt und die eigene Zweite (beide Verbandsliga). „Die haben wir gewonnen und uns damit etwas Selbstvertrauen geholt“, meinte Thiemann vor dem Match.
Und diese breite Brust konnte seine Truppe auch auf die Platte bringen. Gestützt auf den bärenstarken Donatas Biras im Tor, Kamil Chylinski (9/5 Treffer) im Rückraum und Kevin Heemann (6) als Gegenstoßspezialist, waren die Gastgeber in der ersten Halbzeit stets Herr der Lage. Der taktische Schachzug, Bissendorfs Haupttorschützen Christian Rußwinkel (zweitbester Shooter der Liga) durch Kevin Heemann aus dem Spiel zu nehmen, zahlte sich aus. „Das hat Kevin sehr gut gemacht“, gab’s ein Lob des Trainers. Über 5:5 (12.) setzte sich Barnstorf bis zur 22. Minute auf 11:6 ab. Vor allem in den Eins-gegen-Eins-Situationen im Angriff zeigte das Team seinen Willen und holte so diverse Siebenmeter heraus. Und die verwandelte Chylinski in schöner Regelmäßigkeit. Fünfmal trat der Pole an – und fünfmal zappelte der Ball im Netz. Das sah bei der HSG schon mal ganz anders aus. Beim 16:11 zur Pause schien die Überraschung zum Greifen nahe. Aber Vorsicht: Barnstorf hatte in der Vergangenheit schon desöfteren hohe Führungen verspielt.
Diesmal nicht. Bissendorf war chancenlos, kam nie näher als auf vier Tore heran. Vielleicht lag das auch daran, dass Thiemann nicht viel wechselte: „Ich bin kein Freund davon. Heute hatte ich auch keinen Anlass dazu, weil die Spieler ihre Aufgaben gut erfüllt haben.“ Spätestens beim 28:23 in der 58. Minute war die Messe gelesen, hatte Thiemann ein perfektes Comeback hingelegt.