„Terrier“ Raskopp gegen „Energiespender“ Klare: Derby zwischen Wetschen und TuS Sulingen

Wenn am Samstag (16.00 Uhr) das Derby zwischen den Fußball-Landesligisten TSV Wetschen und TuS Sulingen steigt, treffen zwei Dauerbrenner aufeinander. Finn Raskopp vom TSV hat noch nicht eine Liga-Minute versäumt, Theo Klare hat 18 von 20 möglichen Spielen absolviert. Beide sind sie Rechtsverteidiger und heiß auf den Kracher.
Wetschen/Sulingen – Theo Klare fieberte unter der Woche dem Freitag entgegen. Schließlich stand für den Studenten der Wirtschaftsinformatik am Nachmittag die langersehnte letzte Klausur des Wintersemesters an der Uni Braunschweig an. Die Zeit des stundenlangen Lernens war damit vorbei, der Druck von den Schultern. „Die Feierei am Freitag fällt aber flach“, betont der 21-Jährige. Stattdessen wollte der Fußballer des TuS Sulingen direkt nach der Prüfung zu seinen Eltern nach Mellinghausen aufbrechen. Grund: Das Landesliga-Derby beim TSV Wetschen (Samstag, 16.00 Uhr). Und das will Dauerbrenner Klare, der nahezu alle Liga-Spiele in dieser Saison bestritt, ebensowenig verpassen wie Finn Raskopp. Der Wetscher, ebenfalls Rechtsverteidiger, hat in dieser Serie noch nicht eine Ligaminute versäumt.
Klare spult Bi Rias Trainingsplan ab
Klare bestritt immerhin 18 von 20 möglichen Matches. „Menschlich und sportlich ist Theo ein wichtiger Bestandteil. Mit seinen Ansprachen bringt er positive Energie rein“, lobt TuS-Trainer Iman Bi Ria: „Ein Trainingsweltmeister ist er aber nicht.“ Weil er oft in Braunschweig sei, verpasse er häufig Team-Einheiten. Der Coach gibt Klare deshalb Pläne mit Intervallläufen an die Hand.
Atmosphäre in Wetschen hypt Klare
„Ich gehe im Park laufen, habe auch im Winter keine Pause gemacht. Ich will immer alles geben“, entgegnet Klare auf die Frage nach seinem Fitnessgeheimnis. Urlaubs- und krankheitsbedingt verpasste der Außenverteidiger lediglich die Hinrundenduelle gegen Tündern (0:0) und Wunstorf (0:4). Für das jüngste Spiel in Tündern ließ er sich nach Corona-Infektion am Spieltag extra freitesten, kämpfte sich beim 1:3 über 90 Minuten durch. „Ich war träge und nicht so spritzig“, ärgert sich Klare rückblickend. Für seinen abstiegsbedrohten TuS, für den er bereits seit der C-Jugend kickt und dem er auch im Umbruch-Sommer die Treue hielt, will Klare eben alles geben – auch im Derby: „Die vielen Zuschauer direkt am Spielfeldrand hypen dich in Wetschen zusätzlich.“
Raskopp stemmt Gewichte zu Rap-Musik
Raskopp hat dafür gesorgt, dass es noch mehr Besucher geworden sind. Denn bei seinem Praktikum an der Grundschule Wetschen gewann der angehende Erzieher einige kleine Fans dazu, wie er berichtet. In seiner Freizeit absolviert der 22-Jährige zusätzlich zum Mannschaftstraining Kraftübungen. Auf der Matte zu Hause in Diepholz motivieren ihn Songs wie die des US-amerikanischen Rappers Logic, zur Hantel zu greifen.
Kindergarten-Praktikum in Spanien
„Finn hat am Oberkörper zugelegt. Er ist nicht der Größte, aber bekommt mit seiner Kraft immer den Körper zwischen Ball und Gegner“, schwärmt TSV-Trainer Oliver Marcordes: „Wahnsinn, was er auf konstant hohem Landesliga-Niveau abliefert. Er ist nicht wegzudenken.“ Der Coach wird jedoch bald auf Raskopp verzichten müssen. „Am 30. April fliege ich für ein Kindergarten-Praktikum nach Spanien“, verrät der „Terrier“, wie sie ihn in der Jugend beim JFV RWD nannten. Erst zum letzten Spieltag kehrt er aus dem baskischen Elgoibar zurück. „Die Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen, zumal die Meisterschaft für uns noch drin ist“, sagt Raskopp.
Noch ist sein Fehlen Zukunftsmusik. Im Derby wird er wieder „an der Linie nur am Laufen sein“ und die Doppelpässe mit Vordermann Philip Kürble suchen. Eines treibt ihn diesmal besonders an: „Derbys sind noch geiler als andere Spiele.“

„Es wird brennen, es wird knallen“, wenn das Derby denn stattfindet - die Trainerstimmen
„Kein gutes Gefühl“ hatte Oliver Marcordes am Freitag. Der Coach des Fußball-Landesligisten TSV Wetschen sah das Derby gegen den TuS Sulingen (Samstag, 16.00 Uhr) nach der Donnerstagseinheit auf dem Trainingsplatz gefährdet. Seine Erklärung nach dem abschließenden Gang über den Hauptplatz: „Am Mittwoch hat es noch geregnet, und das Problem ist, dass wir keine Drainage haben. Wir werden deshalb am Samstag vor 10 Uhr noch mal eine Platzbegehung machen und dann entscheiden, ob das Spiel stattfinden kann. Eigentlich haben wir einen Teppich. Den wollen wir für ein Spiel nicht komplett umpflügen.“ Der Coach hofft jedoch, dass der Platz noch abtrocknet – auch weil man sich beim Tabellendritten „noch viel mehr auf das Derby freut als auf jedes andere Spiel“.
Fehlen werden weiter Kapitän Aljoscha Wilms (Knieprobleme), Phil Schwierking, Lennart Kruse (beide Aufbautraining), Tino Senkler (privat verhindert), Ersatzkeeper Emilio Krause-Heiber (Schulter-Verletzung) sowie Ricardo Tenti (Rückenprellung).
Gegner Sulingen, aktuell auf dem ersten Abstiegsplatz, sieht Marcordes nach der Transfer-Offensive im Winter „eine Ecke stärker als noch in der Hinrunde“. In dieser entschied Wetschens Alen Suljevic das direkte Duell per Foulelfmeter zum 2:1.
Für TuS-Trainer Iman Bi Ria ist das Derby eines von zwölf ausstehenden Endspielen: „Schön, dass es nicht so weit ist und viele Zuschauer da sind, aber das Derby an sich habe ich vorher bewusst nicht thematisiert. Es wird brennen, es wird knallen, aber für uns geht es allein um drei Punkte.“ Und Bi Ria sieht sein Team dabei „nicht als Außenseiter. Ich finde super, was Wetschen leistet, aber auch sie haben Druck. Sie wollen Meister werden.“
Verletzungsbedingt fehlt dem Coach im Derby ausschließlich Kapitän Marven Rupp (Oberschenkelprobleme). Gabriel Czyborra ist laut Bi Ria nicht mehr Teil des Teams. „Die Entscheidung ist endgültig. Ich arbeite nur mit Spielern zusammen, die zu 100 Prozent hinter unserer Mission stehen“, erklärt der Coach Czyborras Versetzung in die Zweite. fat
