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Rico Volkmann auf Abwegen

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Von: Julian Diekmann

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Fühlt sich sowohl im Tor als auch im Feld pudelwohl: Okels spielender Co-Trainer Rico Volkmann. Doch als Spielgestalter ist er für das Bezirksligateam mehr wert, glaubt sein Coach Cord Clausen.
Fühlt sich sowohl im Tor als auch im Feld pudelwohl: Okels spielender Co-Trainer Rico Volkmann. Doch als Spielgestalter ist er für das Bezirksligateam mehr wert, glaubt sein Coach Cord Clausen. © jdi/ck

Als Spielmacher ist Rico Volkmann eigentlich unersetzbar für den Fußball-Bezirksligisten TSV Okel. Doch seit einigen Wochen findet er sich im Tor wieder. Und mittlerweile grüßt Okel mit Keeper Volkmann gar von der Tabellenspitze. Eine verrückte Story.

Okel – Nach seinem Gala-Auftritt vom Sonntag und dem 1:0-Sieg beim damaligen Bezirksliga-Tabellenführer TuS Sudweyhe hat sich Rico Volkmann erst einmal eine wohlverdiente Auszeit genommen. Zusammen mit seinen Eltern und Bruder sowie den jeweiligen Freundinnen weilt der Fußballer des TSV Okel zurzeit im Urlaub in Dänemark. „Wir wollten einfach mal die Seele baumeln lassen“, berichtet der 29-Jährige.

Doch keine Panik. Pünktlich zum Freitagabend, wenn Okel den TSV Bassum zum siebten Spieltag empfängt, ist Volkmann wieder zurück.

Das ist auch bitter nötig. Denn der Justizvollzugsbeamte, der eigentlich als Spielgestalter des Dorfclubs agiert, hilft seit geraumer Zeit im Tor aus, da Okels etatmäßiger Keeper Lucas Feldmann aktuell noch an einer Leistenzerrung laboriert. Und da der TSV nur einen Schlussmann im Kader hat, muss eben ein Feldspieler zwischen die Pfosten.

„Ich mache es aber gerne“, betont Volkmann: „Zumal es für mich jetzt auch kein Neuland ist. Früher als kleiner Junge auf dem Bolzplatz war es ganz normal, dass man auch mal ins Tor musste. Und in der Jugend habe ich auch hin und wieder ausgeholfen. Genau wie zu meinen Anfangszeiten im Herrenbereich.“

Somit ist der 29-Jährige, der übrigens Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona als Vorbild hat, zumindest geübt. „Er hätte es gegen Sudweyhe nicht besser machen können“, lobt ihn sein Trainer Cord Clausen: „Man hat keinen Unterschied gesehen, ob da jetzt ein klassischer Keeper oder ein Feldspieler im Tor steht. Ohne Zweifel, Rico war gegen Sudweyhe der Matchwinner.“

Dass es überhaupt so weit kam, liegt auch an Okels dünner Personaldecke auf der Torhüterposition. Mit Feldmann gibt es eben nur einen Keeper beim TSV. „Wir haben vor Beginn der Saison alles versucht, einen Ersatztorhüter zu bekommen, haben bei anderen Vereinen angefragt. Wir brauchen dringend einen, der Lucas unter Druck setzt. Aber die Suche war nicht so einfach. Das lag sicherlich auch an Corona. Die angefragten Spieler wollten ihren Stammverein einfach nicht im Stich lassen“, berichtet Clausen: „Wir arbeiten aber weiter daran. Wir wollen auf jeden Fall versuchen, dass wir zur Rückserie einen zweiten Torhüter im Kader haben. Ich rechne uns gute Chancen aus, dass es am Ende auch klappen wird.“

Dass seit vier Spielen ausgerechnet Okels bester Mann zwischen den Pfosten steht, war Clausen am Anfang gar nicht geheuer. „Dadurch fehlt uns Rico im Feld, wo wir ihn dringend brauchen. Es gab zwar verschiedene Alternativen, aber die Mannschaft hat sich für Rico ausgesprochen. Und Rico wollte es selbst auch. Der Erfolg gibt uns ja auch recht.“

In der Tat. In den bisherigen vier Partien, in denen der Spielgestalter im Tor stand, kassierte Volkmann lediglich ein Gegentor und gewann drei der vier Spiele.

„Hätten wir sie nicht gewonnen, dann hätten wir vielleicht auch noch mal etwas anderes ausprobiert. So aber haben wir alles richtig gemacht“, sieht sich auch Clausen bestätigt, der aber nicht verschweigt, wie wichtig seine Nummer 10 ist: „Wenn wir Rico nicht im Feld haben, leidet natürlich unser Offensivspiel darunter. Ich bin ja nicht blauäugig. Rico ist ein überdurchschnittlicher Spieler der Bezirksliga.“

Das ist er als Torwart scheinbar auch. Das Duell gegen Sudweyhe war Volkmanns Feuertaufe. „Das Spiel gegen den Tabellenführer war bisher das intensivste. Es war noch mal eine andere Kategorie als die Begegnungen zuvor. Ich musste schon nach drei Minuten mein ganzes Können zeigen, habe erst einen Kopfball an die Latte gelenkt und den Nachschuss auch noch pariert. Das hat mich natürlich enorm gepusht, mir Selbstvertrauen gegeben, sodass ich gleich im Spiel war.“

Dennoch hofft der Justizvollzugsbeamte, „dass Lucas bald wieder fit ist, damit ich endlich wieder im Feld kicken kann.“

Doch damit muss sich Volkmann noch ein wenig gedulden. Zumindest noch ein Spiel. „Ich hätte es natürlich auch am liebsten, wenn Lucas schon am Freitag zurückkehrt“, gesteht Clausen: „Aber unsere Physiotherapeutin Lena Rogge sagte mir, dass er mindestens noch eine Woche pausieren muss. Sollte er zu früh wieder anfangen, dann besteht die Gefahr, dass er für den Rest der Hinserie ausfällt. Das wollen wir auf keinen Fall riskieren. Das heißt natürlich auch, dass am kommenden Freitag, wenn wir Bassum empfangen, Rico zumindest noch einmal zwischen die Pfosten muss.“

„Für mich ist das absolut kein Problem“, gesteht Volkmann: „Ich bin ja mittlerweile geübt.“

Rico Volkmann am Ball.
Als Spielgestalter ist Rico Volkmann sonst die prägende Figur beim TSV Okel. © ck/jdi

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