Patrik Siebert schockt seinen Ex-Club

Sulingen – Hitzige Debatten, eine Gelbe Karte für Trainer Sascha Jäger und drei weitere Verwarnungen in seiner Mannschaft, sogar Gelb-Rot nach dem reichlich späten Abpfiff für den schimpfenden Kapitän Benjamin Barth: So kannten die knapp 100 Zuschauer den FC Sulingen, jahrelang Abonnent auf vorderste Plätze in der Fairnesswertung, bisher nicht. Auch Jäger selbst wirkte hinterher ratlos: „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, sondern bin einfach nur enttäuscht – fußballerisch und vom Verhalten meiner Mannschaft“, gestand der 37-Jährige nach dem späten Knockout, der dem Tabellenzweiten der Bezirksliga 2 eine 1:2 (0:0)-Heimniederlage gegen den TuS Wagenfeld bescherte: „Wir haben nie die Wucht und Konzentration an den Tag gelegt, die wir gebraucht hätten.“
„Dieser Sieg gibt uns einen Schub“
Gegen einen Tabellendritten, der äußerst gewissenhaft und effektiv gegen den Ball arbeitete – und sich den Erfolg erarbeitet hatte. „Dieser Sieg gibt uns auf jeden Fall einen Schub“, hoffte Patrik Siebert, der seinen Ex-Club (bis 2018) mit dem souverän verwandelten Elfmeter in der sechsten Minute der Nachspielzeit in Katerstimmung versetzte.
Um den Strafstoß hatten sich eingangs geschilderte Wortgefechte entsponnen. Tatsache ist: Sulingens Mittelfeldmann Konstantin Meyer hatte Wagenfelds Alin-Nicolae Faur im Sechszehner deutlich hörbar am Schienbeinschoner getroffen – und für Schiedsrichter Pius Göbberd in unmittelbarer Nähe wohl auch gut sichtbar. In dieser Phase eines Derbys zeigt sonst nämlich nicht jeder Unparteiische auf den Punkt. „Da war auf jeden Fall ein Kontakt“, versicherte Faur, ging jedoch nicht darauf ein, ob Meyer auch den Ball traf. Nur so viel: „Ich bin Stürmer, und der Schiri hat gepfiffen.“
FC-Trainer Jäger will keine Ausreden hören
Jäger sah die Szene trotzdem nicht als entscheidend an: „Wir haben es einfach nicht geschafft, das Spiel auf unsere Seite zu ziehen. Ich will auch nicht unsere elf Verletzten als Ausrede gelten lassen – Wagenfeld hatte die gleichen Probleme.“
Umso stolzer war TuS-Trainer Sergiy Dikthyar hinterher auf sein Kollektiv: „Wir haben die Qualität, wir haben diese Mischung aus Alter und Geschwindigkeit – und die, die heute aus der zweiten Mannschaft aushelfen mussten, haben uns unglaublich weitergeholfen.“
Zunächst hatte sein Team im Duell der personell arg Gebeutelten allerdings Glück – bei einer Ecke von Marvin Zawodny, die er auf den Querbalken schnibbelte (2.). Keine Minute später zwang Wagenfelds Rune Scheland FC-Schlussmann Tobias Plümer zur ersten Parade. Auch fünf Minuten später blieb Plümer gegen Scheland Sieger – diesmal beim Rauslaufen. Kurz darauf köpfte Konstantin Meyer eine Ecke von Zawodny knapp daneben (9.).
Spieler des Spiels: Joshua Wiedemann
Viele Balleroberungen, schnelle Pässe in die Spitze, häufig anspielbar: Wagenfelds Sechser kaufte den Sulingern oft den Schneid ab.
Nach einer Viertelstunde kam das Jäger-Team besser ins Spiel und fand erste Lücken in der gut gestaffelten Wagenfelder Viererkette. TuS-Keeper Nils Stoppelberg klärte per Fußabwehr gegen Niklas Hoffmann (19.) und im direkten Duell gegen Lars Mesloh (21.). Zehn Minuten vor der Pause hielt Stoppelberg aus kurzer Distanz gegen Bjarne Meyer, sodass es torlos in die Kabinen ging.
Fünf Minuten nach Wiederanpfiff hätten die Gäste in Führung gehen können, doch Barth entschärfte einen Schuss des aufgerückten Innenverteidigers Patrik Siebert auf der Linie. Das rächte sich ziemlich schnell – mit dem nächsten Sulinger Angriff, diesmal über links und nicht wie fast im kompletten ersten Durchgang über rechts: Mesloh passte auf Bjarne Meyer, der bediente Hoffmann in der Mitte – und dessen Schuss ins lange Eck passte zum 1:0 (51.). Die Führung verlieh dem Favoriten allerdings kaum die nötige Sicherheit, während sich der TuS nicht beirren ließ. „Wir haben die Ruhe am Ball bewahrt“, zollte Dikthyar seiner Mannschaft Respekt. Und sie belohnte sich bald darauf für ihren taktisch disziplinierten Auftritt: Marcel Heyer bekam einen Pass von Maris Thiry, sprintete durch die Mitte und schob am herauseilenden Plümer vorbei zum 1:1 ein (59.).
Stoppelberg hielt sein Team im Spiel, als er Marcel Biler in höchster Not die Kugel vom Fuß fischte (72.). Auch danach war der Keeper mehrfach zur Stelle, sodass Patrik Siebert vom Punkt an alter Wirkungsstätte das „Sahnehäubchen“ vorbehalten blieb, wie es Dikthyar schmunzelnd nannte.