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Sportlerwahl: Eckhardt-Noack über Schröder: „Mit Ute hatte ich extremes Glück“

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Von: Malte Rehnert

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Tolle Location, tolle Stimmung: Zum ersten Mal fand die Sportlerwahl-Gala, diesmal organisiert von der Kreissparkasse Syke, in der Varreler Gutsscheune statt. Und der Umzug hat sich gelohnt. Die knapp 300 Gäste, platziert an langen Tafeln, feierten alle Nominierten.
Tolle Location, tolle Stimmung: Zum ersten Mal fand die Sportlerwahl-Gala, diesmal organisiert von der Kreissparkasse Syke, in der Varreler Gutsscheune statt. Und der Umzug hat sich gelohnt. Die knapp 300 Gäste, platziert an langen Tafeln, feierten alle Nominierten. © ehlers

SPORTLERWAHL Ehrengast Neele Eckhardt-Noack schwärmte während der Sportlerwahl-Gala in der Varreler Gutsscheune von ihrer damaligen Trainerin und Entdeckerin Ute Schröder, die dann plötzlich selbst im Rampenlicht stand - und als Trainerin des Jahres geehrt wurde. Ein Gänsehaut-Moment! Dazu gibt es die schönsten Kurzgeschichten eines sehr emotionalen Abends.

Varrel – Das eigentlich harmlose Wort Okay: Neele Eckhardt-Noack (30) war immer unzufrieden und stöhnte, wenn sie es von Ute Schröder nach einem Dreisprung hörte. „Wie war ich?“, fragte die junge Leichtathletin. „Es war okay“, erwiderte die erfahrerene Trainerin. „Also nicht gut?“ – „Doch, gut. Eben okay. Wenn es sehr gut gewesen wäre, hätte ich es gesagt.“ Dialoge wie diese gab es regelmäßig nach Wettkämpfen zwischen den beiden, die einst ein tolles Duo bildeten. Wer schon immer mal wissen wollte, wie innig und harmonisch eine Beziehung zwischen Sportlerin und Coach sein kann, musste am Freitagabend bei der stimmungsvollen Sportlerwahl-Abschluss-Gala in der Varreler Gutsscheune nur zugucken und zuhören.

Eine ganz besondere Verbindung zueinander haben Ute Schröder (l.), die Trainerin des Jahres, und Gala-Ehrengast Neele Eckhardt-Noack.
Eine ganz besondere Verbindung zueinander haben Ute Schröder (l.), die Trainerin des Jahres, und Gala-Ehrengast Neele Eckhardt-Noack. © Ehlers, Jantje

Vor 20 Jahren war Eckhardt-Noack zum ersten Mal zum Training beim TSV Asendorf gekommen – und weckte sofort die Fantasie bei Schröder: „Neele hatte absolut schnelle Füße, war ein Bewegungstalent. Ich wusste nach einer Woche, dass ich da ein kleines Juwel in den Händen habe.“ Diesen Edelstein schliff sie, brachte ihn zum Funkeln. Auf ihre eigene Art. Sie sei eher der Partner-Typ als Trainerin. Eine, die „nicht nur deckelt“ – und die nicht sauer oder enttäuscht war, als ihr „Juwel“ wegen der besseren Fördermöglichkeiten 2008 aufs Sportinternat in Hannover wechselte. Inzwischen gehört Eckhardt-Noack zur europäischen Spitze in ihrer Disziplin.

Aus der kleinen, schüchternen und bescheidenen Neele ist eine Top-Sportlerin geworden. Das zu sehen, freut mich sehr. So eine Ausnahmeathletin hat man wohl nur einmal in seiner Trainerkarriere.

Ute Schröder über Neele Eckhardt-Noack, deren erste Trainerin sie war.

Auch dank der guten sportlichen Grundausbildung in Asendorf. Ihre erste Trainerin Schröder bezeichnete sie als „immer sehr direkt – aber das mag ich, das tat mir gut. Mit Ute hatte ich wirklich extremes Glück.“ Die Komplimente gab Schröder im Bühnengespräch sofort zurück. Enorm fleißig sei Eckhardt-Noack gewesen, aber nie verbissen: „Das war das Schöne an Neele, es war ein unheimlich gutes Zusammenspiel.“

Auch abseits der Sprunggrube. Viele Stunden im Auto haben die Zwei miteinander verbracht. Eckhardt-Noack lernte dabei oft Lateinvokabeln. „Ute hat mich von der Schule abgeholt und zu den Wettkämpfen gefahren“, erinnert sie sich. So entstand eine Verbindung, die noch immer sehr besonders ist – auch zu Schröders Mann Hermann, den Eckhardt-Noack am Freitagabend immer wieder herzte. „Wenn mein Mann mit dabei ist, bin ich immer abgemeldet“, sagte Schröder und schmunzelte.

Das Wiedersehen der langjährigen Weggefährtinnen in Varrel war von langer Hand vorbereitet, Schröder als Überraschungsgast für Ehrengast Eckhardt-Noack eingeladen worden. Und dann stand sie, nichts ahnend, plötzlich selbst im Mittelpunkt – als Trainerin des Jahres. Die neue Sportlerwahl-Kategorie war im Vorfeld geheim gehalten worden. Ihre ehemaligen Athleten Christin Bormann, Tabea Brüning und Louis Knüpling erschienen auf der Leinwand und bedankten sich in Videobotschaften bei ihr. Schröder schlug, sichtlich bewegt, die Hände vors Gesicht. „Die waren mein Leben, neben meiner Familie“, sagte sie mit stockender Stimme. Als sich im nächsten Clip noch ihr Sohn Sven (den sie als Speerwerfer trainierte) meldete und sie am Ende als Trainerin des Jahres ausrief, glitzerten ihre Augen vor Rührung. „Ich bin völlig sprachlos, total überwältigt. Wahnsinn“, meinte sie: „Solche Worte hier von meinem Sohn zu hören . . .“ Zweifellos war dies der ergreifendste Moment eines insgesamt sehr emotionalen und für Schröder „denkwürdigen“ Abends: „Ich werde mich noch lange und gerne daran erinnern.“

Als sie sich wieder etwas gefangen hatte, dankte die 64-Jährige ihrem Mann, „der mich die ganzen Jahre so oft begleitet“ – und ihrem Verein TSV Asendorf, „der uns immer unterstützt“. So darf es gerne weitergehen, ein Ende ihrer mehr als 30-jährigen Trainertätigkeit ist jedenfalls nicht in Sicht – zum Schluss sagte Schröder: „Ich habe einfach Bock, mit jungen Leuten Sport zu treiben.“

Die schönsten Kurzgeschichten von der Sportlerwahl-Gala

Das Copa-Comeback
In seiner langen Fußballkarriere wollte Marc Pallentien (49) zwischendurch auch mal etwas Verrücktes machen. „Ich habe mal farbige Schuhe ausprobiert. Da wurde ich gefragt: ,In deinem Alter . . .?‘ Und dann habe ich schnell wieder umgeswitcht. Jetzt trage ich wieder klassisch die Copa – in Schwarz“, erzählte der „Sportler des Jahres“ vom TuS St. Hülfe-Heede mit einem Schmunzeln. Auf die Frage, wie lange er noch spielen möchte, reagierte „Palle“ schlagfertig: „Ich gucke von Tag zu Tag . . .“

Der Bühnen-Schock
Als ihr Name fiel, wusste Carolin Evers (15) gar nicht, wie ihr geschah. Die Leichtathletin des LC Hansa Stuhr schüttelte ungläubig den Kopf, wirkte geradezu geschockt. Und dann durfte die Drittplatzierte auch noch eine Frage an Neele Eckhardt-Noack stellen. Evers überlegte lange und sagte dann: „Wie kann man so weit springen?“ Nach dem offiziellen Teil der Gala hatte sie ihre Schüchternheit dann abgelegt und plauderte angeregt mit dem Ehrengast. Bestimmt auch über den Dreisprung.

Der Glitzerstein-Brauch
Rituale? „Haben wir ganz viele“, verriet Svantje Kramer vom Voltigier-Duo des RFV Diek-Bassum. Vor einem Auftritt mit Maggy Putjenter gibt es im Team um Trainerin Dorothee Harries immer ein gemeinsames Gebet. „Um alles Schlechte abzuschütteln“, sagte Putjenter. Anschließend kleben sie sich nacheinander einen Glitzerstein an die Schläfe – als letztes ist der Wallach „Culcha Candela“ (von beiden liebevoll „Carlo“ genannt) dran. Scheint zu helfen, die großen Erfolge auf dem Rücken des Westfalen geben den Voltigiererinnen Recht.

Der Kurzstrecken-Freund
Frederic Freund hatte die Lacher auf seiner Seite. Warum der 14-jährige Syker vom Grafen-Schwimmteam Hoya-Bruchhausen die kurzen Strecken so mag, wollte Moderator Björn Knips wissen. Die trockene Antwort des Drittplatzierten: „Weil sie am schnellsten vorbei sind.“

Die Rasen-„Rache“
Wehe dem, der sich den Zorn des Greenkeepers zuzieht. Phil Schwierking kümmert sich bei den Landesliga-Fußballern des TSV Wetschen um den Rasen. Als er mal nicht da war, habe er seine Teamkollegen „darum gebeten, wenigstens hinterher den Platz wieder heile zu machen. Ham se aber nicht gemacht“, berichtete Abwehrmann Schwierking und fügte mit einem Schmunzeln an: „Das haben sie dann im nächsten Training zu spüren bekommen.“

Die nüchterne Kapitänin
Die knapp anderthalbstündige Rückfahrt im Teambus war feucht-fröhlich. Die meisten Handballerinnen der HSG Hunte-Aue Löwen kehrten nach ihrem Sportlerwahl-Triumph in der Mannschaftswertung noch in einem Diepholzer Lokal ein – und trafen auf Wetscher Fußballer und Marc Pallentien. „Es war proppenvoll“, berichtete der Sportler des Jahres. Nicht dabei: Löwen-Kapitänin Lea Hillmer. Sie wohnt in Cloppenburg und stieg unterwegs aus: „Ich musste ja noch mit dem Auto nach Hause.“ Hillmer dürfte eine der wenigen nüchternen Löwinnen an diesem Feier-Abend gewesen sein. Ihr Gala-Fazit: „Es stimmte alles.“

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