Kienes Rückkehr ins einstige „Wohnzimmer“

Hannover – Das dürfte ein emotionales Wiedersehen werden: Viereinhalb Jahre hielt Niklas Kiene für den HSC Hannover die Knochen hin – und verpasste dabei bemerkenswerterweise kein einziges Pflichtspiel. Während dieser Zeit hatte der Mittelfeldmann mit zwei Aufstiegen zur beeindruckenden Reise des HSC von der Landesliga in die Regionalliga beigetragen. In diesem Frühjahr nun entschied sich der 30-Jährige für eine neue Herausforderung – und fand sie bei Klassengefährte BSV Rehden. Mit diesem Team kehrt er am Sonntag zurück zu seiner „alten Liebe“. Um 15.00 Uhr startet im HSC-Stadion Rehdens Rückrunde in der Südstaffel – doch zumindest äußerlich bleibt Kiene vor dem Wiederbetreten seines einstigen „Wohnzimmers“ ungerührt.
„Es ist schon ein Spiel, auf das man sich vielleicht etwas mehr freut, aber es bleibt eins, das man unbedingt gewinnen will – und auch muss“, verdeutlicht der frühere HSC-Kapitän mit Blick auf den vorletzten Tabellenplatz seines Ex-Teams.
Noch immer besteht Kontakt zu einigen früheren Kollegen – etwa zu Verteidiger Yannick Bahls oder den Stürmern Martin Wiederhold und Christopher Schultz. Sollte der BSV-Sechser zum Einsatz kommen, möchte er natürlich verhindern, dass die HSC-Offensivkräfte an ihm und den anderen Rehdenern vorbei kommen – doch da ist er optimistisch: „Wenn wir es jetzt schaffen, so kompakt zu stehen wie am Samstag, dann wird es ganz schwer, gegen uns Punkte zu holen“, erinnert er an das jüngste 2:0 gegen den Lüneburger SK Hansa. Eine Partie, die Rehdens Trainer Andreas Golombek „vom Spielerischen her nicht berauschend“ fand. „Das habe ich der Mannschaft auch gesagt. Aber wichtiger müssen uns erst mal die Punkte sein. Nach unseren frühen Toren haben wir das Ergebnis gut verwaltet.“
„Wichtig, hinten stabil zu bleiben“
Kienes ganz persönliche Leistung über die volle Distanz freute Golombek: „Niklas hat das ordentlich gemacht. Er scheint verstanden zu haben, was wir von ihm erwarten – nämlich nicht, dass er sich wie ein Kamer Krasniqi bis nach vorn dribbelt.“
Ähnlich sieht es der 30-Jährige selbst: „Wir haben neues Selbstvertrauen getankt. Wichtig war es, hinten stabil zu bleiben und die Null zu halten.“ Für eigene Tore hingegen „sind wir immer gut“.
Für die Gastgeber aus dem Hannoveraner Stadtteil List galt das in dieser Hinserie bisher nicht. Sieben Treffer in neun Begegnungen sprechen eine deutliche Sprache. Einer davon gelang Wiederhold – beim 1:1 im Hinspiel gegen Rehden.
Weiter hinten hat HSC-Coach Martin Polomka seit Sonntag die nächste Baustelle: Während der jüngsten 1:3-Niederlage gegen Spitzenreiter VfB Oldenburg zog sich der bisher unangefochtene Schlussmann Sascha Algermissen eine schwere Knieverletzung zu. Inzwischen liegt die niederschmetternde Diagnose vor: Riss des vorderen Kreuzbandes samt Meniskusriss. Der Kapitän muss unters Messer, die Saison ist für den früheren Schalker (A-Junioren-Bundesliga und U 23) gelaufen. Nachwuchskeeper Leon Frelke (18) tritt in große Fußstapfen.
Menga hat noch eine Woche frei
Die Gäste hingegen haben zurzeit keine Personalsorgen. „Die Trainingswoche ist gut verlaufen – man merkt, dass uns der Erfolg am Wochenende gutgetan hat“, meint Kiene. Der zuletzt länger am Oberschenkel verletzte Verteidiger Marco Kaffenberger fing sich zwar einen Infekt ein, sollte bis zum Sonntag aber ebenso wieder an Bord sein wie Offensivmann Jaroslaw Linder, der zuletzt über Knieprobleme klagte.
Angesichts dieser komfortablen Lage gestattete Golombek Addy-Waku Menga nach dem plötzlichen Tod seines Bruders (wir berichteten) noch eine weitere freie Woche. „Addy hat jetzt genug damit zu tun, sich um seine Familie zu kümmern“, zeigt der Fußballlehrer volles Verständnis.