Brinkum fehlt die Stamm-Zentrale – dafür ist Bicakci dabei

Im Mittelfeldzentrum drückt der Schuh, offensiv hat Trainer Mike Gabel dafür die Qual der Wahl: Beim Brinkumer SV ergibt sich vor dem Bremen-Liga-Spiel beim KSV Vatan Sport am Sonntag ein Personalzwiespalt.
Brinkum – Mert Bicakci und Ramien Safi – diese Flügelzange lehrte die Bremen-Liga vergangene Saison regelrecht das Fürchten. Bis zum Abbruch sammelte Bicakci als bester Scorer des Brinkumer SV sieben Tore und drei Vorlagen in acht Fußballspielen. Doch diese Saison hat er noch keinen (Liga-)Einsatz. Also sprang Safi ein – und lieferte mit herausragenden elf Toren in sechs Spielen bislang den Hauptgrund dafür, dass der BSV die beste Offensive der Liga stellt. Vor dem Spiel beim KSV Vatan Sport (Sonntag/15.30 Uhr) ist nun auch Bicakci zurück – zumindest im 14-Tage-Rhythmus.
Der 25-Jährige hat Anfang August eine Ausbildung beim Zoll begonnen, den Start sollte ein sechsmonatiger Theorieblock an einer Schule bei Berlin bilden. Doch wegen Corona ist Bicakci abwechselnd zwei Wochen dort und zwei Wochen im Homeschooling in der Heimat in Stuhr. „Ich stehe immer zur Verfügung, wenn ich hier bin“, betont der Linksfuß, der keine Ansprüche stellt, seinem Trainer Mike Gabel aber angeboten hat, „mich dann in den Kader zu nehmen.“
Bicakci vermisst seinen „Lieblingskollegen“ Safi
Ob Gabel sofort wieder auf seine Highspeed-Kombination setzen wird, weiß er noch nicht. Zumindest bei Safi ließ der 39-Jährige aber – wie beim im Pokal (2:0 beim VfL 07 Bremen) ebenfalls geschonten Abwehrchef Esin Demirkapi – durchblicken: „Es ist davon auszugehen, dass die beiden wieder spielen.“
Bicakci freut sich für seinen niederländischen „Lieblingskollegen“, den er seit Neuestem nur noch „Flitzer“ nennt: „In den Spielen, die ich gesehen habe, hat Ramien bislang unglaublich gut gespielt. Er vermisst mich, ich vermisse ihn.“ Vielleicht am Sonntag nicht mehr.
Ich bin Mike sehr, sehr dankbar. Er ist ein toller Trainer und Mensch. Wir haben ein super Verhältnis, er hat sich immer wieder bei mir gemeldet – auch in der Zeit, als die Situation mit meiner Ausbildung nicht klar war.
Unwichtig wäre es nicht für die Brinkumer, das Tempo der beiden ins Spiel zu bringen. Denn Vatan stellt mit einem Gegentor die beste Abwehr der Liga, „sie stehen massiv hinten drin und sind taktisch clever“, weiß Gabel über den KSV, der in der Tabelle sogar einen Punkt mehr hat als der BSV: „Sie sind aber auch mutig und wollen mitspielen, was mich freut. Sie spielen mit ihren kopfballstarken Stürmern Sönke Voss und Yasin Chaaban mit hohen Bällen, sehr einfach, direkt und schnörkellos.“
Doch die vielleicht größte Stärke der ungeschlagenen Bremer ist wohl ihre Kampfkraft. Darum ist es umso bitterer, dass den Brinkumern zwei Vorreiter in Sachen Zweikampfstärke und -härte fehlen werden: Kapitän Jannik Bender (einige Wochen privat verhindert) und Dennis Janssen (Leistenzerrung). Das Problem: Ansonsten hat Gabel keine echten „Abräumer“ mehr im Kader. Und da auch Can Ercan (Innenbandanriss – Hinrunden-Aus) verletzt ist, bricht dem BSV praktisch die gesamte Mittelfeld-Stammzentrale weg. „Insgesamt habe ich vier ganz wichtige Spieler für die Positionen, und drei davon spielen immer“, erklärt Gabel. Der vierte – und einzig einsatzbereite – ist Hyoungbin Park.
Artmann wieder eine richtige Option für einen Einsatz
Daneben könnte nach ansprechender Leistung im Pokal erneut Redouan Kaid auflaufen, auch Kevin Artmann ist endlich wieder eine echte Option. „Er trainiert seit drei Wochen mit der Mannschaft und hat vorher viel für sich selbst getan“, berichtet Gabel über seinen spielenden Co-Trainer. Ansonsten könnte der Chefcoach den Chinesen Li Xiangcheng, der erst seit Montag beim Team ist, „aus der Not heraus“ ins kalte Wasser werfen.
Trotz der Problematik in der Zentrale will Gabel von seinem Team natürlich drei Punkte sehen. Bicakci könnte helfen. „Egal, ob der Gegner gut gestartet ist, die Erwartung ist ein Auswärtssieg“, unterstreicht der Angreifer, er selbst hofft auf „viele Minuten“ Einsatzzeit: „Wir wollen Meister werden!“