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Frederik Hohnstedt: Die Wand in Gelb und Schwarz

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Von: Malte Rehnert

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„Wie im Rausch“: Löwen-Torwart Frederik Hohnstedt zeigte beim 33:24-Heimsieg gegen Altjührden 20 Paraden.
„Wie im Rausch“: Löwen-Torwart Frederik Hohnstedt zeigte beim 33:24-Heimsieg gegen Altjührden 20 Paraden. © -

Erst hielt er grandios, dann wurde er niedergestreckt: Alles halb so wild, sagte Handball-Torhüter Frederik Hohnstedt (26) nach dem 33:24 gegen Altjührden - und ordnete ein, was der ersehnte erste Oberliga-Saisonsieg für seine HSG Hunte-Aue Löwen bedeutet.

Diepholz - Am Tag danach gab Frederik Hohnstedt Entwarnung. „Einen Brummschädel habe ich nicht, nur ein blaues Auge und einen kleinen Cut darunter. Und eine Schwellung. Über Nacht ist es schon besser geworden.“ Am Montagabend wollte der Torhüter des Handball-Oberligisten HSG Hunte-Aue Löwen schon wieder zum Training gehen. Ein harter Bursche, schließlich hatte es ihn am Sonntagabend beim grandiosen Heimsieg gegen die SG VTB/Altjührden (33:24) kurz vor Schluss übel erwischt.

Es lief die letzte Minute in der Diepholzer Mühlenkamphalle, als Kai Schildknecht den 26-Jährigen bei einem freien Wurf vom Kreis mit Karacho im Gesicht traf. Hohnstedt – gelber Sweater, schwarze Hose – ging zu Boden, musste vom Feld geführt und behandelt werden. Und schilderte die unschönen Folgen des Volltreffers: „In den ersten 30 Sekunden habe ich nichts gesehen, vermutlich eine Schutzreaktion des Auges. Das war schon ein kleiner Schock.“ Absicht wollte er dem Altjührdener nicht unterstellen, stattdessen nahm es Hohnstedt mit Humor: „Als Handballtorwart muss man damit leben. Solche Treffer kassiert man alle drei, vier Jahre. Bis zum nächsten Mal habe ich dann ja ein wenig Zeit . . .“

Kurzes Debüt von Luis Varela

Sein erster Einsatz für die HSG Hunte-Aue Löwen war ein sehr kurzer. Zwei Minuten, vielleicht drei, stand Luis Varela beim Sieg des Handball-Oberligisten gegen Altjührden auf dem Platz. „Er ist hier in die Gegend gezogen und jetzt bei uns dabei“, sagte HSG-Trainer Heiner Thiemann über den 27-jährigen Portugiesen, mit seinen 1,95 Meter eine imposante Erscheinung. Kreisläufer Varela, der auch mal Basketball gespielt habe, müsse sich jedoch „erst mal eingewöhnen“ (Thiemann) und sei zunächst als Ergänzung eingeplant.

Das Team der HSG Hunte-Aue Löwen mit Neuzugang Luis Varela (2.v.l.).
Das Team der HSG Hunte-Aue Löwen mit Neuzugang Luis Varela (2.v.l.). © -

Der Knockout war gleichzeitig Hohnstedts letzte Aktion in einer Partie, der er mit einer famosen Leistung seinen Stempel aufgedrückt hatte. Insgesamt 20 Paraden standen auf dem Zettel von Trainer Heiner Thiemann – darunter ein gehaltener Siebenmeter. Hohnstedt war dermaßen „on fire“ – und der Gegner offenbar ziemlich eingeschüchert: Louis Kamp warf den letzten Siebenmeter der Gäste sogar am Tor vorbei. „So einen Rückhalt braucht die Deckung“, schwärmte Thiemann und ergänzte mit Blick auf den zweiten Keeper Ben Garrels, der zwischendurch nur mal ganz kurz ran durfte: „Es tut mir leid für Ben, aber bei so einer Leistung kann ich nicht wechseln.“ Dank Hohnstedt fiel es auch gar nicht ins Gewicht, dass Keeper-Kollege Donatas Biras wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel fehlte.

„Man kann schon sagen, dass ich mich in einen Rausch gespielt habe“, meinte Hohnstedt, „das galt aber für uns alle“. Die aggressive Deckung verrichtete einen Top-Job, „alle haben sich zerrissen“. Und vorne saßen die meisten Abschlüsse. Er selbst hatte nach der langen Corona-Pause und einer unbefriedigenden Vorbereitung gegen Altjührden „zum ersten Mal das Gefühl, dass die Routine zurück ist“. Und nun auch das Selbstvertrauen. Die Gemütslage sei nach zuvor zwei Niederlagen und einem Remis „wirklich nicht gut“ gewesen, verriet Hohnstedt: „Wir waren mental weit unten.“ Der erste Sieg kam einer Erlösung gleich. „Das hat uns zusammengeschweißt. Jetzt kommen alle mal wieder mit einem Grinsen zum Training. Man hat gesehen: Ey, Leute, mit so einem Auftritt können wir jeden schlagen.“ Auch ein Team wie Altjührden, das laut Hohnstedt „von den Namen her in die Top 3 gehört“. Klar sei aber trotz des eindrucksvollen Erfolgs: Die Saison werde für die Löwen „schwierig“ bleiben.

Dass die HSG bis zum nächsten Spiel gegen den HC Bremen noch fast drei Wochen warten muss (29. Oktober), findet Hohnstedt ganz gut. Das Team habe Nachholbedarf, zudem könne sich die miserable personelle Lage ein wenig entspannen. „Deshalb“, meint er, „tut uns die Pause gut“.

AUCH DAS NOCH: 18 zerrissene Löwen-Trikots – nach nur vier Spielen

Stefan Beljic kam beim 33:24 gegen die SG VTB/Altjührden gar nicht zum Einsatz – dennoch war der Rückraumspieler des Handball-Oberligisten HSG Hunte-Aue Löwen schwer beschäftigt. Und zwar damit, sich ständig umzuziehen. Erst riss das Trikot von Dennis Wulf am Hals. Beljic gab seine „4“ an den Teamkollegen ab. Er zog die „77“ des verletzten Max Wiese an – und wenig später wieder aus, weil auch Jan Linnes Jersey nach einem zünftigen Zweikampf hinüber war und er Ersatz brauchte. Beljic behalf sich schließlich mit einem älteren roten Modell mit der „9“.

Die Trikot-Wechsel-Dich-Spielchen bei den Löwen waren schon ziemlich schräg. Jedes Mal erfolgte ein Eintrag in den Spielbericht, um Verwechslungen zu vermeiden. „Ich glaube, wir haben den größten Verschleiß im Landkreis Diepholz“, scherzte HSG-Torwart Frederik Hohnstedt, dessen gelber Pullover bisher verschont geblieben ist.

Fast alle Teamkollegen hat es dagegen in der noch jungen Saison erwischt. Normalerweise absolvieren die Löwen ihre Heimspiele in schwarzen Trikots, doch der Satz ist völlig geschröpft. Und auch in Rot wird es langsam richtig eng. Ersatz gibt es nicht. „Sonst gehen fünf bis sechs Trikots pro Saison kaputt, jetzt sind es schon 18!“, erzählt Lasse Thiemann von der HSG – nach der Vorbereitung und gerade mal vier Spielen. Vor zehn Jahren sei mit einem anderen Ausrüster ein ähnliches Problem aufgetreten, erinnert sich Thiemann, der eine Materialumstellung seitens des Herstellers als Hauptgrund für die vielen Risse vermutet. Aber er hofft auf baldige Besserung: „Wir bekommen demnächst zwei neue Sätze.“ Vielleicht halten die ja länger . . .

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