Wenn der Traum zum Albtraum wird: Brinkum verliert nach Superstart 3:5

Am Ende war der Bremer SV einfach zu abgezockt: Der Brinkumer SV hat das Topspiel der Bremen-Liga am Sonntag mit 3:5 verloren – ohne eine schlechte Leistung geboten zu haben.
Brinkum – Mike Gabel senkte hinter der Bande den Kopf. Der Fußballcoach des Brinkumer SV wusste, dass es nichts mehr werden würde. Sekunden später pfiff der Schiedsrichter ab – und die 3:5 (2:2)-Niederlage gegen den Bremer SV war bittere Realität. „Die effektivere Mannschaft hat gewonnen“, resümierte Gabel, „und darum geht das Ergebnis auch in Ordnung.“
Im rasanten Bremen-Liga-Topspiel vor 430 Zuschauern waren die Brinkumer keinesfalls das schlechtere Team gewesen. Doch am Sonntag kostete die von Gabel (auch nach Siegen) so oft bemängelte Chancenverwertung den Gastgebern Punkte – sodass die Bremer in der Tabelle auf vier Zähler wegzogen.
„Ich wusste, dass wir gewinnen würden, wenn wir noch das Tor vor der Pause schießen“, sagte Gäste-Trainer Benjamin Eta und sprach damit das 2:2 durch Sebastian Kurkiewicz (42.) an. Seine erfahrene und clever agierende Mannschaft war damit zurück in der Begegnung – die mit einem Brinkumer Blitzstart begonnen hatte.

Omar Kujabis Linksflanke verwandelte Ramien Safi sehenswert: Der Topstürmer nahm den Ball von der Strafraumkante aus der Luft und vollstreckte links (2.). Es kam sogar noch besser für die im ungewohnten Rot spielenden Brinkumer (Gabel: „Die Bremer haben auf ihre Blau-Weißen Trikots bestanden“). Bowen Wang setzte sich auf der linken Seite durch, sein Schlenzer aus spitzem Winkel schlug traumhaft im rechten Kreuzeck ein (7.).

Doch dann ging alles den Bach runter. Bremens Sadrak-Kalemba Nankishi ging zu robust gegen Eugen Uschpol zu Werke und traf dann abgefälscht zum Anschluss (20.). „Da muss er Foul pfeifen“, sagte Gabel in Richtung Referee Luca Fritsch (Union 60): „Das war eine Fehlentscheidung.“ Auch Brinkums Manager Jörg Bender befand: „Ich sage eigentlich nie was zum Schiedsrichter, aber das war ein klares Foul.“
Die Bremer waren in der Folge etwas spielstärker, Torwart Marcel Pfaar parierte jedoch die einzige gute Chance durch Kurkiewicz (34.). Und ausgerechnet, als die Platzherren wieder die Kontrolle übernahmen, wurden sie ausgekontert – und Kurkiewicz machte es besser als zuvor.
Fünf Minuten Tiefschlaf nach der Pause kosten Brinkum die Punkte
Unglücklich aus Brinkumer Sicht: Linksverteidiger Eugen Uschpol durfte gegen Vorlagengeber Nankishi nicht rangehen, weil er zuvor die Gelbe Karte gesehen hatte. Ähnlich wie beim 2:1, als Hasan Dalkiran zurückstecken musste. Einige strittige Aktionen gegen Uschpol-Pendant Sebastian Kmiec, der gegen die pfeilschnellen Safi und Kujabi verteidigen musste, blieben hingegen ungeahndet. „Das verstehe ich nicht so ganz“, gestand Brinkums spielender Co-Trainer Kevin Artmann: „Das sind so kleine Aktionen, die bitter für uns waren. Aber am Schiedsrichter hat es trotzdem nicht gelegen.“
Sondern an der Schlafmützigkeit nach dem Wiederanpfiff. Kurkiewicz (47.) und Oscar Garcia Garcia (51./jeweils Flachschuss mit links) hatten bei ihren Toren leichtes Spiel. „Ich weiß nicht, wo wir nach der Pause waren“, bemängelte Gabel. Es waren die entscheidenden Minuten.
Denn danach war Brinkum mit dem eingewechselten Artmann (56.) zwar klar spielbestimmend, doch die Riesen-Doppelchance von Wang und Kujabi retteten die Bremer jeweils auf der Linie (58.). Wang verpasste im Anschluss zudem eine Safi-Flanke haarscharf (70.), Artmanns abgefälschten Schuss parierte Keeper Ole Bahr (78.). Die Brinkumer erspielten sich auch zahlreiche Ecken und Freistöße aus aussichtsreichen Positionen – die jedoch nicht zum Erfolg führten. „Wir hatten so viele Standards, da musst du ein, zwei von machen“, meinte Artmann. Doch „dieser Zentimeter hat immer gefehlt“, erkannte Kapitän Esin Demirkapi.

So waren die weiteren Tore von Garcia Garcia (80./Missverständnis Dennis Janssen und Pfaar) und Brinkums Xiancheng Li (83./nach Rechtsflanke Safi) lediglich für die Statistik. Ähnlich wie Gabels Gelb-Rote Karte (62.). Zunächst hatte er nach einem harten Foul an Kujabi zu stark reklamiert, die Situation im Anschluss erklärte der Trainer wie folgt: „Ich habe gesagt: Gut, dann sage ich jetzt nichts mehr und setze mich. Dass ich mich weggedreht habe, hat der Schiedsrichter anscheinend als respektlos gewertet.“ Gabel war darüber „verwundert“ – und alles in allem wie alle Brinkumer wenig glücklich mit dem Unparteiischen.
Bei Eta war die Laune logischerweise besser. Der Bremer Coach blickte schon einmal in die Zukunft. „Wenn wir mit den vier Punkten Vorsprung in die Winterpause gehen, ist es eine Vorentscheidung“, prophezeite er mit Blick auf die Meisterschaft: „Dann hätten wir es in der eigenen Hand, und Brinkum müsste auf irgendwas hoffen.“ Auf dieses Zitat angesprochen erwiderte Gabel: „Wir werden sehen...“
Reaktionen
Mike Gabel (Trainer Brinkumer SV): „Die haben die Ruhe bewahrt und deshalb verdient gewonnen. Das war Werbung für die Bremen-Liga. Es hätte auch ein taktisches Spiel werden können, aber beide Mannschaften haben volle Pulle gespielt, und das finde ich geil.“
Esin Demirkapi (Kapitän Brinkumer SV): „Die zwei Dinger nach der Halbzeit brechen dir das Genick. Dass die Bremer effektiver waren, ist für mich Qualität.“
Jörg Bender (Manager Brinkumer SV): „Wir hatten eigentlich eine gute Basis mit dem 2:0. Aber dann waren wir vielleicht zu grün, hätten uns vielleicht zurückziehen sollen. Die waren reifer.“
Benjamin Eta (Trainer Bremer SV): „Wir haben bei den ersten Gegentoren gepennt, waren aber nach der Pause sofort da. Insgesamt waren wir die bessere Mannschaft.“