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„Wir wollen den Atomausstieg“: Niedersachsen beäugt die Niederlande

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Von: Jens Kiffmeier

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Pocht auf den Ausstieg aus der Atomkraft: Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne).
Pocht auf den Ausstieg aus der Atomkraft: Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne). © Moritz Frankenberg/dpa/Montage

Zwei neue Meiler geplant: Die Niederlande setzen auch künftig auf die Atomkraft. In Niedersachsen hat man dazu eine klare Meinung: Nein, danke.

Hannover/Den Haag – Atomkraft, nein danke: Die Renaissance der Atomkraft in den europäischen Nachbarländern stößt in Niedersachsen auf eine große Portion Skepsis. So bezeichnete Landesumweltminister Christian Meyer (Grüne) den Bau neuer Atomkraftwerke (AKW) als Irrweg. „Atomenergie bleibt eine Risikotechnologie und wir lehnen sie auch im Ausland ab“, sagte der Politiker zu kreiszeitung.de von IPPEN.MEDIA mit Blick auf die Planungen in der Niederlande. Statt weiter auf die Kernenergie und die Nutzung von fossilen Energieträgern zu schielen, sollte vielmehr der Ausbau der Erneuerbaren Energien massiv vorangetrieben werden. „Und das wünsche ich mir auch vor allem von unseren europäischen Nachbarküstenländern.“

Atomkraft, nein danke: Niedersachsen sieht Bau von zwei AKW in der Niederlande skeptisch

Damit reagierte Niedersachsens Landesumweltminister Christian Meyer (Grüne) auf die jüngsten AKW-Pläne der Niederlande. So will die Regierung von Mark Rutte im Westen den Bau von zwei neuen Meilern realisieren. Bis zum Jahr 2035 sollen in der Gemeinde Borssele in der Provinz Zeeland die neuen Anlagen ans Netz gehen. Dies war bereits im Koalitionsvertrag skizziert worden. Dennoch markiert der Bau eine energiepolitische Kehrtwende. Denn bislang spielte die Atomkraft in den Niederlanden kaum eine Rolle. Während der größte Anteil des Energiebedarfs durch Erdgas gedeckt wurde, gab es in dem kleinen Küstenland bislang nur ein Atomkraftwerk.  

Immerhin: die neuen Atomkraftwerke stehen nicht in unmittelbarer Grenznähe zu Niedersachsen. Im Gespräch war auch lange ein Standort bei Eemshaven. Doch das scheint nun vom Tisch zu sein. Dennoch will in Hannover keine Jubelstimmung aufkommen. Denn die Grünen, die seit der Landtagswahl 2022 zusammen mit der SPD von Ministerpräsident Stephan Weil die Regierung bilden, wollen unbedingt den Atomausstieg realisieren.

Atomkraft: In Niedersachsen geht das AKW-Emsland vom Netz – Umweltminister Christian Meyer (Grüne) sieht nur Vorteile

Zuletzt hatte es auch in Deutschland immer wieder Debatten darum gegeben, dass die drei verbliebenen Meiler wegen der aktuellen Energiekrise länger am Netz bleiben sollten. So sollen das AKW Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2 bis Mitte April 2023 in einem Notbetrieb weiterlaufen. Ende November hatte der Bundestag die Pläne noch schnell verabschiedet. Im niedersächsischen Lingen wäre sonst Ende dieses Jahres Schluss gewesen. Vor allem die FDP und die CDU pochen wegen drohender Blackouts und Energieverknappung auf Laufzeitverlängerungen. Erst am Wochenende hatte sich Hamburgs Bundestagsabgeordneter Christoph Ploß (CDU) im kreizeitung.de-Interview für die Kernenergie starkgemacht.

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In Teilen der Politik stößt der ewige Ruf nach der Atomkraft auf Kritik. „Für uns in Niedersachsen ist ganz klar: Wir wollen den Atomausstieg und stehen dazu – ohne Wenn und Aber“, sagte der Minister unserem Portal. In der zuletzt geführten Debatte um Laufzeitverlängerungen hätten „viele offenkundig vergessen, dass wir auch in Deutschland jederzeit das Risiko eines schweren Unfalls haben und wir noch gar nicht wissen, wohin mit dem produzierten Atommüll“. Die Suche nach einem geeigneten Endlagerstandort werde noch Jahre in Anspruch nehmen. Insbesondere im Norden habe man mit den Atommülllagern Gorleben, mit der Asse und mit Schacht Konrad ja bereits viele negative Erfahrungen gemacht. Er könne daher nur dazu raten, vor allem auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu setzen. Und das möglichst schnell.

Atomkraft, ney tak? In den Niederlanden füllt die Kernenergie die Lücke zu den Erneuerbaren Energien

In der Niederlande sieht man das ähnliches. Auch dort ist man gewillt, den Ausbau von Windkraft und Co. massiv voranzubringen. Bis zum Jahr 2030 sollen bis zu 80 Prozent des niederländischen Stroms aus den Erneuerbaren erzeugt werden. Doch Atomkraft ney tak? Zu einem Nein will man sich dort nicht durchringen. Die verbleibende Lücke soll dann nämlich die Kernkraft füllen. (jkf)

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