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Wiebke Winter: CDU und Klimaschutz? „Union muss ehrgeiziger sein“

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Von: Jens Kiffmeier

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Sie ist Laschets Geheimwaffe: Wiebke Winter. Die Bremer Expertin soll für die CDU in der Klimadebatte Punkte sammeln. Ein Gespräch über Fehler und Wahlchancen.

Bremen/Berlin – Sie ist eine junge Expertin in Klimafragen – und in der CDU: Wiebke Winter. Doch für einige Fernsehzuschauer ist das zu viel. Nachdem die 25-Jährige drei Wochen vor der Bundestagswahl 2021 in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz die Klimaschutz-Politik von Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet verteidigt hatte, brach in den sozialen Netzwerken ein Shitstorm* über sie herein. „Frau, jung, Klimaschutz, CDU – offenbar sind da zu viele Klischees auf einmal gebrochen worden“, sagt die Bremerin während sie ihr Auto nach Bremerhaven steuert.

Deutsche Politikerin:Wiebke Winter (CDU)
Geboren:1996 (Alter 25 Jahre)
Wahlkreis zur Bundestagswahl 2021:Bremen II
Aktuelle Ämter:Bundestagstagskandidatin und Mitglied im CDU-Bundesvorstand

Bundestagswahl 2021: Wiebke Winter soll Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) aus Wahlumfrage-Tief retten

Die Jura-Doktorandin tritt als jüngste Bundestagskandidatin der CDU an. Und seit vergangener Woche ist ihr Stresspegel weiter gestiegen. Denn Laschet berief die junge Frau, die bereits auch schon Mitglied im Bundesvorstand der Partei ist, in sein Klimaschutz-Kompetenzteam. Zusammen mit den Bundestagsabgeordneten Andreas Jung und Thomas Heilmann soll sie im Schlussspurt der heißen Wahlkampfphase die Wählerinnen und Wähler umstimmen, die der in Umfragen strauchelnden Union wenig in Sachen Umwelt- und Klimaschutz zutrauen – zu Unrecht, findet Winter. Zeit für ein Gespräch über Fehler und Perspektiven der Union:

Armin Laschet will die wichtigen Wahlthemen mit Kompetenzteams verkaufen. Karin Prien sorgt mit ihrer Gender-Kritik an Schulen derzeit im Bildungsbereich für Schlagzeilen. Warum hat das Klima-Team keine knackigen Botschaften zu bieten?

Wir haben ein knackiges 15-Punkte-Papier zum Turbo bei dem Ausbau erneuerbarer Energien veröffentlicht. Klar, die technischen Maßnahmen mögen etwas schwerer verständlich sein und betreffen den einzelnen Menschen nicht unmittelbar. Aber die Punkte sind langfristig für den Einzelnen sehr wichtig – da wir so Klimaneutralität erreichen können.

Bremer Klimaexpertin Wiebke Winter (CDU) spricht im Kompetenzteam von Kanzlerkandidat Armin Laschet über Klimaschutz.
Plädiert für eine ehrgeizige Klimaschutz-Politik in der CDU: Wiebke Winter aus Bremen. © Michael Kappeler/dpa/picture alliance

Was schlagen Sie vor?

 Wir müssen das 1,5-Grad-Ziel erreichen. Dafür müssen wir aus meiner Sicht bis spätestens 2040 klimaneutral werden...

...wobei Ihre Partei am liebsten das Jahr 2045 als Enddatum bevorzugt.

Auch meine Partei findet es sicherlich nicht schlimm, die Klimaneutralität früher zu verwirklichen. Also kämpfe ich weiter.

Wofür genau?

Für den Ausbau der erneuerbaren Energien auf zwei Prozent der Landesfläche, für den Ausbau der Stromnetze, für ein beschleunigtes Planungs- und Genehmigungsverfahren. Das steht alles auch schon in unserem 15-Punkte-Papier. Der Ausbau der Erneuerbaren ist in den 2010er Jahren ja schon einmal begonnen worden – dann wurde leider die Förderung so gekürzt, dass viele Unternehmen, gerade auch bei mir in Bremerhaven, insolvent gegangen sind und wir jetzt den Turbo beim Ausbau einschalten müssen.  

Die Leute wollen nicht wahrhaben, dass die CDU ein Klima-Konzept hat.

Wiebke Winter

Was mitunter die Schuld der Großen Koalition war. Muss sich ihre Partei also mehr bemühen?

Alle Parteien müssen in puncto Klimaschutz ehrgeiziger werden – auch wir als Union. Deshalb habe ich die Klima-Union gegründet. Dass wir jetzt ein 15-Punkte-Papier veröffentlichen konnten, ist ein wichtiger Schritt; das Papier geht auf die Energiedialoge der Klima-Union zurück. Allerdings müssen wir noch weitere, wegweisende Entscheidungen treffen und dabei die Menschen mitnehmen. Manchmal ist das ein schwerer Tanker, den man da bewegen muss.  

Böse Zungen behaupten, dass die CDU das Thema jetzt nur kurzfristig wegen des Umfrage-Tiefs für sich entdeckt. Ist die Klimadebatte in der Union genauso schnell wieder weg wie sie aufgetaucht ist?

 Nein. Das ist Quatsch.

Warum?

Die Klimadialoge mit Friedrich Merz oder Andreas Jung zum Beispiel wurden bereits im Mai begonnen, also deutlich vor der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands.

Drei Wochen vor der Wahl sollen Sie das nun dem Wähler klarmachen. Fühlen Sie sich in dieser Rolle eigentlich alleine gelassen?

Nein, gar nicht. Armin Laschet, Andi Jung, Thomas Heilmann und Friedrich Merz beziehen doch zum Beispiel auch klar Position. Es ist falsch, wenn man der Union die Kompetenz in Sachen Klima so pauschal abspricht, wie es gerade in den sozialen Medien und aus der linksgrünen Bubble immer wieder passiert. Diese Leute wollen wohl nicht wahrhaben, dass die CDU jetzt auch ein Konzept für das Klima hat. Eines, das Klima, Soziales und Wirtschaft verbindet und funktioniert!  

Demonstranten protestieren mit einem übergroßen Luftballon gegen die CDU-Klimapolitik. Auf dem Ballon steht der Slogan „Klimaschutz bei CDU/CSU? Nichts als heiße Luft.
Die Wähler bringen der CDU wenig Vertrauen bei der Klimaschutzpolitik entgegen: Wiebke Winter will das ändern. © Malte Krudewig/dpa/picture alliance

Worauf führen sie das Wahrnehmungsproblem zurück?

Wir haben sicherlich nicht alles richtig gemacht in der großen Koalition, auch nicht in der CDU, sodass man jetzt inhaltlich stärker nachlegen musste. Aber die Union kann Klima. Ich würde mir einfach wünschen, dass wir das Thema mal in die Zukunft gewandt diskutieren. Die eigentliche Frage ist: Wie können wir die Klimakrise abschwächen? Darum muss es doch in dieser Krisensituation gehen.

Die Prognosen sind jedenfalls düster. Experten warnen bereits, dass sich der Klimawandel nicht mehr aufhalten, sondern nur noch verlangsamen lässt. Richtige Einschätzung?

Es wird jedenfalls nicht leicht. Das Ziel muss Klimaneutralität und die Einhaltung der Pariser Klimaziele sein. Ansonsten können wir hier in 30, 40 oder 50 Jahren nicht mehr so gut leben wie heute. Dann ist Ahrweiler kein Einzelfall mehr. Dann wird es noch häufiger zu Überschwemmungen kommen, sei es durch Starkregen oder dem Anstieg des Meeresspiegels. Und wir werden mehr Hitzetote erleben. Das will ich verhindern, dafür kämpfe ich. Ich möchte in Deutschland weiterhin gut und sicher leben können.

Was raten Sie den Deutschen?

Wir müssen als Nation über den eigenen Tellerrand hinausblicken – und weltweit klimaneutral werden, deshalb steht Klimaaußenpolitik auch ganz vorn im Unionswahlprogramm. Denn wenn wir eine globale Erderwärmung von zwei Grad haben, dann werden rund 20 Prozent des Planeten unbewohnbar sein. Derzeit sind das nur zwei Prozent. Das darf auf keinen Fall mehr werden, sonst drängeln sich immer mehr Menschen auf immer weniger Platz. Die Wahrscheinlichkeit für Kriege und Verteilungskämpfe um die Ressourcen wird steigen, Menschen werden sterben. Deswegen müssen wir als forschungsstarke und wohlhabende westliche Länder die Lösungen für diese Entwicklung finden und umsetzen. Ein wichtiger Faktor dabei sind erneuerbare, saubere Energien – die schon heute günstiger sind als Atom- und Kohlestrom.

Wiebke Winter: Zukunftsteam für Klimaschutz soll Kehrtwende im Wahlkampf einleiten

Kann man selber auch was unternehmen?

Der Einzelne kann sich natürlich auch im Alltag immer wieder überlegen: Kann ich diese Strecke auch mit dem Zug zurücklegen? Kann ich mich vielleicht regionaler ernähren oder meine Heizung oder meinen Strom umstellen? Oder vielleicht eine Fotovoltaikanlage auf mein Haus bauen? Gerade letzteres wollen wir als Union mit einem zinslosen KfW-Darlehen fördern.

Kann Wiebke Winter mit ihrem Klima-Plan die CDU noch retten? Mit unserem Bundestagswahl-Newsletter verpassen Sie keine Entwicklung.

Und das am besten in einer Jamaika-Koalition?

Ich kämpfe für eine starke Union. Ich finde Koalitionsversprechen vor der Wahl zu machen immer schwierig. Aber Jamaika könnte ich mir persönlich gut vorstellen, ja.

Wahl 2021: Keine News der Bundestagswahl und Kommunalwahl in Niedersachsen verpassen

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