1. Startseite
  2. Politik

Vom Leopard-2 zum E-Panzer? Bundeswehr soll grüner werden

Erstellt:

Von: Jens Kiffmeier

Kommentare

Will die Bundeswehr klimaneutraler machen: Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD).
Will die Bundeswehr klimaneutraler machen: Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD). © Becker&Bredel/Kay Nietfeld/Imago/dpa/Montage

Kampf für Klimaziele: Die Bundeswehr soll ihren CO₂-Ausstoß verringern – und dadurch unabhängiger von Russlands Öl werden. Rollen bald schon E-Panzer? 

Berlin – Auf ins Gefecht: Wenn ein Tornado der Bundeswehr abhebt, stößt er 14,6 Tonnen CO₂ aus – pro Flugstunde. Bei einem moderneren Kampfjet ist es ein bisschen weniger. Doch auch beim Eurofighter liegt der CO₂-Ausstoß auch noch bei elf Tonnen pro Flugstunde. Beides ist auf Dauer für die Umwelt zu viel und für den Steuerzahler zu teuer. Deshalb will das deutsche Militär umrüsten und die Emissionen senken. Doch zur Erreichung der selbstgesteckten Klimaziele scheint es noch ein weiter Weg zu sein. Dabei macht ein Umstieg auf alternative Kraftstoffe durchaus auch militärisch Sinn.

Klimaziele: Bundeswehr soll CO₂-Ausstoß reduzieren – Verteidigungsministerin Lambrecht veröffentlicht Aktionsplan

Die Bundeswehr jedenfalls will nicht länger Klimakiller bleiben. Diesen Anspruch der Politik hat Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) nun bekräftigt. „Nachhaltige Entwicklung geht weit über naheliegende Themen wie Ressourcenschonung oder Klima- und Umweltschutz hinaus“, betonte sie in dieser Woche bei der Vorstellung des Nachhaltigkeitsberichts. Eine Verringerung des CO₂-Ausstoßes im Militär stehe nicht im Widerspruch zur Verteidigungsfähigkeit. Im Gegenteil, durch Einsparung fossiler Brennstoffe mache man sich unabhängiger von ausländischen Energieressourcen – etwa auch aus Russland.

Klimaschutzziele bei der Bundeswehr? Was auf den ersten Blick verrückt klingt, hat also durchaus einen ernsten Hintergrund. Offiziell ist die Armee Teil des Klimaschutzgesetzes der Bundesregierung, wonach die Bundesverwaltung bis 2030 klimaneutral zu organisieren ist. Dies schließt zumindest den zivilen Teil des Verteidigungsministeriums mit seinen angeschlossenen Institutionen mit ein. Dem im Internet veröffentlichten Lambrecht-Bericht zufolge konnte die Bundeswehr in ihren Liegenschaften die CO₂-Emissionen seit 2005 immerhin um 44 Prozent senken, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete.

Das Problem: Der militärische Teil wurde bislang größtenteils bei der Erfassung des CO₂-Ausstoßes ausgeklammert. Doch genau in diesem Bereich verzeichnet die Bundeswehr zuletzt einen Anstieg. Bei der militärischen Mobilität, also der Nutzung aller Systeme zu Wasser, zu Lande und in der Luft, stieg der Ausstoß von 677.542 Tonnen CO₂ (2018) auf 776.064 (2021). Der Anteil der Bundeswehr an den Gesamtverkehrsemissionen betrug im vergangenen Jahr somit rund 0,53 Prozent. Begründet wird der Anstieg durch eine erhöhte Einsatzfähigkeit sowie mit einer erhöhten Kooperation in der Corona-Pandemie.

Klimaziele für Kampfjet oder Panzer: Für weniger CO₂-Ausstoß setzt das Militär auf neue Kraftstoffe

Doch das Verfehlen der Klimaziele soll auf Dauer nicht so bleiben. Wo überall möglich, sollen fossile Brennstoffe durch alternative Energieträger ersetzt werden. Bereits jetzt verfügt die Bundeswehr in ihrem Fuhrpark über 569 Elektroautos. Auf einen E-Panzer oder einen E-Kampfjet werden die Klimaschützer wohl weiterhin vergebens warten müssen, aber auch die schweren Kriegsgeräte sollen in Zukunft anders angetrieben werden, vielleicht durch grünen Wasserstoff. Wie Lambrecht betonte, werde man die Erforschung von synthetischen Kraftstoffen für die Bundeswehr intensivieren.

Wie groß ist der CO2-Ausstoß vom Militär weltweit?

Das Militär soll eine schlechte Öko-Bilanz aufweisen. Wie groß der CO2-Ausstoß insgesamt ist, weiß allerdings niemand so genau. Denn die Armeen müssen das nicht ausweisen. Schätzungen variieren zwischen einem bis fünf Prozent der globalen Emissionen. Dies würde ungefähr den Emissionen der Schifffahrtsindustrie entsprechen. Als größter Emittent gilt das US-Militär mit 73 Millionen Tonnen CO2.

Darüber hinaus nennt der Bericht weitere Einsparpotenziale. So werden Einsatzzentralen, etwa bei Auslandseinsätzen, mit Diesel-Aggregaten mit Strom versorgt. Hier suche man Lösungen für Solar- oder Windkraftanlagen. „Energieeffizienz und Ressourcenschonung erlangen in den Einsätzen und Missionen der Bundeswehr zunehmend an Bedeutung“, versprach die Verteidigungsministerin. Denn jede Einsparung von fossilen Energien könne an einer anderen Stelle helfen und so maßgeblich zur Durchhaltefähigkeit und Sicherheit der eingesetzten Kräfte beitragen, so Lambrecht weiter.

Reduzierung des CO₂-Ausstoß: Auch die Nato erkennt den Klimawandel als Problem

Die Bundeswehr geht dabei keinen Sonderweg. Denn die Loslösung von fossilen Energieträgern ist eingebettet in eine Nato-Strategie, die von der Nato im Sommer auf einem Gipfel in Madrid verabschiedet worden war. Darin betonte die Militärallianz die besondere Herausforderung des Klimawandels. Einerseits stelle dieser international die Sicherheit infrage. Andererseits, so betonte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, müsste das Verteidigungsbündnis seine militärischen Fähigkeiten anpassen.

Mit unserem Newsletter verpassen Sie nichts mehr aus ihrer Umgebung, Deutschland und der Welt – jetzt kostenlos anmelden!

Die Nutzung von Fahrzeugen, die nicht mit fossilen Treibstoffen betrieben werden, stärke die eigene Widerstandsfähigkeit und Unabhängigkeit. Der Krieg in der Ukraine habe deutlich gemacht, welche Folgen die Abhängigkeit von Energielieferungen autoritärer Staaten habe, sagte Stoltenberg und versprach: Bis 2050 werde die Nato klimaneutral sein. (jkf)

 

Auch interessant

Kommentare