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UNO schlägt Klima-Alarm: Wie teuer wird der Klimawandel für Deutschland?

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Von: Leonie Zimmermann

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Im Kampf gegen die Klimakrise besteht dringender Handlungsbedarf, das zeigt der jüngste Bericht der Vereinten Nationen. Und das wird ganz schön teuer.

Berlin – Fast 50 Prozent – so hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir bis 2026 in einem Jahr eine Erderwärmung von 1,5 Grad erleben werden. Das alarmierende Ergebnis der jüngsten Prognose der Weltwetterorganisation (WMO) zeigt einmal mehr den dringenden Handlungsbedarf im Kampf gegen den Klimawandel auf. Die Botschaft dahinter: Wenn sich nicht schnell etwas verändert an unserem Umgang mit der Umwelt, dann steigen die Temperaturen weiter und wir können die Ziele des Pariser Abkommens nicht mehr erreichen. Somit bestätigt der UN-Bericht, was bereits im jüngsten Klimabericht des Weltklimarats IPCC stand: Die Klimakrise spitzt sich schneller zu, als ursprünglich gedacht – und wird dadurch auch nochmal deutlich teurer. 

Vertrag:Pariser Klimaabkommen
Wann?Dezember 2015 beschlossen, seit November 2016 in Kraft
Ziele:Klimaneutralität bis 2050 und Erderwärmung vor 2 Grad stoppen

Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls eine Studie vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse. Den im Fachmagazin Environmental Research Letters veröffentlichten Berechnungen der Klimaökonomen zufolge ist es möglich, dass der Klimawandel bis zum Jahr 2100 circa sechs Mal so teuer wird, wir gedacht. In diesem Szenario führen Klimaschäden dazu, dass das weltweite Bruttosozialprodukt selbst bei einer mittleren Erderwärmung rund 37 Prozent niedriger ist, als in eine Welt ohne Klimawandel. Bisher war man von sechs bis sieben Prozent ausgegangen. 

Klimawandel stellt Deutschland und die ganze Welt vor eine finanzielle Milliarden-Herausforderung

Was das am Ende finanziell für einzelne Länder und Menschen bedeutet, ist heute kaum absehbar. Fest steht aber: Das Leben wird an vielen Stellen teurer und der Wohlstand wird auf die Probe gestellt. Das Deloitte Economics Institute geht in den kommenden 50 Jahren von finanziellen Schäden in Höhe von 730 Milliarden Euro für die deutsche Wirtschaft aus – wenn nicht rechtzeitig gehandelt wird. Laut der Studie, die von einer 3-Grad-Erderwärmung ausgeht, hätte Deutschland im Jahr 2070 470.000 Arbeitsplätze weniger als in einer Welt ohne Klimakrise. Davon betroffen wären vor allem Arbeitnehmer in der Landwirtschaft, im Tourismus und im Bankwesen. 

Gründächer auf Neubauten in Hamburg – nur eine von vielen kostenintensiven Investitionen in ein klimaneutrales Deutschland.
Gründächer auf Neubauten in Hamburg – nur eine von vielen kostenintensiven Investitionen in ein klimaneutrales Deutschland. © Markus Scholz/dpa

Sollte Deutschland aber noch die Kurve kriegen und bis spätestens 2050 klimaneutral werden, dann sieht unsere Zukunft der Studie zufolge deutlich besser aus. Aber: Auch das ist mit erheblichen Investitionen verbunden. Diese müssten vor allem in den Ausbau Erneuerbarer Energien, die Dekarbonisierung der Industrie sowie in grünen Treibstoff fließen. Je schneller all diese Investitionen erfolgen, desto günstiger kommt Deutschland davon. Im besten Fall könnten so bis zum Jahr 2100 ganze 830.000 Arbeitsplätze im Vergleich zum Nichtstun geschaffen werden. 

McKinsey-Studie: Klimawandel kostet Deutschlands Wirtschafts 240 Milliarden Euro im Jahr

Die Beratungsfirma McKinsey hat sich der Klima-Thematik bereits im vergangenen Jahr angenommen und kam in einer Studie Ende 2021 zu der Erkenntnis, dass in den kommenden Jahren insgesamt sechs Billionen Euro notwendig sind, um Deutschland auf Klima-Kurs zu bringen. Konkret bedeutet das: Sieben Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung müssen in grüne Technologien und Infrastruktur gesteckt werden. Von den insgesamt 240 Milliarden Euro sind 200 Milliarden Euro bereits vorhanden – aktuell nur anderweitig eingeplant. Die jährliche finanzielle Zusatzbelastung für ein klimaneutrales Deutschland beträgt demnach 40 Milliarden Euro. 

Genutzt werden müsse das Geld für eine Vielzahl an Investitionen. Dazu gehören unter anderem Zuschüsse für den Kauf von Elektroautos oder für Unternehmen, die in klimafreundliche Strukturen und Produktionsverfahren investieren. Aber auch der Ausbau vom Öffentlichen Nahverkehr und der Infrastruktur für Autos mit grünem Wasserstoff dienen dem Ziel der Klimaneutralität. Der Potsdamer Physiker Stefan Rahmstorf hat auf Twitter die größten Hoffnungsträger für den Klimaschutz aus dem jüngsten IPCC-Bericht zusammengefasst: Wind- und Solarstrom, Schutz der Wälder vor Abholzung, Speicherung von Methan-Emissionen aus der Landwirtschaft, Aufforstung und eine Umstellung von Industrieprozessen auf CO₂-ärmere Brennstoffe.

Umweltökonom warnt: Entweder jetzt in Klimaschutz investieren oder wegen Klimaschäden draufzahlen

Der Klimawandel stellt Deutschland und die Welt vor große Aufwendungen. Aber sie sind alternativlos, wie Umweltökonom Malte Welling im Gespräch mit watson erklärt: „Wenn wir nicht in den nächsten Jahren stärker handeln als bisher, kommen in den nächsten Jahrzehnten viel höhere Kosten auf uns zu – durch extremes Wetter, Überschwemmungen, Ernteausfälle und gesundheitliche Beeinträchtigungen.“ Und auch McKinsey-Autorin Ruth Heuss sieht den kritischen Faktor im Zusammenhang mit der Klimakrise nicht im Geld, sondern beim Faktor Zeit. „Die nächsten zehn Jahre sind die entscheidenden. Und je länger der Umbau verzögert wird, umso schneller müssten die Maßnahmen dann umgesetzt werden, was wiederum zu höheren Kosten führt.“

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