Ukraine: MI6 sicher - Russische Offensive wird zum Erliegen kommen
Großbritanniens Geheimdienst prophezeit Moskau schwere Kriegswochen. Kiew soll aus den USA weitere schwere Waffen bekommen. News-Ticker zum Militärgeschehen im Ukraine-Krieg.
- Britischer Geheimdienst schätzt Lage ein: Russische Offensive soll zum Erliegen kommen.
- Russland setzt Beschuss fort: Moskaus Militär nimmt weiterhin Ziele im Süden und Osten ins Visier.
- Russische Verluste in Charkiw: Offenbar kämpfen Putins Truppen in Charkiw mit schweren Verlusten.
- Dies ist ein News-Ticker zur militärischen Lage im Ukraine-Konflikt. Hier die Hintergründe zum Ukraine-Krieg.
Update vom 22. Juli, 10.59 Uhr: Auch das kanadische Militär sieht die russischen Truppen vor Problemen. Alle weiteren Entwicklungen in unserem neuen News-Ticker zur militärischen Lage im Ukraine-Krieg.
Update vom 21. Juli, 21.10 Uhr: Das russische Militär wird wahrscheinlich dazu gezwungen sein, seine Offensive in der Ukraine in den kommenden Wochen auszusetzen - das sagte der Chef des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6, Richard Moore, am Donnerstag. Dies würde den Ukrainern die Gelegenheit zu einem Gegenangriff geben.
„Ich glaube, ihnen geht bald die Puste aus“, so Moore über Russland laut der New York Times auf dem Aspen Security Forum in Colorado. „Unsere Einschätzung ist, dass es den Russen in den nächsten Wochen zunehmend schwerfallen wird, Arbeitskräfte und Material zu finden. Sie müssen in irgendeiner Weise innehalten, und das wird den Ukrainern die Möglichkeit geben, zurückzuschlagen.“ Moore sagte weiter, der russische Präsident Wladimir Putin habe seine ursprünglichen Kriegsziele nicht erreicht und sei gezwungen gewesen, eine langsame Strategie zu verfolgen.
In der Praxis hätten die russischen Streitkräfte kaum Fortschritte gemacht, seit sie Anfang Juli die Stadt Lysychansk eingenommen haben, als Verteidigungsbeamte in Moskau eine kurze „Operationspause“ ankündigten. Russische Streitkräfte rücken jetzt nur noch schrittweise vor, sagte Moore, und nehme ukrainische Städte erst ein, nachdem sie sie mit Artilleriefeuer zerstört haben.
Ukraine-Krieg: Großbritannien teilt neue Waffen-Liste
Update vom 21. Juli, 14.55 Uhr: Großbritannien unterstützt die Ukraine erneut mit Waffen in ihrem Kampf gegen den russischen Angriff, wie das Verteidigungsministerium in London ankündigte. Demnach soll folgende Ausrüstung geliefert werden:
- 20 Panzerhaubitzen vom Typ M109
- 36 Geschütze vom Typ L119
- 50.000 Schuss Munition für alte Artilleriegeschütze
- Hunderte Drohnen
- Artillerieaufklärungsradar
„Der Umfang und die Bandbreite der von uns bereitgestellten Ausrüstung demonstrieren die Stärke unserer Entschlossenheit“, sagte Verteidigungsminister Ben Wallace einer Mitteilung zufolge. Großbritannien ist einer der größten Waffenlieferanten für die Ukraine.
Russland setzt Beschuss fort - Ziele im Süden und Osten der Ukraine im Visier
Update vom 21. Juli, 14.15 Uhr: Russlands Militär hat eigenen Angaben zufolge mehrere Ziele im Süden und im Osten der Ukraine beschossen. In den Gebieten Mykolajiw und Donezk seien innerhalb der vergangenen 24 Stunden insgesamt neun Kommandoposten getroffen worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow. Zudem seien sechs Waffenlager zerstört und ein Kampfflugzeug sowie ein Hubschrauber abgeschossen worden. Unabhängig überprüfen ließ sich das nicht.
Konaschenkow sprach zudem von mehr als 600 Kämpfern, die am vergangenen Samstag bei einem Luftangriff im südukrainischen Gebiet Odessa getötet worden sein sollen. Darunter seien auch bis zu 120 ausländische Söldner gewesen, sagte er. Eine Bestätigung dieser Angaben von ukrainischer Seite gibt es nicht.
Ukraine-News: Moskau macht Kiew für Angriff auf russisches Territorium verantwortlich
Update vom 21. Juli, 12.48 Uhr: Die russische Grenzregion Belgorod macht die ukrainische Seite für einin Angriff mit einem getöteten Zivilisten verantwortlich. Am Mittwoch (20. Juli) seien die Dörfer Nechotejewka und Schurawljowka beschossen worden, teilte der zuständige Gouverneur mit.
Das Wahl- und Menschenrechts-Büro ODIHR der OSZE warf den russischen Truppen unterdessen schwerwiegende und massenhafte Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht vor. Entsetzt zeigten sich die Experten auch über die Belagerung von Städten. Zeugen hätten von vielen Fällen illegaler Hinrichtungen, Inhaftierungen, Folter, sexueller Gewalt und Entführungen berichtet.
Ukraine-News: Experten dokumentieren massenhaften Völkerrechtsbruch Russlands
Auch die ukrainische Armee habe gegen humanitäres Völkerrecht verstoßen, wenn auch in geringerem Maße, heißt es in dem Bericht. Kritisiert wurde Gewalt gegen mutmaßliche Plünderer. Auch würden beide Seiten im Umgang mit Kriegsgefangenen das geltende Völkerrecht verletzen. Der US-Auslandsgeheimdienstes CIA schätzt die Toten auf russischer Seite im Ukraine-Krieg aktuell auf 15.000.
Die 53-seitige Materialsammlung wurde ausdrücklich als Bericht des ODIHR bezeichnet, nicht als Bericht der OSZE. Die größte Sicherheitsorganisation Europas ist durch den Konflikt mit dem wichtigen Mitglied Russland weitgehend gelähmt. Der Invasor Russland beklagt immer wieder Beschuss auch auf dem eigenen Staatsgebiet. Die ukrainische Seite äußert sich in der Regel nicht zu diesen Vorwürfen.

Ukraine-News: USA wollen weitere Mehrfach-Raketenwerfer liefern
Update vom 21. Juli, 6.42 Uhr: Die USA wollen der Ukraine vier weitere Mehrfach-Raketenwerfer vom Typ Himars liefern. Das kündigte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bei Online-Beratungen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe aus Dutzenden Staaten an. Die bisher gelieferten Himars-Raketenwerfer hätten „auf dem Schlachtfeld so viel bewirkt“, meinte Austin. Als Teil des nächsten Pakets für die Ukraine würden die USA außerdem weitere Waffen, Munition und Ausrüstung liefern, darunter Raketen und Artilleriegeschosse. Genauere Details werde man im Laufe der Woche bekanntgeben.
Unterdessen schätzt der US-Auslandsgeheimdienst CIA, dass im Krieg gegen die Ukraine auf russischer Seite bereits 15.000 Menschen ums Leben gekommen sind. Zudem seien geht man von dreimal so vielen Verwundeten bei den Russen aus, sagte CIA-Direktor William Burns am Mittwoch (Ortszeit) bei einer Podiumsdiskussion während einer Sicherheitskonferenz in Aspen im US-Bundesstaat Colorado. „Und auch die Ukrainer haben gelitten - wahrscheinlich etwas weniger. Aber, Sie wissen schon, erhebliche Verluste“, sagte Burns. Aktuelle Angaben der offiziellen Stellen in Russland zu Totenzahlen gibt es nicht.
Ukraine-Krieg: Weitere schwere Kämpfe rund um Donezk und Charkiw
Update vom 20. Juli, 21.35 Uhr: Im Ukraine-Krieg liefern sich Russland und die Ukraine weiterhin schwere Kämpfe. Der ukrainische Generalstab verwies unterdessen in seinem abendlichen Bericht auf rund ein halbes Dutzend Frontabschnitte, an denen russische Truppen offenbar vorstoßen wollten. Im Donezker Regierungsbezirk habe es bei Wuhledar, Marjinka, Awdijiwka und entlang der Linie zwischen Siwersk und Bachmut Sturmversuche gegeben, hieß es. Im benachbarten Charkiwer Gebiet seien Angriffe nördlich der Gebietshauptstadt abgewehrt worden. Parallel dazu wurden den ukrainischen Angaben zufolge Dutzende Orte von der russischen Armee mit Artillerie beschossen oder von der Luftwaffe bombardiert.
Russische Verluste in Charkiw - Putins Truppen haben offenbar Probleme
Update vom 20. Juli, 18.15 Uhr: Nach ukrainischen Angaben erleidet das russische Militär bei Kämpfen in der ukrainischen Region Charkiw schwere Verluste. „Unsere Streitkräfte kämpfen im Norden der Region. Der Feind versucht ständig tief vorzustoßen, aber unser Militär schlägt diese Angriffe zurück“, zitierte die ukrainische Staatsagentur Ukrinform den Charkiw-Militärgouverneur Oleg Sinegubow. Ihm zufolge zieht sich das russische Militär auf zuvor besetzte Positionen zurück und erleidet besonders um die Stadt Isjum schwere Verluste. Gleichzeitig betonte er, dass Russland nach wie vor auch die gesamte Charkiw-Region unter Kontrolle bringen wolle.
Ukraine-News: Kämpfe zwischen ukrainischer Armee und Putins Truppen dauern an
Update vom 20. Juli, 9.51 Uhr: An der Front gehen die Gefechte in der Ukraine ununterbrochen weiter. Gekämpft wird im Süden und im Osten des Landes. Strategisch bedeutende Vorstöße konnte dabei keine der beiden Konfliktparteien erzielen. Die russischen Streitkräfte haben aber bei den Gefechten um den Donbass nach ukrainischen Angaben weitere Geländegewinne erzielt.
„Der Feind hat im Raum Pokrowske einen Sturm durchgeführt, dabei teilweise Erfolg gehabt und setzt sich am Südrand der Ortschaft fest“, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht mit.
Pokrowske ist eine Siedlung zehn Kilometer östlich des wichtigen Verkehrsknotenpunkts Bachmut im Gebiet Donezk. Die Linie Siwersk-Soledar-Bachmut gilt als nächste Verteidigungslinie der Ukraine vor dem Ballungsraum um die Großstädte Slowjansk und Kramatorsk.
US-Geheimdienst zum Ukraine-Krieg: Russland will „Scheinreferenden“ noch in diesem Jahr
Update vom 20. Juli, 6.16 Uhr: Die US-Regierung ist der festen Überzeugung, dass Russland weitere Gebiete in der Ukraine annektieren will. Als Vorbild diene das Vorgehen auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim im Jahr 2014, erklärte John Kirby, der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, am Dienstag (19. Juli). Man habe Geheimdienstinformationen, die darauf hindeuten, dass Russland „Scheinreferenden“ abhalten wolle, hieß es. Teil dessen sei die Errichtung russicher Bankfilialen in den betroffenen Regionen, um dort den Rubel als Währung einzuführen.
Auch eine Kontrolle des Internetzugangs gehöre demnach dazu. Zudem wolle Moskau die Menschen zu einer Beantragung der russische Staatsbürgerschaft zwingen. „Der Kreml hat den Zeitplan für die Referenden nicht bekannt gegeben, aber russische Vertreter in diesen Gebieten behaupten, dass sie im Laufe dieses Jahres stattfinden werden, möglicherweise in Verbindung mit den russischen Regionalwahlen im September“, ergänzte Kirby. Als betroffene Regionen nannte er zum Beispiel die Gebiete Cherson, Saporischschja sowie die gesamten Gebiete von Luhansk und Donezk.
Der Kreml hat solche Pläne bislang nicht bestätigt. Allerdings haben die von Russland eingesetzten Verwaltungen in den besetzten Gebieten schon mehrfach erklärt, Referenden über einen Beitritt zu Russland abhalten zu wollen. Im Gebiet Saporischschja im Südosten der Ukraine wurde diesbezüglich ein Termin Anfang September genannt. Im südukrainischen Cherson haben die russischen Besatzer im Mai den Rubel als Zahlungsmittel eingesetzt, um die Region stärker in den eigenen Wirtschaftsraum zu integrieren.
Russland rückt im Donbass vor: Truppen nähern sich Verteidigungslinie vor Slowjansk und Kramatorsk
Update vom 19. Juli, 20.30 Uhr: Die russischen Streitkräfte haben bei den Gefechten um den Donbass im Osten der Ukraine nach ukrainischen Angaben weitere Geländegewinne erzielt. „Der Feind hat im Raum Pokrowske einen Sturm durchgeführt, dabei teilweise Erfolg gehabt und setzt sich am Südrand der Ortschaft fest“, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht mit. Pokrowske ist eine Siedlung zehn Kilometer östlich des wichtigen Verkehrsknotenpunkts Bachmut im Gebiet Donezk. Die Linie Siwersk - Soledar - Bachmut gilt als nächste Verteidigungslinie der Ukraine vor dem Ballungsraum um die Großstädte Slowjansk und Kramatorsk.
An anderen Frontabschnitten im Donbass ist es dem ukrainischen Militär nach eigenen Angaben gelungen, die russischen Angriffe zurückzuschlagen. Sowohl nördlich von Slowjansk als auch östlich von Siwersk seien die Attacken erfolglos verlaufen. „Die ukrainischen Kämpfer haben den Okkupanten erhebliche Verluste zugefügt“, heißt es an einer Stelle im Lagebericht. Unabhängig sind die Angaben nicht zu überprüfen. Russland hat die Ukraine Ende Februar überfallen. Die russische Armee strebt in der Ostukraine nach dem Gebiet Luhansk auch die Eroberung des Gebiets Donezk an. Im Süden der Ukraine, im Gebiet Cherson, berichtet der Generalstab von Artillerie- und Panzergefechten ohne eine Veränderung der Frontlinie.
Ukraine-News: Medwedew mit Vorwurf an westliche Länder - „politische Impotenz“
Update vom 19. Juli, 16.41 Uhr: Ex-Kremlchef und Putin-Vorgänger Dmitri Medwedew wirft den westlichen Ländern politische Impotenz vor. Der frühere russische Präsident (bis Mai 2012) lässt kein Zweifel daran, dass sein Land den Ukraine-Krieg letztlich für sich entscheiden werde. Außerdem kritisiert er die Waffenlieferungen der westlichen Länder in die Kriegsregion.
Update vom 19. Juli, 14.02 Uhr: Die Ukraine und Russland haben im laufenden Krieg erneut mehrere Dutzend Leichen getöteter Soldaten ausgetauscht. „Die Ukraine hat 45 ihrer Verteidiger zurückgeholt“, teilte das zuständige Ministerium in Kiew mit. Der Austausch sei gemäß den Normen der Genfer Konvention erfolgt. Details wurden nicht genannt. Der russischen staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti bestätigte ein Mitglied der Besatzungsverwaltung des südukrainischen Gebiets Saporischschja den Austausch nach der Formel „45 gegen 45“.
Atomkraftwerk-Zwischenfall im Ukraine-Krieg: Bürgermeister berichtet von Toten
Kiew - Bei einem Zwischenfall in einem ukrainischen Kernkraftwerk sind mehrere Menschen ums Leben gekommen. Außerdem erlitten laut Dmytro Orlow mindestens neun russische Soldaten Verletzungen. Das berichtet der US-Nachrichtensender CNN. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen.
Orlow ist gewählter ukrainischer Bürgermeister des besetzten Enerhodar. Die Kleinstadt liegt nahe dem Gebiet Saporischschja in der Südukraine und ist Standort des größten Atomkraftwerks Europas. Die Anlage steht seit rund vier Monaten unter Kontrolle des Militärs von Kremlchef Wladimir Putin .
Im Zuge der Invasion hatten russische Einheiten auch die Sperrzone um den Unfallreaktor Tschernobyl eingenommen. Sie zogen jedoch Ende März wieder ab.

Geheimdienst zum Militärgeschehen: Personalmangel in Russlands Truppen
Unterdessen leiden die russischen Truppen unter „schwerer Unterbesetzung“. Dieses Problem werde für sie „wahrscheinlich akut“ werden, hieß es in dem täglichen Geheimdienst-Update auf dem Twitter-Account des britischen Verteidigungsministeriums. Russische Miltärstrategen stünden nun vor dem „Dilemma“, ob sie die Soldaten zu Kämpfen in den Donbass im Osten schicken, oder zur Abwehr der ukrainischen Gegenoffensive in Cherson im Südwesten einsetzen.
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs Ende Februar veröffentlicht die britische Regierung regelmäßig Geheimdienstinformationen zu dessen Verlauf. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor. (frs mit AFP und dpa)